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Die Verschwendung einer goldenen Fußball-Generation?

Goldene Generation verschwendet?

Nigeria verpasst die Teilnahme an der Fußball-Weltmeisterschaft 2026. Im fußballverrückten Land herrscht Katerstimmung. Ist es nur der Beginn einer dauerhaft tristen Zukunft?
Es ist bunt, es fällt auf und es bringt gleich mehrere Neuheiten mit sich: Das ist das offizielle Logo für die Fußball-WM 2026 in den USA, Kanada und Mexiko.
Nigeria verpasst die Teilnahme an der Fußball-Weltmeisterschaft 2026. Im fußballverrückten Land herrscht Katerstimmung. Ist es nur der Beginn einer dauerhaft tristen Zukunft?

Die Super Eagles sind erneut bitter abgestürzt. Durch die 4:5-Niederlage nach Elfmeterschießen gegen die DR Kongo steht fest, dass auch die Fußball-WM 2026 ohne Nigeria stattfinden wird.

Vor Jahren glaubte man in Nigeria noch fest daran, nach zahlreichen WM-Titeln bei den Junioren bald auch mit der A-Nationalmannschaft angreifen zu können. Doch statt auch nur in die Nähe zu kommen, herrscht Tristesse.

Das stolze Land verpasst nun schon zum zweiten Mal in Folge eine Weltmeisterschaft - und das bei einer WM mit satten 48 Teilnehmern, mindestens neun davon aus Afrika. Statt in die Weltspitze vorzustoßen, wurde Nigeria sogar in Afrika abgehängt.

Dabei stand zumindest auf dem Papier eine gute Mannschaft mit tollen Einzelspielern zur Verfügung, die aber nie wirklich die Hoffnungen des Landes erfüllen konnte.

„Hat Nigeria eine seiner besten Generationen verschwendet?“

Denn eigentlich hätte sich dieses Team mit zahlreichen Top-, teilweise sogar Weltklasse-Spielern, locker für das Turnier im kommenden Sommer in den USA, Mexiko und Kanada qualifizieren müssen.

„Hat Nigeria eine seiner besten Generationen aller Zeiten verschwendet, weil sie sich nicht für die WM qualifiziert haben?“, fragt sich der nigerianische Journalist Colin Udoh in seinem Bericht für ESPN deshalb zu Recht.

Nigerias Kader hat ein Gesamt-Marktwert von 295 Millionen Euro, mehr als doppelt so hoch wie der von Playoff-Gegner Kongo. Noch dramatischer wird es, wenn man den nigerianischen Kader mit den Gegnern aus der Gruppenphase vergleicht. Südafrika, das die Quali-Gruppe-C gewann, verfügt über einen Kader mit einem Gesamtwert von 26 Millionen.

Jeder der Top-Stars Victor Osimhen (75 Millionen), Ademola Lookman (40 Millionen), Alex Iwobi (28 Millionen) und Calvin Bassey (28 Millionen) ist alleine mehr wert als der gesamte südafrikanische Kader. Zudem verfügt Nigeria über zahlreiche weitere Top-Spieler, die allesamt ihr Geld in den europäischen Top-Ligen verdienen.

Nigeria patzte gegen verschiedene krasse Außenseiter

Für die WM-Qualifikation reichte es aber trotzdem nicht. In einer vermeintlich leichten Gruppe mit Simbabwe, Ruanda, Lesotho, Benin und Südafrika reichte es nur für den zweiten Platz.

In zehn Spielen holten die Super Eagles nur mickrige 17 Punkte und landeten so einen Punkt hinter Südafrika. Der Gruppensieg hätte für die direkte WM-Teilnahme gereicht.

Obwohl Nigeria in beiden direkten Duellen gegen Südafrika nicht über ein 1:1 hinauskam, wurde die Weltmeisterschaft nicht hier verspielt: Das vermeintliche Star-Ensemble patze gegen die absoluten Underdogs.

Gegen den Tabellenletzten Simbabwe (fünf Punkte) spielte man zweimal nur 1:1. Auch gegen Lesotho reichte es einmal nur zum 1:1, das zweite Duell gewann Nigeria knapp 2:1. Gegen den Benin verlor man das Hinspiel sogar mit 1:2, ehe es im Rückspiel ein 4:0 gab.

Insgesamt gewann Nigeria nur vier der zehn Spiele und musste deshalb in die Playoffs.

Nigeria-Trainer schiebt Aus auf Voodoo-Zauber

In den K.o.-Spielen schien es dann so, als wenn die Super Eagles doch noch die WM klarmachen könnten. Nach dem 4:1-Halbfinalsieg nach Verlängerung gegen Gabun brauchte es nur noch einen Sieg gegen die Demokratische Republik Kongo. Doch nach der Niederlage im Playoff-Finale war die Blamage endgültig perfekt.

Doch woran lag es, dass dieses Top-Team die Weltmeisterschaft verpasste? Geht es nach Cheftrainer Eric Chelle dann nicht etwa wegen einer schwachen Leistung, sondern weil man verflucht worden sei.

„Während all unserer Elfmeter im Elfmeterschießen hat ein Betreuer auf der Bank vom DR Kongo irgendeinen Voodoo-Zauber durchgeführt“, nannte Chelle den kuriosen Grund, warum drei seiner Spieler verschossen hätten.

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Nigeria ohne Osimhen sieglos

An einem Zaubertrick wird das WM-Aus sicher nicht gelegen haben. Ein Grund könnte aber die Verletzungsanfälligkeit von Top-Star Victor Osimhen sein. Im Playoff-Finale musste er schon zur Halbzeit mit Oberschenkel-Problemen ausgewechselt werden.

Es ist nicht das erste Mal, dass der Top-Stürmer in der WM-Qualifikation ausfiel. Insgesamt fünf der zehn Gruppenspiele verpasste der Star von Galatasaray Istanbul. Keines der fünf Spiele gewann Nigeria.

Ohne Osimhen verloren die Super Eagles gegen den Benin und spielten gegen Südafrika (zweimal), Simbabwe und Lesotho unentschieden. Mit ihm auf dem Feld gewann Nigeria dagegen vier der fünf Gruppenspiele. Der Stürmer traf dabei sechsmal und bereitete einen weiteren Treffer vor.

Auch beim Playoff-Halbfinale gegen Gabun traf er doppelt, ehe er sich im Finale verletzte. Und so bleibt der Weltklasse-Spieler, ähnlich wie viele seiner talentierten Mitspieler, weiter ohne WM-Teilnahme.

Mit William Troost-Ekong, Wilfred Ndidi, Alex Iwobi und Chidozie Awaziem waren nur vier Spieler bei der WM 2018 in Russland dabei. Alle anderen Stars warten noch auf eine Teilnahme. Ob sie je dabei sein werden, bleibt fraglich. Bis zur WM 2030 werden alle Top-Spieler 30 oder älter sein.

Ruhte sich Nigeria im Erfolg zu sehr aus?

Ganz sicher vorbei ist der Traum, dass Nigeria vielleicht sogar der erste afrikanische Weltmeister werden könnte. Als das Land zwischen 2007 und 2015 gleich dreimal die Weltmeisterschaft der U17 gewann, wo man mit fünf Titeln sogar Rekordsieger ist, war die Hoffnung in Nigeria groß.

Doch die Erfolge aus dem Nachwuchs übertrugen sich nie wirklich in den Herrenbereich. 2014 kam man bei der WM ins Achtelfinale, 2018 war in der Gruppenphase Schluss. 2013 gewann man immerhin den Afrika-Cup (insgesamt dreimal).

Im Erfolg, speziell im Jugendbereich, ruhte man sich dann aber zu sehr aus, bilanziert der nigerianische Journalist Colin Udoh bei ESPN: „Im letzten Jahrzehnt ist das nigerianische Jugendsystem, welches einst eines der besten der Welt war, nahezu komplett gestorben.“

Was da schiefläuft? „Keine Entwicklung, keine echte Struktur und kein Weg, echte Talente zu entdecken und erfolgreich zu entwickeln“, schreibt Udoh: „Nicht umsonst haben wir uns zuletzt auch oft nicht einmal mehr für die U17- oder U20-WM qualifiziert.“

„Nigerias Probleme gehen über das Scheitern in der WM-Quali hinaus“

Geht es nach dem Journalisten, brauche es in seinem Heimatland endlich Veränderungen, und zwar ganz speziell auf Funktionärsebene.

Ein großes Problem: Prämien und Gehälter werden offenbar nicht ausgezahlt. So soll der Verband laut ESPN-Bericht ehemaligen Trainern noch massivst Geld schulden.

Und auch die Spieler sind unzufrieden. Nicht umsonst habe es kurz vor den Playoffs einen Spieler-Boykott gegeben. Der Grund: Ausstehende Prämien.

Sollte der Verband seine Probleme nicht in den Griff bekommen, sieht Udoh für die Zukunft schwarz: „Die traurige Wahrheit ist, dass Nigerias Probleme über das Scheitern bei in der WM-Qualifikation hinausgehen. Das ist nur das Symptom tieferliegender Probleme. Solange diese nicht entschieden angegangen werden, wird es in vier Jahren wahrscheinlich wieder nichts werden.“