Es war ein Sieg der Kategorie Formsache und trotzdem war der Erfolg von England in Andorra für so manchen etwas Besonderes.
117-Millionen-Mann tilgt Makel
Das gilt vor allem für Jack Grealish. Beim 5:0-Sieg war der 117-Millionen-Euro-Neuzugang von Manchester City in der 86. Minute für den Schlussakkord verantwortlich. Es war das erste Tor des 26-Jährigen für die Three Lions - im 15. Länderspiel.
„Es ist einfach ein Traum, der wahr wird“, schwärmte der Offensivspieler nach dem Schlusspfiff bei ITV Football: „Das wollte ich schon eine ganze Weile. Das ist etwas, was ich immer im Hinterkopf hatte.“
Sancho glänzt mit zwei Vorlagen
Man kann nachvollziehen, was für eine Last von Grealish abgefallen ist. Immerhin sind nach dem Wechsel zu City alle Augen der Fußball-Fans und -Experten der Insel auf ihn gerichtet. Der Rucksack ist schwer, das war auch in den ersten Wochen in Manchester zu sehen. Mittlerweile scheint Grealish aber immer mehr in Fahrt zu kommen - und das zeigte sich auch in Andorra.
Beim Fußball-Zwerg, der in seiner 25-jährigen Geschichte erst acht Spiele gewinnen konnte, war Grealish in der 73. Spielminute eingewechselt worden. Nationalcoach Gareth Southgate brachte ihn für Jadon Sancho. Noch so ein kleines Sorgenkind des englischen Fußballs.
Der 21-Jährige ist im Sommer für gar nicht so viel weniger Geld (85 Millionen Euro) zu Citys Stadtrivalen Manchester United gewechselt. Bei den Red Devils konnte sich der ehemalige BVB-Shootingstar aber noch nicht so wirklich durchsetzen und steht im langen Schatten eines gewissen Cristiano Ronaldo.
Die Partie in Andorra dürfte daher - wie bei Grealish - Balsam auf die Seele gewesen sein. Sancho machte ein starkes Spiel und bereite sowohl das 1:0 von Ben Chilwell (17.) als auch das 3:0 von Tammy Abraham (59.) vor.
Sancho „kann noch viel mehr“
Die gute Leistung bedeutet gerade im Trikot der Three Lions eine Menge. Sancho spielt in der englischen Nationalmannschaft bislang nur eine Nebenrolle. Bei der vergangenen Europameisterschaft kam er insgesamt auf nur 97 Spielminuten. Im Finale wurde er in den letzten Sekunden für das Elfmeterschießen eingewechselt - und verschoss bei der so bitteren Pleite gegen Italien.
Seitdem hat Sancho mit Hass-Nachrichten und rassistischen Beleidigungen zu kämpfen, die größtenteils in den Social-Media-Kanälen verbreitet werden. Da tut es gut, dass er auf dem Platz für andere Schlagzeilen sorgen kann.
„Bereitete zwei der englischen Tore vor und krönte damit eine vielversprechende Vorstellung, doch er kann noch viel mehr“, lautete die Bewertung der Daily Mail. Sancho bekam acht von zehn möglichen Punkten von der englischen Tageszeitung. Nur Phil Foden bekam eine noch bessere Bewertung.
Der Mirror ging sogar noch einen Schritt weiter und schrieb: „Sancho glänzt.“
Vielleicht kann sich Sancho mit den Three Lions Selbstvertrauen holen, um endlich richtig in Manchester anzukommen. Das gilt auch für Grealish, der bei ManCity zwar Stammspieler ist, aber der astronomischen Ablösesumme noch nicht wirklich gerecht wird.