Der Jubel bei Steaua Bukarest war dieser Tage sehr groß.
Von der 4. Liga in die Nationalelf Italiens? Der ungewöhnliche Weg eines Stürmers
Von der 4. Liga in die Nationalelf Italiens? Der ungewöhnliche Weg eines Stürmers
Aus der 4. Liga ins Nationalteam?
Auslöser war eine E-Mail vom italienischen Fußballverband. „Ich bin selten begeistert, aber es ist schön, dass der amtierende Europameister einen unserer Spieler beruft“, schilderte ein glücklicher Geschäftsführer Mihai Stoica in den rumänischen Medien.
Die Rede ist von Andrea Compagno, der laut übereinstimmenden Medienberichten auf der vorläufigen Nominierungsliste für die anstehenden EM-Qualifikationsspielen Italiens auftauchte.
Es wäre die vorläufige Krönung einer echten Cinderella-Geschichte, die im Sommer 2020 ihren Anfang hatte. Damals sah es nicht danach aus, dass der Stürmer jemals für die Squadra Azzurra auflaufen würde.
Italienische Stürmer jubelt in San Marino
Die Saison war wegen der Corona-Pandemie abgebrochen worden und Compagno stand vor der Frage, wie es für ihn weitergeht.
Mit seinem damaligen Arbeitgeber, dem Tre Fiori FC, verlief die Spielzeit sehr gut. Sie belegten den ersten Tabellenplatz - in San Marinos erster Liga.
Mit 15 Toren war Compagno der beste Goalgetter seines Teams - und das, obwohl er bis dato nur unterklassig gespielt hatte. 2018 war er von Nuorese Calcio aus der vierten italienischen Liga in das kleine Land gewechselt.
„In Italien verdiente ich 400 Euro im Monat und ging mit einem Taschenrechner einkaufen“, sagte er jüngst in einem Gespräch mit der Gazzetta dello Sport.
Das verwundert nicht, denn das Höchste seiner bisherigen Fußball-Karriere war ein sechsmonatiger Aufenthalt bei der U19 vom FC Turin, die ihn vom FC Pinolero ausgeliehen hatten. Mit zwei mageren Buden konnte sich der mittlerweile 26-Jährige allerdings nicht nachhaltig empfehlen.
Campagno: Von San Marino nach Rumänien
Dennoch: In dieses Leben wollte der Stürmer nicht zurück und entschloss sich nach dem Ende seines Vertrags in San Marino zu einem ungewöhnlichen Wechsel: nach Rumänien. Dort heuerte Compagno beim FC Universitatea Craiova an - einem Traditionsklub zwar, der zu diesem Zeitpunkt aber nur in der 2. Liga spielte.
„Ich stand an einem Scheideweg: Wenn man als Kind Fußball spielt, träumt man von der Serie A. Nun, als ich nach Rumänien ging, dachte ich, dass sich im Ausland schöne, unvorhersehbare Szenarien eröffnen könnten. Ich habe eine Wette mit mir selbst abgeschlossen und es lief so, wie ich es mir erträumt habe“, erklärte er gegenüber Online-Plattform tuttomercatoweb.com.
Nach anfänglichen Problemen kam der 1,95m-Hüne immer besser zurecht und spielte eine wichtige Rolle beim Aufstieg in die höchste Spielklasse. In der Playoffrunde war Compagno mit fünf Toren eine verlässliche Größe im gegnerischen Strafraum. Diese Leistung konservierte der Fan von Inter Mailand auch in der ersten Liga und verhalf seinem Team zum Klassenerhalt.
Als Compagno zu Beginn der laufenden Saison mit fünf Treffern in den ersten sieben Spielen nicht aufzuhalten war, reichte es der Konkurrenz: Steaua Bukarest holte sich kurz vor der Transfer-Deadline im Sommer den Torjäger.
Italien: Shootingstar stellt Immobile in den Schatten
Dieser Wechsel entpuppte sich als Glücksgriff für beide Seiten. Der Italiener traf auch in der Folge nach Belieben und thront nun gemeinsam mit Marko Dugandzic an der Spitze der Torschützenliste. 16 Mal durften sie bisher über einen Treffer jubeln.
Mit seinem unwiderstehlichen Stürmerinstinkt stellt er sogar Italiens Stürmergrößen in den Schatten. 24 Tore gelangen Compagno im Jahr 2022, die meisten aller Landsleute auf dieser Ebene. Superstar Ciro Immobile netzte „nur“ 22-mal.
„Es bringt nichts, ihn auszulachen, weil er aus San Marino kommt, er ist ein besonderer Mann! Sein Verhalten im Spiel und alles andere zeigt, dass er ein besonderer Mann ist“, lobte ihn daher Adrian Mititelu beim rumänischen Portal ProSport. Der Besitzer von Craiova hatte Compagno damals nach Rumänien gelockt.
Nominiert Mancini Campagno für die EM-Quali?
Für den Geschäftsmann ist es daher auch wenig verwunderlich, dass der gebürtige Sizilianer sich mittlerweile in das Blickfeld von Nationalcoach Roberto Mancini gespielt hat. „Ich bin überzeugt, dass er in einer stärkeren Mannschaft, die offensiv spielt, noch besser ist“, meinte er und ergänzte: „In Rumänien hat er seine Qualitäten nicht voll ausgeschöpft.“
Das könnte sich schon in Kürze zeigen, sollte „El Matador“ wirklich für die EM-Qualifikationsspiele gegen Malta und England nominiert werden.
In diesen Spielen könnte sich der 26-Jährige dann auch ins Blickfeld in seiner Heimat spielen. Schließlich hat Compagno einen großen Wunsch.
„Die Rückkehr nach Italien ist ein Traum. Ich versuche immer, meine Leistung Sonntag für Sonntag zu bestätigen“, erläutert er. Es wäre das nächste Kapitel einer außergewöhnlichen Geschichte.