Sein Markenzeichen war die graue Schlabberhose.
Gabor Kiraly wechselt zum FC Fulham
"Gehe nicht wegen Magath zu Fulham"
Sie machte Gabor Kiraly in Deutschland zum Kult-Keeper.
In den vergangenen fünf Jahren stand der Ungar so im Tor von 1860 München, absolvierte 168 Spiele im Trikot der "Löwen" und spielte davon 51 Mal zu Null.
Doch seit Dienstag ist das Kapitel 1860 für Kiraly beendet. Der 38-Jährige bekam vom Verein grünes Licht für seinen Wechsel zum englischen Zweitligisten FC Fulham. Sein neuer Trainer: Felix Magath.
Offenbar bringt Kiraly seinem neuen Coach schon Glück, denn am Dienstag konnte Fulham nach vier Niederlagen in Folge endlich wieder jubeln. Im Pokal beim FC Brentford gab es einen 1:0-Auswärtssieg.
In seinem Abschieds-Interview spricht Kiraly bei SPORT1 über seine neue Herausforderung, 1860, seine Schlabberhose - und macht eine überraschende Bemerkung in Richtung Magath.
SPORT1: Herr Kiraly, nach fünf Jahren verlassen Sie Deutschland. Wie glücklich sind Sie, dass es mit dem Wechsel nach Fulham geklappt hat?
Gabor Kiraly: Ich bin sehr glücklich. Es wurde in den letzten Tagen immer konkreter und es war mein Wunsch nach England gehen zu dürfen. Jetzt bin ich froh, dass 1860 mir das ermöglicht hat. Mit 38 einen Vertrag in England zu bekommen, ist nicht selbstverständlich. Das musste ich machen. Fulham ist schon mein fünfter Klub in England. Es ist eine tolle Herausforderung. Ich danke Sechzig, ich hatte dort fünf großartige Jahre dort. Dieser Schritt ist für mich und 1860 eine gute Lösung.
SPORT1: Wie kam es überhaupt zu dem Kontakt mit Fulham?
Kiraly: Fulham meldete sich vor zwei Wochen bei mir, und dann haben beide Vereine verhandelt. Ich habe das natürlich mitbekommen, aber weiter fleißig trainiert. Es gab ja zuletzt etwas Ärger wegen dieser dummen Aktion von mir, wo ich meinem Kollegen (Gary Kagelmacher, Anm. d. Red.) an den Haaren zog. Danach musste ich in der zweiten Mannschaft trainieren und das war natürlich sehr enttäuschend für mich. Als dann das Interesse aus Fulham kam, war ich sofort begeistert und wollte das unbedingt machen.
SPORT1: Sie treffen in Fulham nun auf Trainer Felix Magath. Keine Angst vor seinem harten Training?
Kiraly: Ich bin Torwart und deshalb werde ich davon wohl ein bisschen verschont bleiben, weil es ja mehr die Feldspieler betrifft. (lacht) Aber jeder kennt die Art von Felix Magath, und ich bin sehr gespannt auf ihn. Er ist ein großer Trainer. Ich habe noch nie mit ihm gearbeitet, aber ich werde mich nicht so sehr mit ihm beschäftigen, sondern mehr mit meinem Torwarttrainer arbeiten.
SPORT1: Das sollte er aber nicht hören?
Kiraly: Ich freue mich auf Magath, jede Herausforderung unter einem neuen Trainer ist gut. Es ist natürlich eine gute Sache mit so einem erfahrenen Trainer zu arbeiten, aber ich gehe nicht nur wegen Magath nach Fulham.
SPORT1: Haben Sie sich in Ihren neuen Vertrag reinschreiben lassen, dass Sie auch in England Ihre graue Schlabberhose tragen dürfen?
Kiraly: Die gehört zu mir wie ich zum Fußball. Es wird ja auch nicht reingeschrieben ohne Schuhe oder ohne Torwarthandschuhe aufzutreten. Die Schlabberhose gehört zu meiner Kollektion. Wer Gabor Kiraly holt, der holt auch die Schlabberhose (lacht laut).
SPORT1: Lassen Sie uns über 1860 sprechen. Sind Sie ein bisschen traurig, dass das Ende etwas unschön war und Sie sich gar nicht richtig von den Fans verabschieden konnten?
Kiraly: Ein bisschen? Ich bin sehr traurig. Ich wäre in der Allianz Arena gerne noch mal in die Kurve gegangen. Aber es war ja mein Wunsch zu gehen. Jeder Fan wird das hoffentlich verstehen, dass ich diese Chance noch mal wahrnehmen wollte. Es war für alle die beste Lösung. 1860 ist froh, und ich bin froh. Ich habe keine negativen Gedanken, sondern freue mich auf die neue Aufgabe.
SPORT1: Die "Löwen" haben in diesem Sommer nach Benny Lauth und Daniel Bierofka nun mit Ihnen die letzte Identifikationsfigur verloren. Sportchef Gerhard Poschner war mit der Kaderplanung nicht zu beneiden, hat das Beste daraus gemacht. Kann der Verein die Abgänge verkraften?
Kiraly: Das hoffe ich. Es wird für Sechzig nicht leicht werden. Ich werde aber auch nicht jünger. (schmunzelt) Ich habe diese Möglichkeit bekommen und der Verein hat zugestimmt. Offenbar brauchten sie mich nicht mehr. Man kann es drehen, wie man will. Ich drücke dem Verein natürlich beide Daumen und hoffe, dass es mit dem Aufstieg klappt.
SPORT1: In dieser Saison? Die bisherigen Leistungen geben keinen Anlass zur Hoffnung.
Kiraly: Die Aussage Meister zu werden steht. Das hat der Trainer (Ricardo Moniz, Anm. d. Red.) vor der Saison gesagt und dazu muss er stehen. Ich fand das etwas mutig, aber jetzt muss er sich daran messen lassen. Er wollte vielleicht schnell Euphorie im Verein haben.
SPORT1: Die Euphorie blieb bisher aus. Sechzig steht nach drei Spielen mit einem Punkt auf Platz 17.
Kiraly: Bisher läuft es nicht, das ist leider so. Aber ich denke, dass die Mannschaft die Qualität für mehr hat. Vielleicht sollte man demnächst nicht zu schnell von großen Zielen sprechen. Sollte es dennoch mit dem Aufstieg klappen, was ich meinen "Löwen" wirklich wünsche, dann komme ich persönlich vorbei und feiere auf dem Rathausbalkon mit. Das verspreche ich.
SPORT1: Warum kommt Sechzig nie zur Ruhe?
Kiraly: Eine richtige Erklärung gibt es für mich nicht. Vielleicht liegt es daran, dass zu viele Leute mitreden wollen. Ich habe mich immer auf meine Aufgabe konzentriert. Die "Löwen" werden hoffentlich eine gute Saison spielen.
SPORT1: Was war besonders schön an fünf Jahren München?
Kiraly: Bis auf das Ende war alles schön. Ich habe viel gelernt, es gab unglaublich positive Situationen für mich und ich habe in dieser schönen Stadt viele interessante Menschen kennengelernt. Sechzig ging mir vom Gefühl her unter die Haut.