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Die Unverzichtbaren von Bayer Leverkusen

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Die Unverzichtbaren von Bayer Leverkusen

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Geht ohne dieses Duo nichts?

Bayer Leverkusen tut sich in der Europa League bei Qarabag Agdam lange sehr schwer. Doch dann zeigen zwei absolute Leistungsträger, weshalb sie praktisch unersetzbar sind.
Leverkusen-Trainer Xabi Alonso spricht vor dem Europa-League-Achtelfinalhinspiel gegen Qarabag Agdam über die Ziele der Werkself in jenem Wettbewerb.
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Dass es für Bayer Leverkusen ein ungemütlicher Abend werden könnte, deutete sich schon beim Anpfiff an, als Granit Xhaka und Florian Wirtz in aller Gelassenheit auf der Bank Platz nahmen. Etwa eine halbe Stunde vorher hatte es begonnen, kräftig zu regnen. Dazu pfiff ein kalter Wind durch das altehrwürdige Tofiq-Bahramov-Stadion. Jener Spielstätte, die nach dem Linienrichter benannt wurde, der beim WM-Finale 1966 das berüchtigte „Wembley-Tor“ für England gegen Deutschland gab.

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Obendrein verwandelte sich die Arena in Baku, bei nationalen Spielen nur selten mit mehr als 2.000 Zuschauern besetzt, wie an europäischen Abenden üblich in einen Hexenkessel. In Summe offenbar zu viele Störfaktoren für das nicht eingespielte Team von Xabi Alonso, der im Achtelfinal-Hinspiel der Europa League gegen Qarabag Agdam (2:2) massiv rotierte und gleich auf acht Positionen tauschte. Wie Xhaka und Wirtz saßen auch Jeremie Frimpong, Jonas Hofmann oder Patrik Schick zunächst draußen. Ein mutiger Poker, mit dem sich der Spanier beinahe verzockte.

Denn die Werkself ließ in der Hauptstadt Aserbaidschans lange all das vermissen, wofür sie und sein Erfolgscoach in den vergangenen Monaten so hoch gelobt worden waren: Spielkontrolle, Passqualität, Tempo beim Spiel nach vorne, Abstimmung in der Viererkette und die nötige Härte in der Zweikampfführung. So kam es, dass die beiden Gegentreffer in der ersten Halbzeit nur folgerichtig waren.

Alonso selbstkritisch: „Das war mein Fehler“

Zur Pause lachte im Leverkusener Lager niemand mehr. Der krasse Außenseiter aus dem gefühlten Niemandsland führte vor über 30.000 frenetischen Besuchern tatsächlich mit 2:0. Bei Bayer gingen dagegen jegliche Abläufe verloren, die Offensive blieb ohne nennenswerte Torgelegenheit. Nach dem Seitenwechsel schaute sich Alonso seine völlig verunsicherte Mannschaft noch 13 weitere Minuten an, ehe er die wohl größte Erkenntnis des Abends akzeptierte: Vor allem ohne Wirtz und Xhaka, die beiden Unverzichtbaren, geht‘s eben doch nicht.

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„Wir haben keine Struktur in unser Spiel gekriegt und haben häufig zurück, zurück, zurück gespielt und Qarabag hat immer weiter gepresst und wir waren irgendwann beim Torwart“, sagte Geschäftsführer Simon Rolfes. „Wir sind nie in die Situation gekommen, Bälle zwei Linien nach vorne zu spielen und dort zu halten, um unser Spiel zu entwickeln.“ Selbstkritisch übernahm Alonso für den schlechten Auftritt des ersten Durchgangs die Verantwortung: „Es ist ein Prozess. Die erste Halbzeit war nicht gut, das war mein Fehler – ich weiß, warum. Wir versuchen, das für die Zukunft zu verbessern.“

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Es dauerte nicht lange, bis Alonso seine wilde Rotation korrigierte . Nachdem Frimpong bereits direkt mit Wiederanpfiff neu aufs Feld kam, folgten Xhaka sowie Wirtz in der 58. Minute - und das Spiel der Werkself wurde sofort deutlich strukturierter. „In der zweiten Halbzeit haben wir umgestellt und unser Spiel auf den Platz gebracht. Wir hatten schon viele Spiele, wo es die Einwechselspieler überragend gemacht haben. Aber natürlich sind Flo und Granit Unterschiedsspieler, die uns zu jeder Zeit helfen“, betonte Jonathan Tah, der die Leverkusener als Kapitän anführte.

Gegen im Laufe der zweiten Halbzeit müde werdende Hausherren benötigte Xhaka keinerlei Anlaufzeit und gliederte sich wie gewohnt als dominierender Taktgeber ins Zentrum ein. Ein passender Beleg, weshalb Alonso seine Bedeutung für das Bayer-Spiel kürzlich „fundamental“ nannte. Auf dem Rasen sei der Schweizer „wie ein zweiter Coach“, der mit seiner Professionalität und Erfahrung stets vorangeht, besonders aber mit seiner Umsicht und Spielintelligenz glänzt.

Wirtz: „Wollte zeigen, dass wir auch noch da sind“

Und Wirtz? Der war im Gegensatz zu Xhaka nicht für die Kompaktheit reingekommen, sondern für den Spielwitz. Und der 20-Jährige schaffte es auch, die von Qarabag eng gehaltenen Räume aufzubrechen und mit einem traumhaften Lupfer den Anschlusstreffer zu erzielen. Bereits das 100. Tor der Werkself in dieser Saison – dem zwar ein riesiger Patzer von Abdellah Zoubir vorausging, quasi ein perfekter Steilpass in die falsche Richtung. Die wunderbare Vollendung von Wirtz machte das aber nicht weniger sehenswert.

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„Der Gegner war sehr gut auf uns eingestellt. In der Halbzeit haben wir ein paar Änderungen vorgenommen, das hat gut funktioniert und wir hatten sogar noch die Chance zu gewinnen“, stellte Wirtz nach dem Schlusspfiff bei RTL fest. Nach seinem Traumtor jubelte er leicht provokant mit dem Zeigefinger vor dem Mund: „Das Stadion war laut, die Zuschauer waren ab der ersten Minute voll dabei. Da wollte ich einfach mal zeigen, dass wir auch noch da sind.“ Der erlösende Ausgleich durch den ebenfalls eingewechselten Schick rundete das Comeback schließlich ab.

Für Leverkusen drohte die lange Dienstreise ans Kaspische Meer zu einem Horrortrip zu werden. Am Ende hatten die Rheinländer die Dinge jedoch noch halbwegs zum Guten gedreht, in einem turbulenten Spiel aus dem zwischendurch klaren Rückstand ein 2:2-Remis gemacht und nebenbei auch die sensationelle Serie von nun 35 ungeschlagenen Partien gerettet. Bedanken können sie sich bei Xhaka und Wirtz - wieder einmal.