Der türkische Messi? Na klar, allein der Spitzname, der in der Welt des Fußballs in aller Munde ist, spricht Bände und zeigt gut, dass die heimischen Fans in der Türkei längst verzaubert sind. Seit er 2021 Profi bei Fenerbahçe wurde, fasziniert sein linker Fuß die Massen. Schnell reifte er zum Star der Süper Lig und beeindruckte seine Nation auch bei der EM 2024. Die Rede ist natürlich von Arda Güler.
Ein gefühlter Real-Neuzugang
Einziger Haken dieser Prophezeiung: Der türkische Messi zauberte außerhalb der Türkei gar nicht so viel. Besser gesagt, er durfte es nicht, seit er sich im Juli 2023 Real Madrid anschloss. Denn unter Ex-Coach Carlo Ancelotti war Güler ein Versprechen, das nur selten eingelöst wurde. In der Saison 2024/25 absolvierte der 20-Jährige 43 Pflichtspiele für seinen Verein – meist als Einwechselspieler. Im Schnitt kam er pro Partie auf 41 Minuten.
Natürlich zu wenig für jemanden, dem die Zukunft gehören sollte, dessen Namen von nicht wenigen in einem Atemzug mit Lionel Messi genannt wird. Nie stand Güler mehr als zwei Partien in Folge in der Startelf. Fünf Tore und neun Assists zeigten sein Potenzial, verdeutlichten aber auch, dass er keine tragende Rolle hatte. So hielten sich hartnäckige Gerüchte, ob Güler sich lieber einen neuen Klub suchen sollte. Bis jetzt. Bis Xabi Alonso kam.
So brachte Alonso Güler in die Spur
Mit der Klub-WM und der Ernennung von Alonso zum neuen Trainer der Königlichen änderte sich für Güler alles - so scheint es derzeit zumindest. Nachdem er im Gruppenspiel gegen Al-Hilal eingewechselt wurde und voll überzeugte, hat er seinen Platz in der Startformation sicher. Und er läuft nicht einfach mit. Der türkische Messi gestaltet mit, bringt Kontrolle und hat Einfluss. Ein fast schon verblüffender Wandel, der im Viertelfinale der Klub-WM gegen Borussia Dortmund (Sa. ab 22 Uhr im LIVETICKER) seine Fortsetzung finden soll.
Wie das passiert ist? Durch einen Positionswechsel, mit dem sich Güler offensichtlich wohler fühlt als zuvor. Der Youngster spielt nicht mehr primär auf dem Flügel, sondern aus einer zentralen, tieferen Position heraus. In Kombination mit Jude Bellingham und Federico Valverde initiiert er die königlichen Offensivbemühungen aus der Mitte. „Arda muss dem Ball nahe sein. Je mehr Ballkontakte er hat, desto besser spielen er und das Team“, sagte Alonso, als er auf seinen Schützling angesprochen wurde.
Ballkontakte sammelt Güler neben den sehnlichst erwarteten Spielminuten in diesen Tagen reichlich. Beim Sieg im Achtelfinale der Klub-WM gegen Juventus Turin kam er auf 101 Ballkontakte und hatte damit die meisten aller Spieler - und das, obwohl er in der 78. Minute ausgewechselt wurde. Dazu glänzte er mit einer Passquote von 92 Prozent. Egal, wie das Turnier endet, aus Sicht von Real steht der Gewinner wohl bereits jetzt fest: Arda Güler.
Güler: Einer für die Gegenwart?
Nach einer enttäuschenden Saison sind die Madrilenen dabei, vieles auf links zu drehen. Vor allem suchen sie Nachfolger für das einstmals glorreiche Mittelfeld um Toni Kroos und Luka Modrić. Güler hat bewiesen, dass er mehr als nur eine Übergangslösung sein kann und eine gute Rolle an der Seite von Bellingham und Valverde spielen kann. „Es reicht nicht aus, wenn ein einzelner Spieler das Mittelfeld organisiert”, betonte Alonso vielsagend. „Wir sind auf dem Weg, diesen Bereich zu stärken.”
Eine Wachablösung im Mittelfeld der Königlichen, so wirkt es derzeit, ist vorgezeichnet. Modrić, der den Klub im Sommer verlassen wird, soll Güler gar persönlich als seinen „offiziellen Nachfolger“ auserkoren haben. Laut übereinstimmenden spanischen Medienberichten traf sich der Kroate kurz vor seinem Abschied mit Vereinspräsident Florentino Pérez und äußerte sich dabei äußerst positiv über den Türken.
Braucht Güler einen neuen Spitznamen?
„Er erinnert mich an meine eigene Jugendzeit. Wenn er sein Selbstvertrauen weiterentwickelt, kann er auf dieser Position der Beste der Welt werden“, schwärmte Modrić. Passend dazu plant Alonso laut Berichten, Güler regelmäßig einzusetzen – nicht als garantierter Stammspieler, aber mit deutlich mehr Spielzeit als in der Vergangenheit. Womöglich ergattert sich der gefühlte Neuzugang dann einen frischen Spitznamen: türkischer Modrić statt türkischer Messi.
Lange musste Güler in Madrid auf seine Chance warten. Aufgrund von Verletzungen und der enormen Konkurrenz durfte er nur selten sein Können unter Beweis stellen. Jetzt scheint seine Zeit langsam anzubrechen. Die nächsten, die sich dagegen wehren müssen, sind die Spieler von Borussia Dortmund.