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Frauen-EM: Ihre Auferstehung lässt eine ganze Nation hoffen

Die unverhoffte Wiederauferstehung

Auf Alexia Putellas‘ Schultern ruhen Spaniens Hoffnungen beim EM-Halbfinale gegen die DFB-Frauen. Die Begegnung weckt bei der 31-Jährigen allerdings keine guten Erinnerungen.
Spaniens Ausnahmespielerin Alexia Putellas findet vor dem EM-Halbfinale gegen Deutschland sehr lobende Worte für einen DFB-Star.
Auf Alexia Putellas‘ Schultern ruhen Spaniens Hoffnungen beim EM-Halbfinale gegen die DFB-Frauen. Die Begegnung weckt bei der 31-Jährigen allerdings keine guten Erinnerungen.

Es lief bereits die neunte Minute der Nachspielzeit, als Alexia Putellas Verantwortung übernahm - und scheiterte.

Ihren Elfmeter im kleinen Finale der Olympischen Spiele von Paris im vergangenen Jahr fischte Ann-Katrin Berger aus dem linken Eck. Mit ihrer Parade sicherte die Torhüterin den DFB-Frauen den 1:0-Sieg gegen Spanien und damit die Bronzemedaille.

Ihren Ruf als Elferkillerin und starke Keeperin unterstrich Berger auch bei der laufenden Frauen-EM. Das wissen auch die Spanierinnen vor dem Wiedersehen im Halbfinale am Abend (21 Uhr im LIVETICKER).

Auch Putellas verneigt sich vor Berger

„Sie ist eine der besten Torhüterinnen der Welt mit einer großen Erfahrung. Sie wird dafür sorgen, dass wir unser Bestes zeigen müssen“, sagte Putellas. Es sei ein Vergnügen, gegen die besten Spielerinnen zu spielen, „weil sie einen ans Limit bringen. Berger ist eine dieser Spielerinnen“, lobte die 31-Jährige.

Insbesondere auf Putellas‘ Schultern ruhen Spaniens Hoffnungen. Die zweimalige Ballon-d‘Or-Gewinnerin hat national und international mit dem FC Barcelona und der spanischen Nationalmannschaft so ziemlich alles gewonnen, was es zu gewinnen gibt.

Nur der EM-Titel fehlt noch in der Trophäensammlung. Auf dem Weg in ihr erstes EM-Finale müssten die Spanierinnen aber zunächst erstmals überhaupt gegen Deutschland gewinnen. Der Pokal sei „die Trophäe, die uns fehlt - und wir haben das Gefühl, dass es jetzt so weit sein könnte“, sagte Putellas.

Bitterer Rückschlag vor der EM 2022

Auch sie persönlich hat noch eine offene Rechnung zu begleichen - nicht nur wegen des verschossenen Elfers bei Olympia. Vor der EM 2022 riss sie sich am Vorabend des Turnierbeginns auf dem Höhepunkt ihrer Karriere das Kreuzband.

Bei Spaniens WM-Triumph 2023 spielte der Mittelfeldstar daher nur eine Nebenrolle. Wenig später warf sie eine Meniskusverletzung erneut zurück. Ihrer Mutter sagte sie, sie müsse „den Fußball aufgeben“.

Doch sie kehrte eindrucksvoll zurück. In der abgelaufenen Spielzeit kreierte sie die meisten Chancen in den Top-5-Ligen und wurde zur besten Spielerin der spanischen Liga F gewählt. Bei der EM hat Putellas in vier Spielen drei Tore erzielt und vier vorgelegt - sie ist damit die Topvorbereiterin des Turniers.

„La Reina“ feiert ihre Wiederauferstehung

„Die Königin war tot - es lebe die Königin“, titelte die NZZ frei nach der französischen Heroldsformel und kürte Putellas zur bislang besten Spielerin der Frauen-EM.

Ihr Spitzname „La Reina“ kommt nicht von ungefähr - und „die Königin“ kämpft nun um ihre absolute Krönung. Sie selbst sieht sich im Vergleich zu ihren Hochzeiten vor der ersten schweren Knieverletzung auch nochmals besser.

„Ich weiß in jedem Moment, was zu tun ist, bin zielstrebiger, versuche, vor dem Tor effektiver zu sein, und vor allem versuche ich, fließend zu agieren und die besten Entscheidungen zu treffen, um am Ende Tore zu erzielen“, sagte Putellas der Mundo Deportivo.

Auch Barca-Legende Xavi schwärmte schon von ihrem Passspiel und ihrer Technik - und adelte sie als „die Beste“.

Abseits des Platzes ein Vorbild für viele

Sie selbst gibt sich eher bescheiden, was den öffentlichen Ruhm angeht. Ihren ersten Ballon d‘Or 2021 widmete Putellas ihrem Vater und Förderer Jaume. Er starb, als sie 18 war.

Abseits des Rasens ist Putellas ein Vorbild für viele. „Was ich getan habe und was ich tun werde, ist, einfach ich selbst zu sein. Und wenn das bedeutet, ein Bezugspunkt zu sein, dann bin ich so, wie ich bin“, sagt sie selbst.

Sie glaube eigentlich nicht, dass sie damit die Gesellschaft verändern werde. „Ich mache einfach das, was ich am besten kann, nämlich ich selbst sein und Fußball spielen. Aber wenn es dazu beiträgt, positive Dinge oder Veränderungen herbeizuführen, die das Leben oder die persönliche Situation von jemandem verbessern, dann ist das umso besser.“

Doch zunächst soll Putellas ihr Team gegen die DFB-Frauen möglichst ins Finale führen - und den Traum vom ersten EM-Triumph am Leben halten.