Wer hätte das vor dem Turnierstart vorhersehen können? Das Finale der Handball-WM lautet Katar gegen Frankreich (ab 17 Uhr im LIVETICKER).
Frankreich will Ordnung wiederherstellen
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Den Olympiasieger musste man auf der Rechnung haben, aber der Triumphzug des Gastgebers ist als Überraschung einzustufen.
Die Art und Weise wie diese zu Stande gekommen ist, schlägt hohe Wellen. Die Franzosen sind auf alle Fälle gewarnt.
Sie wollen verhindern, dass es ihnen genauso ergeht, wie schon drei europäischen Teams zuvor.
Die vom spanischen Starcoach Valero Rivera trainierten Katarer kegelten in der K.o.-Runde nacheinander Österreich, Deutschland und Polen aus dem Wettbewerb.
Frankreich gegen Katar und die Halle
Damit Frankreich nicht das gleiche Schicksal ereilt, will man sich nicht auf einen engen Schlagabtausch einlassen.
"Wenn du gegen die Gastgeber spielst, musst du einfach fünf oder sechs Tore besser sein", ist sich Daniel Narcisse bei SPORT1 der Stärke der Katarer bewusst.
Zumal diese auf einer Welle der Euphorie reiten: Mit dem eigenen Publikum im Rücken und der finanziellen Extra-Motivation durch hohe Erfolgsprämien spielt die bunt zusammengewürfelte Mannschaft mit breiter Brust auf.
Pro Sieg bei der WM erhält jeder katarische Spieler 100.000 Euro - zusätzlich zum monatlichen Grundgehalt von 30.000 Euro.
"Das wird eine schwere Partie gegen die Gastgeber, weil sie 200 Prozent besser spielen als normal. Es wird schwer gegen die Zuschauer und die Euphorie anzukommen", erwartet der ehemalige Kieler Narcisse.
Diskussionen um Fan-Aussperrung und Schiedsrichterleistungen
Die Franzosen hoffen jedoch auch auf die Unterstützung ihrer eigenen Anhänger - sofern ihnen der Zutritt zur Halle nicht verwehrt wird, wie es deutschen Fans ergangen ist.
"Was mit den deutschen Fans passiert ist, finde ich inakzeptabel. Ich hoffe, dass das morgen in den Griff bekommen wird und dass unsere französischen Fans nicht der Zutritt in die Halle verweigert wird", appelliert Kevin Mahe an die Verantwortlichen vor Ort.
An der Diskussion um die Benachteiligung der letzten Gegner der Katarer von Seiten der Referees will sich der Rückraum-Spieler des HSV Hamburg nicht beteiligen:
"Die Schiedsrichterleistung muss ich im Vorfeld nicht kommentieren. Wir sind handballerisch besser und das müssen wir zeigen."
Nach den Niederlagen von Österreich, Deutschland und Polen war heftige Kritik an den Unparteiischen der Partien aufgekommen.
Die Handball-Welt steht hinter Frankreich
Katar wäre der erste Weltmeister im Handball, der nicht aus Europa kommt.
In diesem Sinne wäre ein Triumph des zum Großteil aus europäischen Topspielern zusammengekauften Teams ein absolutes Novum und würde die Handball-Welt auf den Kopf stellen.
Darüber hinaus würde die ohnehin schon hitzig geführte Debatte um die Regelungen von Nationswechseln weiter angeschürt werden.
Aus diesen Gründen wähnt Frankreich nicht nur die eigenen Anhänger hinter sich, sondern auch den Rest der Handball-Gemeinde außerhalb des Emirats.
Daniel Narcisse freut sich über die internationale Unterstützung: "Das ist sehr nett. Alles was uns helfen kann, nehmen wir mit. Aber wir wissen, dass wir ein hartes Stück Arbeit vor uns haben."
Dass man die Katarer auf keinen Fall unterschätzen darf, weiß auch der ehemalige Welthandballer Nikola Karabatic:
"Katar hat gezeigt, dass sie sehr gefährlich sind und sie spielen zu Hause mit sehr viel Energie. Wir sind sehr hungrig auf den Titel. Im Finale zu verlieren, ist das schlimmste Gefühl der Welt - und wir wollen das überhaupt nicht fühlen."