Super-Falken statt Brasilien-Hammer: Auch wenn ihnen ein frühes Duell mit Superstar Marta erspart bleibt, gehen die deutschen Fußballerinnen gewarnt in ihr WM-Achtelfinale gegen Nigeria.
DFB-Frauen starten ohne Marozsan
"Wir wissen, dass da ein Brocken auf uns zukommt", sagte Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg vor dem ersten K.o.-Spiel am Samstag in Grenoble (Frauen-WM: Deutschland - Nigeria ab 17.30 Uhr im LIVETICKER)
Nach drei Tagen Ungewissheit stand der Gegner am späten Donnerstagabend endlich fest. Im Grand Hotel von Uriage-les-Bains verfolgten Trainerstab und ein Teil der Mannschaft gemeinsam die spannende Entscheidung beim Vorrundenabschluss, um sich binnen eines Tages auf den nächsten Kontrahenten einzustellen.
Nigeria überrascht gegen Frankreich
Der Rekord-Afrikameister sei ein "starkes Team, das haben sie in der Gruppenphase bewiesen", betonte Voss-Tecklenburg anschließend: "Speziell im letzten Spiel gegen Frankreich haben sie gezeigt, wozu sie in der Lage sind." Gegen den Gastgeber hatte die Auswahl des schwedischen Trainers Thomas Dennerby nur aufgrund eines wiederholten Foulelfmeters in der Schlussphase mit 0:1 verloren. (Frauen-WM: Alle Spiele und Fakten)
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Seither hatte Nigeria mit drei Punkten auf dem Konto als Dritter der Gruppe A in Rennes zwischen Hoffen und Bangen auf die Ergebnisse der anderen Gruppenspiele gewartet. Am Ende fehlte Chile (2:0 gegen Thailand) nur ein Tor, um die Afrikanerinnen noch aus der K.o.-Runde zu verdrängen - Deutschland hätte dann gegen Brasilien gespielt.
Der umständliche WM-Modus mit 24 Teams führte dazu, dass die Super-Falken erst am Freitagvormittag per Flugzeug nach Grenoble reisen konnten, wo die Deutschen bereits am Dienstag ihr viertes WM-Quartier bezogen hatten. Ein klarer Vorteil für den zweimaligen Weltmeister, der nach dem 4:0 gegen Südafrika nun die nächste afrikanische Hürde nehmen muss. Neun Punkte aus drei Spielen ohne Gegentor haben Selbstvertrauen verliehen, zudem hat der Olympiasieger alle sieben bisherigen Duelle mit Nigeria gewonnen.
Duell mit USA erst im Finale möglich
Die Trainerin mahnte dennoch: "Afrikanische Mannschaft sind immer schwer zu bespielen, haben eine gute Mentalität, auch viel Tempo und körperliche Präsenz." Vor allem Asisat Oshoala könnte der bisher nicht immer sattelfesten deutschen Defensive bei schnellen Kontern Probleme bereiten. Die athletische Angreiferin vom Champions-League-Finalisten FC Barcelona ist ohne Zweifel das Aushängeschild des nigerianischen Teams.
Die zweite gute Nachricht des Abends kam aus Le Havre: Da die USA mit einem 2:0 (1:0) gegen Schweden wie erwartet die Gruppe F gewannen, kann Deutschland frühestens im Endspiel (7. Juli/Lyon) auf den Titelverteidiger und Angstgegner treffen.
Auch Gastgeber Frankreich sowie die Mitfavoriten England, Australien und Brasilien befinden sich nun in der anderen Hälfte des Turnierbaumes. Im Viertelfinale käme es zum Duell mit Kanada oder Schweden.
Angerer hofft auf Halbfinal-Einzug für Deutschland
Geht es nach Nadine Angerer, ist das Achtelfinale nur eine Zwischenstation für die junge DFB-Auswahl, die für die angepeilte Olympia-Qualifikation wohl noch zwei Runden überstehen muss. Denn nur die drei besten Teams aus Europa dürfen 2020 nach Tokio.
"Realistisch gesehen kann die Mannschaft ins Halbfinale kommen", sagte die Ex-Nationaltorhüterin, die als Torwarttrainerin in Portland arbeitet, dem Tagesspiegel. Ihr Traum: "Deutschland und die USA im Finale." Ihre Nachfolgerinnen würden das sicher unterschreiben.
Maroszan sitzt wieder auf der Bank, Debüt für Schüller
Im Vergleich zum furiosen 4:0-Sieg im letzten Gruppenspiel gegen Südafrika stellt Trainerin Martina Voss-Tecklenburg nur einmal um. Für Klara Bühl rückt Lea Schüller ins Sturmzentrum und unterstützt dort Kapitänin Alexandra Popp. Für Schüller ist es der erste Startelf-Einsatz bei einer Weltmeisterschaft. Die 21-Jährige war bereits gegen China und Südafrika eingewechselt worden. Ansonsten bleibt die Startformation unverändert.
Vor Almuth Schult im Tor verteidigen von rechts Giulia Gwinn, Sara Doorsoun, Marina Hegering und Verena Schweers. Vor der Abwehr bilden, die gegen Südafrika sehr agile, Lina Magull und Melanie Leupolz die Doppel-Sechs. Sara Däbritz und Svenja Huth stürmen über die Außenbahn, Popp und Schüller bilden die Doppelspitze.
Dszenifer Maroszan kehrt nach Zehenbruch im ersten Spiel gegen China nach nur 16 Tagen wieder in den deutschen Kader zurück. Bis wenige Stunden vor der Partie war über eine mögliche Rückkehr der Mittelfeld-Regisseurin von Olympique Lyon in die Startelf spekuliert worden, dafür reichte es aber vorerst nicht. Maroszan sitzt gegen Nigeria aber immerhin wieder auf der Ersatzbank.