Handball-EM>

Handball-EM 2022: Welthandballer Stephan "echt begeistert" von Julian Köster

Stephan: Von ihm bin ich echt begeistert

Handball-Ikone Daniel Stephan beurteilt den bisherigen EM-Verlauf aus deutscher Sicht. In einer Kolumne für SPORT1 lobt er DHB-Youngster Julian Köster und spricht über das Corona-Chaos.
Julian Köster hat bei der Handball-EM auf sich aufmerksam gemacht
Julian Köster hat bei der Handball-EM auf sich aufmerksam gemacht
© Imago
Daniel Stephan
Handball-Ikone Daniel Stephan beurteilt den bisherigen EM-Verlauf aus deutscher Sicht. In einer Kolumne für SPORT1 lobt er DHB-Youngster Julian Köster und spricht über das Corona-Chaos.

Hallo Handball-Fans,

die deutsche Mannschaft geht mit zwei Niederlagen gegen Spanien und Norwegen ins heutige dritte Hauptrunden-Spiel gegen Schweden - das ist zwar schade, aber ganz ehrlich: Meine Enttäuschung hält sich stark in Grenzen. (DATEN: Spielplan und Ergebnisse der Handball-EM)

Man muss die Ausgangssituation sehen, die zahlreichen Corona-Fälle - zu denen ja nun leider auch noch Christoph Steinert und Sebastian Firnhaber hinzugekommen sind.

Das Kollektiv ist eigentlich die große Stärke des deutschen Teams und so wie es nun unter diesen Bedingungen zusammengewürfelt ist, ist es schwierig. (DATEN: Tabellen der Handball-EM)

Ja, die Mannschaft, die in den letzten Spielen auf der Platte war, spielt ab und zu mal zusammen, aber jeder ist jetzt ein bisschen verunsichert. Kein Wunder, dass es gegen Spitzenteams wie Spanien und Norwegen da auch mal zu einer Torflaute kommt.

Handball-EM: Stephan lobt DHB-Youngster Köster

Die deutschen Leistungen bei dieser EM bewegen sich schlicht im Rahmen des Möglichen – und es gibt auch einige positive Dinge hervorzuheben, zum Beispiel die Auftritte von Julian Köster. Der Junge macht das wahnsinnig gut. Vor dem Turnier hatte ich ihn nicht so im Fokus. Jetzt sieht man, dass er für seine Verhältnisse schon richtig weit ist. (NEWS: Alles Wichtige zum Handball)

Die Spielanteile, die er jetzt auf internationalem Niveau bekommt, das Vertrauen von Alfred Gislason, können ihm nur weiterhelfen. Schon jetzt wirkt er auf mich sehr selbstbewusst und mir gefällt auch sein Spielstil. Er sieht den Kreis und haut nicht einfach unüberlegt drauf. Ich bin echt begeistert.

Ich weiß aus eigener Erfahrung, dass man jemanden nicht zu früh in den Himmel loben sollte und dass es wichtig ist, auf dem Teppich zu bleiben – aber wenn er so weitermacht, wird er eine wichtige Stütze in der Nationalmannschaft werden.

Auch Philipp Weber gefällt mir als Aktivposten der Nationalmannschaft. Er spielt mit viel Risiko und bindet den Kreis sehr gut ein. Es ist wichtig, dass er Verantwortung übernimmt, wenn andere Säulen wie Julius Kühn oder Kai Häfner wegfallen. Schwachpunkt: Seine Wurfausbeute war nicht gut. Trotzdem lenkt er das Spiel des DHB-Teams und zeigt bessere Auftritte als in Magdeburg. (Die Handball-EM im LIVETICKER)

DHB-Kader sammelt wichtige Erfahrung für die Zukunft

Das Halbfinale ist nun nur noch schwer zu erreichen. Man muss aber bedenken: Das war auch vor dem Corona-Wahnsinn nicht das Ziel der Jungs. Man muss einfach einsehen, dass man hinter der Weltspitze noch hinterherhinkt. Das sollte nach dem Umbruch im vergangenen Jahr aber klar sein. Wenn dann noch Spieler mit viel Erfahrung wegfallen, hat es jede Nation schwer.

Mit Blick auf die Zukunft der Nationalmannschaft ist das aktuelle Turnier wichtig, weil die einzelnen Spieler internationale Erfahrung sammeln können. Das ist Gold wert, vor allem für die Jüngeren. Ich muss aber auch sagen: Aus der jetzigen Situation eine direkte Aufbruchstimmung abzuleiten, fällt mir schwer.

Mit Corona haben wir erstmal ganz andere Sorgen. Wir können froh sein, dass die Verläufe der positiv getesteten Nationalspieler glimpflich sind, das ist erstmal das Wichtigste. Ich drücke einfach die Daumen, dass alle Spieler schnell gesund werden und der ein oder andere möglicherweise im Turnierverlauf noch mitwirken kann.

Euer Daniel Stephan

Daniel Stephan, 48, hat 183 Länderspiele für Deutschland absolviert. Der erste deutsche Welthandballer (1998) wurde mit dem TBV Lemgo 1997 und 2003 Deutscher Meister sowie 1995, 1997 und 2002 DHB-Pokalsieger. Mit der Nationalmannschaft gewann der Rückraumspieler unter anderem 2004 die Europameisterschaft und Silber bei Olympia in Athen. Von 1997 bis 1999 wurde er dreimal in Folge zum Handballer des Jahres gewählt.

Alles zur Handball-EM 2022 auf SPORT1: