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DFB-Team: Wie SPORT1 den Bundestrainer erlebte

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DFB-Team: Wie SPORT1 den Bundestrainer erlebte

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So erlebte SPORT1 den Bundestrainer

Jogi Löw steht vor den Nations-League-Krachern unter Beobachtung und wirkt deutlich energischer als noch vor Wochen. SPORT1 hat vor Ort Eindrücke gesammelt.
Vor der Partie in der Nations League gegen die Niederlande zeigt sich das DFB-Team sehr konzentriert. Nur wenigen Spielern huscht bei der Ankunft ein Lächeln über die Lippen.
von Florian Plettenberg, Jochen Stutzky

108 Tage nach dem WM-Aus in Russland fliegt die Nationalmannschaft am Freitagvormittag von Berlin nach Amsterdam. Anflug auf den Nations-League-Knaller gegen die Niederlande (UEFA Nations League: Niederlande - Deutschland am 13.10. ab 20.45 Uhr im LIVETICKER).

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Mit an Bord ist dann auch Jogi Löw. Nicht mehr so gebeutelt wie noch in Russland, nicht mehr so müde und angespannt wirkend wie bei seiner WM-Analyse in München Mitte September.

Der Bundestrainer wirkte während des dreitägigen Vorbereitungstrips in Berlin entschlossen, frischer und überzeugter als noch vor wenigen Wochen. Betont nahbar zeigt er sich nach der massiven Kritik an der Abgehobenheit des DFB-Trosses vor und während der WM auch.

Löw - gerade erst wieder von seinem Ex-Kapitän Michael Ballack öffentlich angezählt - weiß, dass er beim Neuanfang, der nach dem WM-Debakel nötig ist, selbst vorangehen, ihn verkörpern muss.

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Unsere SPORT1-Reporter erklären aus nächster Nähe, wie sie Löw beim Nations-League-Trip erleben.

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Dienstag:

Überpünktlich und als Erster erreicht Löw um 10.48 Uhr das DFB-Quartier "Das Stue" in Berlin. Modisch wie immer top aufgestellt: Lockere Stoff-Hose, blauer Pulli, Schal, Sneaker. Der 58-Jährige schreibt den rund 20 wartenden Fans Autogramme, macht Selfies, wirkt locker. Wenige Augenblicke später erreicht ausgerechnet Leroy Sane als erster Spieler das Teamhotel.

Jener Sane, den Löw unmittelbar vor der WM aus dem Kader strich. Die Gründe damals: Zu wenig Leistung, lasche Einstellung, zu abgehoben. Demonstrativ, ehrlich und herzlich nehmen sich die beiden vorm Eingang in den Arm. Löw betritt das Hotel, Sane schreibt Autogramme.

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Um 12.44 Uhr spricht der Bundestrainer zu den wartenden Medien, betont die Wichtigkeit der anstehenden Partien. Es war übrigens der einzige mediale Auftritt von Löw ihn Berlin. Der gebürtige Freiburger verzichtete bewusst auf Pressekonferenzen und nahm sich zurück. Voller Fokus auf die Arbeit!

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Zum Schlagwort "Schwere": Löw weiß, bei aller Freundlichkeit, worum es in den Partien gegen die Niederlande (13.10.) und Frankreich (16.10.) geht. Deutschland kann, bedingt durch den Modus, in der Nations League absteigen - von der Gruppe der Top-Nationen in die gefühlte Zweitklassigkeit. Es wäre ein weiterer, enormer Image-Schaden nach dem vorzeitigen Aus in Russland, auch die Debatte um ihn würde wieder einen Schub bekommen.

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Daher nimmt Löw den neuen Wettbewerb ernst: "Für mich als Nationaltrainer ist die Nations League eine gute Erfindung, weil wir gegen Top-Nationen spielen. Es geht um was."

Um 17.46 Uhr führt Löw seine durchgewürfelte DFB-Elf (sechs Verletzungs-Absagen) auf den Rasen des Amateurstadions von Hertha BSC. 5000 Kinder (das Training ist offen) kreischen, als sie ihre Idole sehen. Löw winkt, ist wie immer freundlich und versichert schon vorher: "Das wird kein Show-Training."

Ist es dann auch nicht: Warm-Up, Pass-Stafetten, Torschüsse und Abschlussspiel haben es in sich. Löw ist mittendrin. Nicht laut, aber konzentriert. Er beobachtet viel - und menschelt. Um 18.27 Uhr klatscht er mit schreienden Kindern an der Bande ab. Der Bundestrainer lächelt. Die Fans schreien vor Freude. Löw zu SPORT1 über das Fazit des Trainings: "Sehr zufrieden. Seeehr zufrieden."

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Eindruck der rund 70-minütigen Einheit: Vor allem in den Spielformen auf engem Feld ist viel Zug drin, auch Zweikämpfe, schöne Tore und Glanzparaden. Ein zu lasches Training (so der Vorwurf während und nach der WM) ist es nicht. Auffällig auch: Löw gestikuliert viel mit Marcus Sorg. Dem Co-Trainer, der nach SPORT1-Infos intern für sein taktisches Know-How geschätzt wird.

Mittwoch:

Löw bittet um 10.30 Uhr zur zweiten Berlin-Einheit. Das Herbst-Wetter herrlich, die Stimmung gelockert. Die Medien bekommen 15 Minuten Zugang zum Training, danach schirmt Löw die DFB-Elf ab. Volle Konzentration auf Oranje.

Wieder hat es das Training in sich. Stürmer Mark Uth (Schalke 04), der neu dabei ist und zum 100. DFB-Debütanten unter Löws Regie werden könnte, bestätigt: "Ich habe die letzten beiden Einheiten weniger entspannt erlebt. Da war schon ordentlich Tempo dabei. Es hat Spaß gemacht."

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Verteidiger Matthias Ginter (Borussia Mönchengladbach) bestätigt diesen Eindruck: "Was die Trainingseinheiten und die Intensität angeht, war es hier sogar noch ein bisschen intensiver als im Verein. Ich finde das gut so."

Stürmer Timo Werner (RB Leipzig) bestätigt SPORT1 am Nachmittag, dass Löw auch in Sachen Kommunikation mit den Spielern keinesfalls nachlässt. Immer wieder sucht der Bundestrainer die Gespräche mit den Nationalspielern. Tags zuvor verriet Löw gar selbst, dass er vor allem auch mit den gebeutelten Stars des FC Bayern sprechen wolle.

Donnerstag:

Gegen 10.40 Uhr absolviert die Nationalmannschaft ihr letztes Training in Berlin. Bei 20 Grad in der Sonne betritt Löw (mit Schlauch-Schal und Trillerpfeife, seine schwarzen Copa-Mundial-Schuhe tragen noch immer den Schriftzug "Euro 2016") den Platz, sucht direkt den Weg zu Matthias Ginter und spricht mit ihm unter vier Augen.

Wenig später folgt ein Sechs-Augen-Gespräch zwischen Löw, Sorg und Mats Hummels. Erneut sind es nur 15 Minuten, die die Medien zu sehen bekommen. Löw geht in den taktischen Feinschliff für Amsterdam, spricht zu Beginn des Training gestenreich mit Sorg.

Joachim Löw (r.) im Gespräch mit Co-Trainer Markus Sorg
Joachim Löw (r.) im Gespräch mit Co-Trainer Markus Sorg

Nach SPORT1-Infos ließ Löw im Geheimtraining das Pressing-Verhalten in der Offensive und nach Ballverlusten trainieren. Deutschland will wieder Tempofußball zeigen.

Am Nachmittag bekommt er dann Rückendeckung von Toni Kroos. "Mein erstes Länderspiel war 2010. Ich habe gesehen, wie er sich als Trainer entwickelt hat. Das ging stetig nach oben. Sein Training, seine Ansprachen und von der taktischen Einstellung der Mannschaft ist er heute auf einem ganz anderen Niveau als 2010", so der Mittelfeld-Star von Real Madrid. Explizit lobt Kroos auch die Ansprachen in der Kabine von Löw. Diese seien bereits bei der WM "so gut wie noch nie" gewesen.

Uth verrät noch: "Er hat mich in den Arm genommen. Er ist ein sehr lieber und netter Mensch."

Am Nachmittag nimmt sich Löw erneut Zeit für wartende Fans vorm Teamhotel, macht Fotos und Selfies. Er vermittelt den Eindruck: Wir sind bereit für Oranje. Vor allem Löw.