Die FIFA wollte mit der Klub-WM eine neue Ära im Weltfußball einleiten. Nach den ersten Spielen der Vorrunde fällt die Bilanz allerdings eher ernüchternd aus – auch wenn der Verband den Auftakt als Erfolg verkauft.
Klub-WM: Nur die "Seele" feiert! Ein ziemlich einseitiges Fußballfest
Ein ziemlich einseitiges Fußballfest
Laut FIFA verfolgten an den ersten drei Spieltagen über 340.000 Zuschauer die Partien in den Stadien. Doch von grenzenloser Euphorie kann keine Rede sein.
Südamerikanische Fans feiern Fußballfest
Tatsächlich sind viele Arenen nur spärlich gefüllt – vor allem, wenn nicht gerade Top-Teams wie Real Madrid oder Paris Saint-Germain auf dem Platz stehen. Beim Spiel zwischen den Mamelodi Sundowns und Ulsan HD etwa fanden sich lediglich 3.400 Fans im Inter&Co Stadium in Orlando ein. Eigentliches Fassungsvermögen: 25.500. Die Stimmung bliebt entsprechend verhalten - nett formuliert.
Ganz anders sieht es allerdings aus, wenn südamerikanische Klubs im Einsatz sind. Ihre mitgereisten Anhänger sorgen für echte Großturnier-Atmosphäre – ob auf den Rängen, beim Tailgating vor den Spielen oder in den Städten selbst. Beim Duell zwischen Borussia Dortmund und Fluminense ging der Stimmungssieg mehr als eindeutig an die Brasilianer.
Gleiche Situation im „Big Apple“: In New York City waren am vergangenen Wochenende vor allem die Vereinsfarben der südamerikanischen Klubs zu sehen: Rot-Schwarz für Flamengo, Grün-Weiß für Palmeiras, und das markante Rot-Weiß-Schwarz von River Plate. Dazu kommen die beiden argentinischen Erzrivalen Boca Juniors und River Plate mit ihrer riesigen Fanbasis. Sie sind es, die Euphorie auf den Straßen der Spielorte versprühen.
Kein Wunder also, dass sich auch die US-amerikanischen TV-Sender auf die südamerikanischen Fans konzentrieren – nicht selten ist von der „Seele des Turniers“ die Rede.
Südamerika lebt für den Fußball
Fest steht: Fußball hat in Südamerika einen nochmal größeren Stellenwert als in vielen Teilen Europas – und ein Vergleich mit Nordamerika ist nicht einmal denkbar. Der Aufwand für die europäischen Klub-Anhänger ist zwar wesentlich höher. Doch das alleine reicht als Erklärung nicht aus.
Während in Europa viele Fans mit den Schultern zucken, ist die Klub-WM in Südamerika ein echtes Highlight. Kritik? Kaum. Stattdessen: Begeisterung. Gut, dass gleich sechs Teams aus Südamerika dabei sind - vier davon aus Brasilien. Und das, obwohl eigentlich pro Land nur maximal zwei Mannschaften dabei sein durften. Der Grund für diese Sonderregelung: In den vergangenen vier Jahren haben dort vier verschiedene Klubs die Copa Libertadores gewonnen, das südamerikanische Gegenstück zur Champions League.
US-Amerikaner bevorzugen andere Sportarten
Kein Wunder, dass das Turnier gerade bei der US-amerikanischen Latino-Bevölkerung deutlich positiver wahrgenommen wird. Mit Zahlen belegen lässt sich dies nur schwer, doch der Eindruck ist: In vielen lateinamerikanischen Lokalen flimmern die Partien der Klub-WM über die Bildschirme - anders als in den typischen US-Sportsbars.
Dort laufen weiterhin andere Sportarten. Die Erklärung ist naheliegend: Fußball belegt in der Beliebtheitstabelle nach American Football, Basketball, Eishockey und Baseball meist Rang 5. Und selbst wenn Fußball läuft, ist dort nicht selten der Gold Cup oder Spiele der MLS zu sehen. Die amerikanische Fußballliga legt nämlich keine Pause während der Klub-WM ein.
Dass das neue Turnier nicht die Massen bewegt, mussten vor allem die Bayern in Orlando feststellen: Dort regiert natürlich weiterhin Micky Maus. Dass der deutschen Rekordmeister in der Stadt ist, wissen nur absolute Insider. Das dürfte den Münchnern aber gar nicht so unrecht sein – schließlich will man sich voll auf die kommenden Spiele konzentrieren.
Baseball-Show statt Fußball-Hype
Kurios: Selbst in Cincinnati – einer Stadt mit einer großen deutschstämmigen Community – waren es am vergangenen Wochenende vor allem die Savannah Bananas, die für Furore sorgten. Die Baseball-Showtruppe zog etliche Fans an und stellte die 20.000 Zuschauer, die das Spiel der Bayern gegen Auckland live erleben wollten, in den Schatten.
Fakt ist: Die Gesamtstimmung in den USA bleibt gedämpft. Möglich, dass der Hype in der K.o.-Runde an Dynamik gewinnt. Und wenn nicht vor Ort, dann eben in den deutschen Wohnzimmern. Der übertragende Sender SAT.1 verzeichnete mit den Partien von Bayern und dem BVB gute Quoten und legte beim Marktanteil deutlich zu. Fakt ist aber auch: In den USA sind es in erster Linie die Südamerikaner, die bislang dieses Turnier mit Leben erfüllen.