Seine Geschichte bewegt die Fußball-Welt bis heute. Josip Ilicic war einst auf dem Weg in die absolute Weltspitze, doch dann machte ihm eine Depression in der Folge der Corona-Pandemie einen Strich durch die Rechnung.
Bericht über dramatischen Absturz
Bericht über dramatischen Absturz
Statt in den großen Stadien der Welt kickt Ilicic deswegen seit einigen Jahren wieder in seiner Heimat Slowenien. Von seinem aktuellen Verein, dem FC Koper, für den der 37-Jährige kürzlich seinen ersten Treffer erzielte, haben wohl nur die wenigsten schon mal gehört.
Dass der Slowene überhaupt wieder auf dem Fußball-Platz steht, ist dennoch eine tolle Geschichte, nachdem er immer wieder mit den Dämonen seiner hartnäckigen Depressionen zu kämpfen gehabt hatte.
Deshalb wäre es auch falsch, bei Ilicic von einem Absturz zu sprechen. Von seiner einstigen Weltklasse-Form ist er aber weit entfernt. Die Ursachen für den Leistungseinbruch sind vielfältig. Es gibt viele Gerüchte, aber nicht alle davon stimmen.
Ilicic dementiert Gerüchte um Ehefrau vehement
So geht in den sozialen Netzwerken seit Langem das Gerücht um, dass Ilicic depressiv geworden sei, weil ihn seine Frau betrogen habe.
Dies wies der Slowene im Oktober in einem großen Interview mit der italienischen Sportzeitung Gazzetta dello Sport entschieden zurück: „Das ist völlig falsch. Sie hat unglaubliche Beleidigungen erhalten.“
Trotzdem hatte sich Ilicic zu den Gerüchten nie öffentlich geäußert. Warum er sie nicht dementierte? „Sie hätten mich gefragt, was ich hätte, und warum ich nicht mehr ich selbst war. Meine Familie, Freunde und Kollegen wussten die Wahrheit.“
Zu dieser Zeit klagte der Profi schon über die Depressionen: „Mir ging es nicht gut. Und die Gerüchte über meine Frau haben mich zusätzlich verletzt.“
Corona-Pandemie änderte für Ilicic alles
Woher die Spekulationen um das mögliche Fremdgehen seiner Ehefrau kamen, dafür hat Ilicic keine klare Erklärung. Dafür aber, warum sie dauerhaft weiterverbreitet wurden: „Weil ich zu der Zeit einer der besten Spieler war, aber eben niemand etwas von mir wusste. Irgendwas musste eben herauskommen.“
Zu jener Zeit, es lief die Saison 2018/19, gehörte der Slowene im Trikot von Atalanta Bergamo tatsächlich zu den besten Offensiv-Spielern Europas. Doch dann kam die Corona-Pandemie und veränderte für Ilicic alles.
„Ich wusste nicht, ob ich wieder spielen würde, und wenn man zu Hause eingesperrt ist, dann fängt man an, darüber nachzudenken. Ich war 42 Tage in Bergamo ohne meine Familie. Ich habe gelitten. Geld, Verträge, das war mir alles egal. Mir ging es nicht gut“, sagte er im Interview mit der Gazzetta dello Sport.
Bergamo wurde von dem Virus seinerzeit besonders schwer getroffen. Und die Bilder von Militärtransportern, die nachts die Leichen abtransportierten, setzten Ilicic offenbar besonders zu. Er wurde depressiv, sein Klub gewährte ihm eine Auszeit in seiner Heimat, um sich zu erholen.
Ilicic nennt weiteren Grund für seine Probleme
„Letztendlich bin ich nach Hause zurückgekehrt. In Slowenien war es, als ob es Covid nicht gäbe, während in Bergamo die Särge in Lastwagen durch die Straßen fuhren. Eine schreckliche Szene“, erinnerte sich Ilicic.
Von diesen Bildern erholte er sich letztendlich nie mehr so richtig. Statt eine Weltkarriere zu erleben, fand er nie wieder zu seiner Bestform zurück.
Im Gespräch mit der Gazzetta offenbarte er auch, warum ihn die Bilder der Leichenwagen so nachhaltig belasteten: „Ich hatte einige Jahre zuvor das Drama von Davide Astori hautnah miterlebt, mit dem ich Jahre beim AC Florenz gespielt habe. Das hat mich geprägt.“
Astori war 2018 am Tag des Auswärtsspiels der Fiorentina bei Udinese Calcio tot in seinem Hotelzimmer aufgefunden worden. Beide spielten drei Jahre in Florenz zusammen.
Der Tod wurde zum stetigen Begleiter
Spätestens ab diesem Tag sei der Tod ein stetiger Begleiter in Ilicics Leben gewesen. Die Bilder während der Corona-Pandemie hätten diesen Schock dauerhaft wieder hervorgehoben.
Sein Schicksal sorgte für große Anteilnahme unter den Fans. Ilicic kämpfte sich zurück, doch die Bilder im Kopf wurde er nicht nachhaltig los. Anfang 2022 musste er sich wieder eine Auszeit nehmen. Anschließend verließ er Bergamo endgültig und ging zurück nach Slowenien.
„Wir hätten das Champions-League-Finale erreicht“
Der Fall-Ilicic ist speziell deshalb so tragisch, weil er kurz vor der Corona-Pandemie in der Form seines Lebens spielte. Sein absolutes Highlight: Beim 4:3-Erfolg von Atalanta Bergamo im Rückspiel des CL-Achtelfinales beim FC Valencia erzielte er alle vier Treffer.
Geht es nach Ilicic, hätte Atalanta in jenem Jahr ohne den Ausbruch von Corona Unglaubliches erreichen können: „Wir hätten das Champions-League-Finale erreicht. Ich war in der Form meines Lebens und wir hatten als Team vor niemandem Angst. Wir haben gedacht, dass niemand besser ist als wir.“
Doch es kam eben anders und ganz speziell für Ilicic knüppeldick. Auch wegen seiner Depressionen kämpfte der Offensivspieler in den Jahren nach Corona mit seinem Gewicht.
Kleines Happy End für Ilicic bei der EM
„Ich war nicht mehr derselbe. Ich versuchte es mit Einstichen, Behandlungen, aber nichts half“, erinnerte sich Ilicic: „Am Ende bin nach Maribor zurückgekehrt.“
Dort gab es für ihn persönlich zumindest ein Happy End. Bei MK Maribor konnte er seine Klasse wieder zeigen und wurde so sogar 2024 wieder für die slowenische Nationalmannschaft nominiert und nahm an der EM in Deutschland teil.
Einen echten Stempel, wie zu seiner Hochzeit, konnte er dem Spiel auf allerhöchstem Niveau aber nie wieder aufdrücken. Josip Ilicic wird so für immer eines der größten What if’s der Fußball-Geschichte bleiben.