„E pluribus unum - Aus vielen Eines!“
Benfica Lissabon: Nachfolger von Joao Félix gesucht - diese Talente umwirbt Fußball-Europa
Dieses Quartett umwirbt Fußball-Europa
Das Vereinsmotto von Benfica Lissabon gibt es klar vor: Jeder im Verein zählt, ist Bestandteil des Klubs und macht ihn groß. Das zeigt auch die Transferpolitik des Hauptstadtvereins. (NEWS: Alles zum Fußball)
Denn zum Wohle des Vereins kann jeder Spieler transferiert werden. Mit seiner Ablösesumme sorgt dieser dann dafür, dass der Verein weiter wachsen kann. Und in diesem Metier ist Benfica ein echter Meister.
Allein seit 2010 haben die Adler Talente im Wert von über 530 Millionen Euro verabschiedet - darunter so klangvolle Namen wie João Félix, Fábio Coentrão oder Ángel Di María.
Benfica kauft billig ein - und verkauft teuer
Was alle Transfers eint: Benfica hatte die Spieler in jungen Jahren für verhältnismäßig wenig Geld verpflichtet, um sie dann an die europäischen Topklubs abzugeben.
„Billig einkaufen, teuer verkaufen“ wäre daher ebenfalls ein passendes - wenn auch weniger klangvolles - Vereinsmotto.
Da verwundert es nicht, dass auch in dieser Saison die Kaderplaner der europäischen Fußball-Beletage wieder regelmäßig gespannt in das Estádio da Luz schauen - und heute nach Amsterdam, wo Benfica bei Ajax nach dem 2:2 im Hinspiel ins Viertelfinale der Champions League vorzustoßen sucht (Champions League: Ajax Amsterdam - Benfica Lissabon, ab 21 Uhr im LIVETICKER).
SPORT1 stellt die vier meistversprechenden Youngster im Benfica-Dress vor, die sich in den Fokus der Scouts gespielt haben.
Paulo Bernardo: Benficas Rekordtransfer?
„Sein Potenzial hat kein Limit“, beschrieb Benficas ehemaliger Reserve-Coach Renato Paiva das Talent von Paulo Bernardo bei zerozero und wagte eine Prognose: „Er wird der Rekordverkauf von Benfica und ist die Zukunft der Mannschaft.“
Ein großer Rucksack, der dem 20-Jährigen von seinem Ex-Coach aufgeschnallt wird - immerhin hat João Félix erst 2019 mit einer Ablöse von knapp 130 Millionen Euro für eine eindrucksvollen Rekordmarke gesorgt.
Aber der Mittelfeldspieler kann den Vorschusslorbeeren offenbar gerecht werden. Ein ordentliches Debüt in der ersten Mannschaft gab Bernardo im CL-Gruppenspiel beim FC Bayern am 2. November 2021. In der 77. Minute wurde er für João Mário eingewechselt.
Nur fünf Tage später kam er auch in der Liga zu seinem ersten Einsatz - und lieferte direkt ab. Am Ende stand eine Passquote von starken 90 Prozent bei lediglich zwei Ballverlusten. Dazu agierte er auch in der Defensive solide.
In puncto Torgefährlichkeit ist bei dem zumeist auf der Acht agierenden Portugiesen allerdings noch Luft nach oben. Bei den Profis wartet er nach 15 Pflichtspielen noch auf seinen ersten Treffer. In 61 Spielen für Lissabons U19, U23 und B-Team gelangen ihm zehn Treffer.
Hier sieht auch Paiva noch eine wichtige Baustelle: „Ich habe ihm gesagt, dass es einen Unterschied zwischen einem Elite- und Spitzenmittelfeldspieler gibt: Tore schießen. Solange er keine Tore schießt, wird er nie ein Elite-Mittelfeldspieler werden.“
Darwin Núñez: Cavanis Erbe?
Der 22-Jährige ist der wohl bekannteste Name der Benfica-Youngsters.
Der Uruguayer, der 2019 von seinem Heimatverein Penarol (Uruguay) zu UD Almeria gewechselt war und im Sommer 2020 für 13 Millionen Euro von Benfica verpflichtet wurde, hat sich längst zu einer Säule des Teams entwickelt.
76 Pflichtspiele hat der Mittelstürmer für Benfica bestritten und dabei 39 Tore und 14 Assists fabriziert. Allein in dieser Saison kommt Núñez in 31 Spielen auf 25 Tore und 2 Vorlagen.
Diese Zahlen zeigen, dass Núñez vor allem im letzten Drittel seine Stärken hat, was auch seine ausbaufähige Passquote von 66 Prozent in der Liga überstrahlt.
Anfang März wurde er für seine Leistungen bei der Benfica-Veranstaltung Cosme Damião Awards als Fußballer des Jahres ausgezeichnet - kein Wunder, dass bereits im Winter zahlreiche Klubs Interesse an dem Uruguayer gezeigt hatten.
Damals waren noch 60 Millionen Euro als Ablöse im Gespräch - ein Betrag, den Benfica mittlerweile als „bescheidene Summe“ ansieht. In dem bis 2025 datierten Vertrag hat Núñez eine feste Ablösesumme von 150 Millionen verankert.
Zwar soll Lissabon bereit sein, die Summe zu drücken - sie müsste allerdings immer noch weit jenseits der 60-Millionen-Marke liegen. Aktuell werden der FC Arsenal und West Ham United mit einem Transfer in Verbindung gebracht, sollen aber noch weit von den Forderungen Benficas entfernt sein.
Goncalo Ramos: Höhenflug dank neuem Trainer
49 Pflichtspiele, zwölf Tore - das klingt nicht zwingend nach den Zahlen eines kommenden Stürmer-Stars.
Aber bei Goncalo Ramos lohnt sich ein genauerer Blick, denn der Angreifer hat sich in der zweiten Mannschaft mit 15 Toren und sieben Vorlagen in 37 Spielen seine Chance bei den Benfica-Profis verdient.
Doch bei den Profis hatte er zunächst Probleme mit der ihm von Trainer Jorge Jesus zugedachten Rolle. Der 67-Jährige sah Ramos als festen Mann auf der Mittelstürmerposition - in der Benfica-Reserve kam der 20-Jährige jedoch in einer freieren Rolle zum Tragen.
So liegt Ramos‘ Stärke darin, sich zwischen den Positionen zu bewegen und so als zweiter Stürmer oder offensiver Mittelfeldspieler zu agieren. Die Gegner stellt er so immer wieder vor Probleme - und erinnert damit etwas an Thomas Müller.
Nachdem Nélson Veríssimo, Ramos‘ Trainer in der zweiten Mannschaft, interimsweise die Profis übernahm, änderte er die Rolle seines ehemaligen Torjägers entsprechend seiner Stärken - und dieser dankte es ihm fast unverzüglich.
In 14 Spielen war er unter Veríssimo im Einsatz und erzielte dabei fünf Tore, einen weiteren Treffer bereitete er vor. Für so viele Tore hat er unter Jesus noch 34 Spiele gebraucht.
Morato: Noch günstig - aber mit Potenzial
Noch denken viele Fußballfans wahrscheinlich, dass es sich um einen Schreibfehler handelt und eigentlich Álvaro Morata gemeint ist.
Aber der junge brasilianische Abwehrspieler heißt Morato und hat sich in der Benfica-Abwehr mit den Schwergewichten Nicolás Otamendi und Jan Vertonghen etabliert.
Zusätzlich profitiert der 20-Jährige vom Ausfall von Lucas Veríssimo, der mit einem Kreuzbandriss noch bis zum Sommer pausieren muss. Insgesamt stand Morato in dieser Saison in 23 Pflichtspielen auf dem Platz - 16-mal lief er in der Stammelf auf.
2019 war der Mann aus dem brasilianischen Francisco Morato (eine Stadt im brasilianischen Bundesstaat São Paulo, Anm. d. Red.) vom FC São Paulo nach Lissabon gewechselt. Rund sieben Millionen Euro ließen sich die Portugiesen die Verpflichtung kosten.
Und in Lissabon ist man mit der Entwicklung des Youngsters mehr als zufrieden. Als Belohnung für Moratos gute Leistungen arbeitet Benfica gerade an einer vorzeitigen Vertragsverlängerung des bis 2024 laufenden Kontrakts.
Kleiner Stolperstein: Benfica hatte sich 2019 nur 85 Prozent der Transferrechte gesichert, die restlichen 15 Prozent liegen immer noch beim FC São Paulo. Diese will der Klub dem brasilianischen Traditionsverein im Rahmen der Verlängerung jedoch abkaufen.