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WM 2022: Warum Rudi Völler kleinere Kader will

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WM 2022: Warum Rudi Völler kleinere Kader will

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Völler: „Das ist schon ein Problem“

Rudi Völler war nicht nur als Spieler erfolgreich, sondern auch als Trainer. Dementsprechend weiß er, worauf es an der Seitenlinie ankommt und gibt einen Einblick in den Job eines Nationaltrainers.
Oliver Kahn warnt den DFB vor großem Imageschaden, sollte man gegen Costa Rica ausscheiden.
Mounir Zitouni
Mounir Zitouni

Als Spieler gewann Rudi Völler (62) die Weltmeisterschaft, als Trainer erreichte er mit der deutschen Auswahl 2002 immerhin das WM-Finale, das knapp gegen Brasilien verloren wurde. Völler genießt Kultstatus in Deutschland und das dank seiner offenen, sympathischen und authentischen Art zurecht.

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Mit Business-Coach und Autor Mounir Zitouni redet Völler im LEADERTALK über seine Arbeit mit der Nationalelf zwischen 2000 und 2004, was die Schwierigkeiten eines Trainers während eines großen Turniers sind und über die Zeit, als er parallel das Traineramt in Leverkusen und für den DFB innehatte und welche Trainer ihn vor allem prägten.

Ein Turnier wie die Weltmeisterschaft ist eine ganz besondere Konstellation. Rudi Völler war bei etlichen Turnieren dabei – als Spieler wie als Trainer. „Vier, fünf Wochen aufeinanderzuhocken, damit kann nicht jeder umgehen. Das ist eine Stärke von uns Deutschen, dass wir es schaffen, so eine Gemeinschaft zu bilden.“ (DATEN: WM-Spielplan 2022)

  • Leadertalk - der SPORT1 Podcast von und mit Business-Coach und Autor Mounir Zitouni - die aktuelle Folge bei SPORT1, auf meinsportpodcast.de, bei Spotify, Apple Podcasts und überall, wo es Podcasts gibt

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Völler: Das Problem der WM-Trainer

Doch der große Kader birgt auch Probleme. „Als aktiver Spieler hatte ich Glück, dass ich immer gespielt habe, aber ich habe es auch anders erlebt. Denn hinter den ersten Elf gibt es immer Spieler, die wissen, dass sie nicht spielen und das ist bei 26 Spielern noch extremer. Das ist schon ein Problem und ich bin gespannt, wie die Trainer das in den nächsten Wochen hinbekommen. Das ist eine große Aufgabe, wie du mit Spielern, die in den Klubs gesetzt sind, Leistungsträger sind, umgehst, wenn sie merken, dass sie nicht spielen.“ (DATEN: Gruppen und Tabellen der WM)

Dass dieses Mal sogar 26 Spieler dabei sind, macht es noch extremer. „Mit den 26 Spielern finde ich, das ist zu viel. Die Idee der FIFA ist gut gemeint, wegen der Pandemie. Jetzt hat es keiner mehr. Das wäre mir als Trainer zu viel. Du hast noch mehr Spieler, die nicht zum Einsatz kommen.“

Völler hebt Skibbes Bedeutung hervor

Es ist ein extremer Job, als Nationaltrainer die wichtigste Elf des Landes zu trainieren. Rudi Völler erinnert sich: „Nationaltrainer zu sein, ist was völlig anderes als Vereinstrainer zu sein. Du bist nur in gewissen Zeiten eines Jahres mit der Mannschaft zusammen, du musst anders auswählen. Du hast fertige Spieler, du musst niemanden mehr ausbilden. Als Trainer in der 1., 2. oder 3. Liga ist das natürlich anders. Du musst Spieler weiterentwickeln, du musst sie besser machen und du bist jeden Tag auf dem Trainingsplatz. Etwas, was ich nie wollte.“

Zwei Dinge waren für Völler besonders wichtig im Trainerjob. Zum einen die engsten Mitarbeiter. „Das Allerwichtigste ist, dass du als Trainer gute Mitarbeiter hast. Und ich hatte mit Michael Skibbe einen unglaublich guten Co-Trainer. Er war meine rechte Hand, er war Fußballtrainer, hatte die Lizenz.“

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Teamchef Rudi Völler mit Co Trainer Erich Rutemöller nach dem verlorenen WM-Finale 2002
Teamchef Rudi Völler mit Co Trainer Erich Rutemöller nach dem verlorenen WM-Finale 2002

Völler schwärmt von Roger Schmidt

Und „Erich Rutemöller war auch im Trainerteam und bei den großen Turnieren eine große Hilfe. Und nicht zu vergessen Sepp Maier als Torwarttrainer. Das waren drei, mittlerweile haben sich die Trainerteams verdreifacht. Manchmal ist es einen Tick zu viel, da muss man aufpassen, dass die Kabinen nicht auseinanderplatzen“, sagt Völler. (NEWS: Alles Wichtige zur WM)

Das andere: „Bei beiden Turnieren war es mir wichtig, sich gerade mit denen, die nicht spielen, zu beschäftigen. Die mal in den Arm zu nehmen, mit ihnen zu sprechen, zu erklären. Glaub mir, es ist nicht immer toll, es ihnen zu erklären, dass sie nicht dabei sind. Da muss man ein gewisses Feingefühl haben, aber auch so ehrlich sein, wie es geht. Mir war es immer wichtig, auch wenn es mir manchmal schwergefallen ist, den Dialog zu suchen.“

Seine Trainerarbeit hat ihm auch wichtige Erkenntnisse für seine jahrelange Arbeit als Funktionär bei Bayer Leverkusen gegeben. Völler erlebte tolle Trainer dort. Die wichtigsten für ihn: Roger Schmidt und Christoph Daum. „Roger Schmidt hat den Verein mit seiner Spielweise neu erfunden. Er hat wunderbaren Fußball spielen lassen. Mit seiner Art vor der Mannschaft zu reden, sie zu begeistern.

Und Christoph Daum hat den Verein 1996 umgekrempelt. Der Klub war neu danach. Er hat den Verein geändert. Er war ganz wichtig und ich habe viel von ihm gelernt.“

Mounir Zitouni (52) war von 2005 bis 2018 Redakteur beim kicker und arbeitet seitdem als Businesscoach, betreut Sportler, Trainer und Führungskräfte in punkto Leadership, Kommunikation und Persönlichkeitsentwicklung. Der ehemalige Profifußballer (OFC, SV Wehen, FSV Frankfurt, Esperance Tunis) hat zuletzt die Autobiographie von Dieter Müller verfasst und veröffentlicht regelmäßig eine Kolumne auf www.sport1.de.