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Vize-Europameisterin Lea Schüller: "Ich glaube, es gibt nichts Schlimmeres"

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Vize-Europameisterin Lea Schüller: "Ich glaube, es gibt nichts Schlimmeres"

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Schüller: „Es gibt nichts Schlimmeres“

Lea Schüller spricht im SPORT1-Interview über die Titelchancen des FC Bayern, die EM 2022 und ihre Corona-Erkrankung. Die EM-Heldin fordert bessere Bedingungen in der Frauen-Bundesliga.
Die Frauennationalmannschaft wurde nach der unglücklichen Niederlage im EM-Finale in Frankfurt von den Fans empfangen. Trotz des verpassten Titels wurden die Spielerinnen gefeiert.
Maureen Luginger
Maureen Luginger
von Maureen Luginger

Sie ist Vize-Europameisterin und Deutschlands Fußballerin des Jahres 2022: Lea Schüller.

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Vor dem Bundesliga-Auftakt in die Saison 2022/23 hat die 24-Jährige vom FC Bayern mit SPORT1 über ihre Auszeichnungen, die Titelchancen in der Liga sowie im Pokal gesprochen und was sich im Frauenfußball in Deutschland generell ändern muss.

Zudem verriet die Angreiferin, wie ihre Corona-Erkrankung sie bei der EM 2022 zurückgeworfen hat - und schwärmt trotzdem von der Atmosphäre in England während des Turniers. (NEWS: Alle aktuellen Infos zur Frauen-Bundesliga).

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Bayern-Star: „Ich habe mir nun ein höheres Ziel gesetzt“

SPORT1: Frau Schüller, was bedeutet Ihnen die Auszeichnung „Deutschlands Fußballerin des Jahres 2022″ zu sein?

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Lea Schüller: Ich habe davon erfahren, als wir bei der EM waren. Unsere Pressesprecherin hat mich zur Seite genommen und mir das erzählt. Ich war gar nicht darauf vorbereitet, total überrascht und ich habe mich riesig gefreut. Das ist eine super Auszeichnung, denn ich wurde auch Nationalspielerin des Jahres. Ich habe mich sehr gefreut, da ich von den Fans gewählt wurde und das auch mit Sympathien zu tun hat. Diesmal auch den Preis aufgrund von Statistiken zu bekommen, ist natürlich etwas Besonderes.

SPORT1: Welche Ziele haben Sie für die kommende Saison?

Schüller: Auf jeden Fall mehr Tore schießen (Anm. d. Red.: 16 Treffer in 2021/22). Das war eigentlich letzte Saison schon mein Ziel. Ich wollte Torschützenkönigin werden, aber ich habe mir nun ein höheres Ziel gesetzt. Ich freue mich natürlich, dass ich es trotzdem geschafft habe, Torschützenkönigin zu werden. Diesmal aber möchte ich schon an die 20er Marke rankommen. (DATEN: Die Tabelle der Frauen-Bundesliga)

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SPORT1: Haben Sie sich an die Spielphilosophie des neuen Bayern-Trainers Alexander Straus schon gewöhnt?

Schüller: Seine Spielphilosophie ist etwas ganz Neues für uns. Wir spielen ein anderes System und da war es die ersten Wochen für uns natürlich schon sehr schwer, weil wir gerade erst von der EM gekommen waren und wenig Zeit hatten, uns anzupassen. Wir sind eigentlich immer noch dabei, uns daran zu gewöhnen. Aber es wird nach und nach immer besser.

SPORT1: Wo können Sie sich noch persönlich verbessern?

Schüller: Ich habe überall noch Potenzial. Vor allem bin ich eine schnelle Spielerin. Also meine Stärke ist es, in die Tiefe zu gehen, und daraus resultiert natürlich auch, dass ich nicht so gerne die Bälle festmache. Das ist schon etwas, woran ich im Training viel übe. Und eben nicht nur die tiefen Läufe mache, sondern auch entgegenkomme. Das ist das größte Potenzial, was ich momentan noch habe.

Schüller: „Ich glaube, es gibt nichts Schlimmeres“

SPORT1: Was waren ihre ersten Gedanken nach der Corona-Erkrankung?

Schüller: Die Europameisterschaft war sehr turbulent für mich. Ich habe mich sehr gefreut auf die EM und mich lange darauf vorbereitet. Ich habe immer aufgepasst, dass ich kein Corona kriege und irgendwie hat man gehofft, dass man es bei der EM nicht bekommt. Ich habe es zweieinhalb Jahre geschafft, es nicht zu bekommen und ausgerechnet bei dem großen Turnier, wo ich es auf keinen Fall kriegen sollte, war es dann so. Ich hatte an einem Tag Halsschmerzen und dachte mir, ich muss Bescheid geben, denn wenn ich noch mehr anstecke, wäre es natürlich viel schlimmer. Dann hundert Millionen Tests gemacht und nie den zweiten Strich gesehen. Und auf einmal kam bei der EM das positive Ergebnis.

Im ersten Moment ging es mir bei der Erkrankung auch nicht gut. Dann habe ich mich total geärgert. Ich lag im Zimmer und habe mir die Spiele im Fernsehen angeschaut. Ich glaube, es gibt nichts Schlimmeres, denn, wenn man einfach ‚nur‘ krank ist, kann man zumindest mit ins Stadion. Und ich saß in meinem Zimmer - während der EM! Das war eine schwere Zeit und ich bin froh, dass ich wieder zurückkommen konnte. Ich hatte leider bis zum Finale keinen Einsatz mehr. Das Finale zu spielen, war sehr schön, aber ich konnte nicht an meine Leistungsgrenze kommen. Deswegen - zurückblickend - war es ein nicht so gelungenes Turnier für mich persönlich.

SPORT1: Wie fanden Sie die Atmosphäre bei der EM in England?

Schüller: Überragend! Es war ein tolles Gefühl, dort zu spielen und so viele Zuschauer da zu haben. Auch viele Deutsche sind gekommen. Das war etwas Besonderes. Insgesamt war die EM überragend. Für mich persönlich ist es mit der Krankheit nicht gut gelaufen, aber insgesamt war es ein guter Schritt für uns und den Frauenfußball.

SPORT1: Wie kann man diese Atmosphäre auf die Frauen-Bundesliga übertragen?

Schüller: Es wird schon etwas besser. Man hat gesehen, dass bei unseren Testspielen im Campus extrem viele Leute da waren. Da muss ich auch ehrlich sein: Ich war echt überrascht, dass so viele Zuschauer gekommen sind. Das hat man auch bei den letzten Länderspielen gemerkt. Es ist viel mehr Aufmerksamkeit da und ich hoffe, dass es in der Bundesliga so weitergeht. Ich glaube nicht, dass wir die Stadien vollkriegen, aber dass es zumindest in die richtige Richtung geht.

Schüller verrät ihr Ritual vor jedem Spiel

SPORT1: Was muss der FC Bayern machen, um Titel zu holen?

Schüller: Vorletztes Jahr haben wir den Meistertitel geholt. Letzte Saison hatten wir auch Pech. Wir können es genauso schaffen wie Wolfsburg. Mit Frankfurt haben wir auch direkt einen besonderen Auftaktgegner, ein besonderes Spiel in einem großen Stadion. Es werden viele Leute kommen. Da ist man gleich motivierter. Mit unserem Systemwechsel ist es für Wolfsburg vielleicht überraschend, wie wir jetzt spielen. Da müssen sie sich jetzt erstmal darauf einstellen.

SPORT1: Was macht Neuzugang Georgia Stanway aus?

Schüller: Georgia ist eine starke Sechs. Sie ist für mich eine Marina Hegering auf der Sechs. Also, wenn sie in Zweikämpfe geht, will man nicht mit dabei sein. (DATEN: Ergebnisse und Spielplan der Frauen-Bundesliga)

Lea Schüller kehrt nach ihrer Corona-Infektion zu der Frauennationalmannschaft zurück. Im Viertelfinale gegen Österreich stellt sie ihre Freundin jetzt vor einen Gewissenskonflikt.
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SPORT1: Welche Ziele haben Sie im DFB-Pokal?

Schüller: Wir wollen ins Finale, ganz einfach. Wir haben es die letzten beiden Jahre gegen Wolfsburg nicht geschafft, aber der Pokal ist ein eigener Wettkampf und wir müssen alles geben. So wie wir es in der Liga auch machen. Da ist das Gute, man hat nur ein Spiel und spielt nicht zweimal gegen den Gegner. Klares Ziel: Finale!

SPORT1: Haben Sie ein bestimmtes Ritual vor einem Spiel?

Schüller: Ich betrete den Platz erst mit dem linken Fuß. Aber eigentlich achte ich vor allem darauf, dass ich nicht auf die Linie trete. Am Ende kommt es immer so raus, dass ich mit dem linken Fuß rausgehe.

Bundesliga-Bedingungen müssen verbessert werden

SPORT1: Für die englische Europameisterin Keira Walsh legte der FC Barcelona die stolze Summe von 460.000 Euro hin - und sorgte damit für eine neue Rekordablöse im Frauenfußball. Ein richtiger Schritt für den Frauen-Fußball?

Schüller: Es ist cool zu sehen, dass im Frauen-Fußball mehr Geld in die Hand genommen wird, um auch solche Transfers zu tätigen. Der letzte ist schon länger her mit Pernille Harder (Anm. d. Red.: Chelsea bezahlte vor zwei Jahren 350.000 Euro für die Dänin aus Wolfsburg). Wenn das vielleicht in kürzeren Abständen immer wieder vorkommen würde, ist man auf dem richtigen Weg. (Barcas Rekord-Deal: So denkt Bayern)

SPORT1: Wie sehen Sie die Bundesliga aufgestellt? Hängt man hinterher?

Schüller: Die Bedingungen in Deutschland sind noch nicht gut genug sind. Mit Wolfsburg und Bayern wäre das möglich. Der Rest der Liga hat für so etwas zu wenig Geld. Da muss erst an sowas gearbeitet werden und generell an den Bedingungen, die in Deutschland herrschen. Ich hoffe, dass es schon irgendwann möglich ist in Deutschland, aber da fehlt noch was. (SERVICE: Vize-Europameisterin Kleinherne kritisiert DFB)