Den wilden Ankündigungen folgte eine beschauliche Nacht.
Burger vertagt, Heißhunger auf Erfolg
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"Ich gehe heute komplett steil. Morgen früh um 5 Uhr findet man mich dann irgendwo in Breslau", hatte etwa Erik Schmidt nach dem 25:23 im entscheidenden EM-Hauptrundenspiel gegen Dänemark getönt.
Doch offenbar war die Erschöpfung nach dem fulminanten Fight gegen den zweimaligen Europameister zu groß. "Wir sind offiziell zum Essen gegangen und haben einen gemütlichen Abend verbracht", sagte Teammanager Oliver Roggisch am Morgen danach der ARD.
Island verspricht Burger-Lieferung
Womit die Deutschen auf ihre Prämie fürs Erreichen des Halbfinals verzichteten, in dem sie am Freitag (18.15 Uhr im LIVETICKER) auf Norwegen treffen, sondern auch mit einer Tradition.
In der Vergangenheit fiel das DHB-Team jeweils im Kollektiv in einen McDonald's-Laden ein. "Wir standen ja oft im Halbfinale und haben entsprechend oft Burger gegessen", erinnerte sich Stefan Kretzschmar.
Und am Mittwoch hätten sie das Fast Food sogar geliefert bekommen sollen. Schließlich hatten die Isländer ein kurioses Versprechen gegeben: Wenn Dagur Sigurdssons Mann die Dänen ausschalten, würden sie einen Wagen mit Burgern vorbeischicken. "Das jetzt die Burger zu den Spielern kommen, ist eine echte Weiterentwicklung im Handball", meint Kretzschmar.
Aber vielleicht steht die Lieferung noch aus.
Wolff will den Titel
Vor dem Spiel hatten die Kieler Dominik Klein, Christian Sprenger und der verletzte Patrick Wiencek die Mannschaft mit einem grandiosen Hot-Dog-Wettfressen gegen die als Dänen verkleideten Alexander Williams, Dominik Plaue, und Teambetreuer Michael Menzel motiviert. Wenn Handballer mehr als 200 Kalorien auf einem Haufen sehen, wollen sie offenbar noch schneller rennen und noch härter werfen.
Noch aber überwiegt der Heißhunger auf Erfolg. Keeper Andreas Wolff, der die Dänen mit zwölf Paraden entnervte, betonte, dass sein Ziel noch nicht erreicht sei - er will den Titel. Und davon dürfen die Deutschen angesichts dieses Auftritts tatsächlich träumen.
Weil mal wieder im entscheidenden Moment neue Spieler nach vorne schossen: Nachrücker Kai Häfner etwa, der Mitte der zweiten Halbzeit Deutschland im Spiel hielt. Drei Tore in knapp 17 Minuten gelangen dem Hannoveraner. Eingewöhungsprobleme? Null.
Fäth räumt ab
Oder Steffen Fäth, der aus dem Rückraum zunächst alles traf, nur hinten raus etwas nachließ – aber da sprangen wiederum andere ein. Sechs Treffer in neun Versuchen für den Mann aus Wetzlar.
So drehte die Mannschaft die Sportgeschichte um, zumindest ein kleines Stück. 1992 hatten die Dänen das EM-Finale gegen Deutschland sensationell gewonnen, kamen der Legende nach direkt aus dem Burgerladen nachträglich zum Turnier nach Schweden und machten die Welt-Elite lächerlich.
Deutschland entspannt
Gut, das war im Fußball damals, aber Fast Food ist Fast Food. Diesmal jauchzen sich die Deutschen durch und die anderen verkrampfen.
"Jetzt ist alles möglich. Wir werden ohne Druck aufspielen, werden uns vor keinem Gegner verstecken", sagte Tobias Reichmann in der ARD. Zwei Spiele sind es noch, mit einem Sieg wäre die erste Medaille seit dem WM-Triumph 2007 sicher.