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Flutlicht an! Folge 48: Frauenfußball im Amateurbereich: "Es braucht Kümmerer"

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Flutlicht an! Folge 48: Frauenfußball im Amateurbereich: "Es braucht Kümmerer"

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Frauenfußball: „Es braucht Kümmerer“

Als Volunteer bei den Olympischen Spielen 2012 in London und der EM 2017 in den Niederlanden hat Antje Schröder Ehrenamt international kennengelernt. Beim HSG Warnemünde will sie als Leiterin Fußball insbesondere auch Frauen und Mädchen fördern. Über ihre Liebe zum und ihr Engagement im Fußball spricht sie im Podcast Fluchtlicht an!
Mara Pfeiffer sprach mit Antje Schröder
Mara Pfeiffer sprach mit Antje Schröder
© SPORT1-Grafik: Privat/SPORT1
Mara Pfeiffer
Mara Pfeiffer

„Kick it like Beckham“ war zwar nicht der absolute Anfang. Aber doch eine Art Anschub. Den Film sieht Antje Schröder, kurz nachdem sie 2002 nach England zieht, am Londoner Leicester Square im Kino. Mitte Zwanzig ist die Rostockerin da und denkt: „Wenn die jetzt hier sogar Kinofilme über Frauenfußball haben, dann muss ich mir doch einen Verein suchen.“

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Als fußballverrücktem Kind in der damaligen DDR war weder ihr noch ihren Eltern 20 Jahre zuvor klar, dass es eine Möglichkeit gäbe, sie in einem Mädchenteam unterzubringen: beim PSV Rostock. Die West-Bundesliga (m) ist hier weit weg, spannend sind die kicker-Jahreshefte des Großvaters. Sie liebt die Stecktabellen, ohne genau zu wissen, wozu die wohl taugen.

Während ihres Studiums in Bremen, die Teilung Deutschlands ist inzwischen Vergangenheit, kickt Schröder mit Begeisterung selbst. Manchmal erlauben sie und ihre Freundinnen sich die Fantasie, wie toll ein Werder-Frauenteam wäre: „Davon war damals noch überhaupt nicht zu träumen.“ Das eigene Spiel auf dem Platz aber ist eine wohltuende Realität.

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Nun also England und die „Greater London Women‘s Football League“ mit Teams aus dem Großraum der Stadt. Für Schröder, die zunächst nur ein Jahr bleiben will, werden die Frauen, mit denen sie auf dem Platz steht, eine Familie in der Ferne, und das Team hat großen Anteil daran, dass sie ihre Zeit im Königreich verlängert, erneut studiert und parallel arbeitet.

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„Für mich war das wie ein Kind im Spielzeugladen“

Ganz nebenher lernt die Fußballbegeisterte hier auch die Basics der Vereinsführung. Sie wird Schatzmeisterin, sorgt dafür, dass Mitgliedsbeiträge nicht mehr bar eingesammelt, sondern regelmäßig auf ein Konto überwiesen werden. „So kleine Dinge waren damals wirklich schon eine Veränderung.“ Sie begreift den Fußball als mehr denn das schöne Spiel – und beschäftigt sich erstmals intensiv mit Aufbau und Strukturen von Vereinen im Amateur*innenbereich.

Zur WM 2011 (w) bewirbt sich Schröder als Volunteer, aber ohne Erfolg. Ein Jahr später bei den Olympischen Spielen 2012 in London klappt es aber, und sie arbeitet im Mediencenter des Internationalen Olympischen Komitees als eine der Freiwilligen. „Für mich war das wie ein Kind im Spielzeugladen“, erinnert sich die 45-Jährige lachend an die aufregende Zeit. Das Finale zwischen den Vereinigten Staaten und Japan (2:1) erlebt sie live im Wembley Stadion.

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Rückkehr nach Deutschland

Zwei Jahre später kehrt Schröder zurück nach Deutschland und in die Region ihrer Kindheit, an die Ostsee. Obwohl sie zuletzt in London nicht mehr gespielt hat, sucht sie sich bald einen Verein. Sie beginnt, bei der HSG Warnemünde, die 2015 neu in den Spielbetrieb einsteigt, mit 37 Jahren noch einmal selbst regelmäßig Fußball zu spielen-

Schröder denkt zunächst, das Kleinfeld mit Sieben gegen Sieben würde ihr entgegenkommen, doch ohne die Möglichkeit zum Abseits ist ihr gutes Stellungsspiel kaum nützlich. „Mein Kopf wusste eigentlich, was ich machen wollte, ich konnte das aber nicht mehr wirklich umsetzen.“

Wieder lacht sie bei der Erinnerung. Der HSG bleibt sie nach der Aktivenzeit treu, koordiniert zunächst den Bereich Frauenfußball und ist heute Leiterin Fußball. Sie sei, sinniert Schröder, in Sachen Ehrenamt nun ganz an der Basis gekommen, mit allen Vor- und Nachteilen.

Antje Schröder sprach bei "Flutlicht an" mit Wortpiratin Mara Pfeiffer
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Schröder sieht Verbände in der Pflicht

Was sie schätzt, ist vor allem die Möglichkeit, den Verein zu gestalten und mit allen anderen Beteiligten weiterzuentwickeln. „Wo Frauen- und Mädchenfußball langfristig erfolgreich ist, hängt es meistens an wenigen Personen“, findet die Rostockerin. Das gebe denen Spielraum für Entwicklung, sei aber auch eine Gefahr: Was es braucht, wären Strukturen, die unabhängig von handelnden Personen Sicherheit geben. Dabei sieht sie auch Verbände in der Pflicht.

Als ein Beispiel für Verbesserungen sieht sie die Erhöhung beziehungsweise Angleichung der Preisgelder für Landespokalgewinne und die daraus resultierende Teilnahme der Klubs an der ersten Runde des DFB-Pokals. „Bei den Männern gibt es durch den Finaltag der Amateure so hohe Ausschüttungen an die Vereine, dass allein das Erreichen des Landespokalfinales schon ein riesiger finanzieller Anreiz ist.“ Wer für ein Frauenteam ausrichtet, müsse durch die hohen Anforderungen des DFB froh sein, Null-auf-Null rauszukommen, trotz Preisgeld.

Insgesamt müsse der Fußball der Mädchen und Frauen raus aus der Blase und in die Breite, was Verantwortlichkeiten angeht, sprich, dürfe nicht mehr weiter als ein getrennter Bereich betrachtet, sondern müsse auf allen Ebenen mitgedacht werden. „Die große Herausforderung ist, Vereine dazu zu bewegen, dass sie sich im Frauen- und Mädchenfußball engagieren.“