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La Liga: Ex-Trainer Bernd Krauss erklärt Erfolg von Real Sociedad

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La Liga: Ex-Trainer Bernd Krauss erklärt Erfolg von Real Sociedad

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Die Sensation aus dem Baskenland

Real Sociedad San Sebastian steht in Spanien überraschend an der Tabellenspitze. Ex-Trainer Bernd Krauss schwärmt bei SPORT1 noch immer von dem baskischen Klub, der auf drei ehemalige BVB-Flops setzt.
Der ehemalige Dortmunder Mikel Merino kritisiert seinen Ex-Trainer Thomas Tuchel.
Reinhard Franke
Reinhard Franke

Nicht Real Madrid, nicht der FC Barcelona und auch nicht Atlético Madrid. Nein, Platz 1 der spanischen La Liga belegt aktuell Real Sociedad San Sebastian. (SERVICE: Die Tabelle von La Liga)

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Das Team von Trainer Imanol Alguacil (50) ist wettbewerbsübergreifend seit 13 Spielen ungeschlagen und hat nach elf Spieltagen bereits 24 Punkte auf dem Konto. Eine kleine Sensation.

Der Traditionsklub aus San Sebastian setzte sich am vergangenen Sonntag bei CA Osasuna mit 2:0 durch und hat in der Tabelle wieder einen Punkt Vorsprung auf Real Madrid, das allerdings ein Spiel weniger aufzuweisen hat. Die Tore für Real Sociedad erzielten die früheren Dortmunder Mikel Merino und Adnan Januzaj.

La Liga: Erstmals seit 2004 ein anderer Meister als Real, Barca oder Atlético?

Neben Merino und Januzaj steht auch noch ein dritter Spieler mit BVB-Vergangenheit im Kader: Alexander Isak. Alle drei Profis wurden in der Bundesliga nicht glücklich, scheinen jetzt aber ihre Bestimmung im Baskenland gefunden zu haben.

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Mikel Merino (l) und Alexander Isak stehen mit San Sebastian auf Platz 1
Mikel Merino (l) und Alexander Isak stehen mit San Sebastian auf Platz 1

Gibt es in diesem Jahr nun tatsächlich zum ersten Mal seit 2004 einen Meister in der spanischen Liga, der nicht Real, Barca oder Atlético heißt? Damals sicherte sich der FC Valencia den Titel.

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„Ich freue mich unheimlich darüber, weil das nach Mönchengladbach meine schönste Zeit war. Unabhängig davon, dass wir auch sportlichen Erfolg hatten“, sagt Bernd Krauss im Gespräch mit SPORT1. „Ich verfolge das Geschehen bei Real Sociedad schon konkret. Es war einfach herrlich dort. Und ich bin auch etwas stolz, weil es so viele deutsche Trainer in der spanischen Liga ja auch noch nicht gab. Alles hat gepasst.“

Der heute 64-Jährige hatte in der Bundesliga von 1991 bis 1996 als Trainer von Borussia Mönchengladbach seine erfolgreichste Zeit, gewann 1995 mit den Fohlen den DFB-Pokal. Danach wechselte er in den Norden Spaniens. Von 1997 bis 1999 war er in San Sebastian tätig.

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Krauss in Agentur von ter Stegen

Zuletzt arbeitete er in der Berateragentur des früheren Gladbach-Trainers Gerd vom Bruch. Dort werden unter anderem Barca-Torwart Marc-Andre ter Stegen und Gladbachs Christoph Kramer betreut.

Krauss hat seinen früheren Klub natürlich noch auf dem Radar und denkt gerne zurück an seine erfolgreiche Zeit. Im ersten Jahr wurde er mit seinem Team Dritter und landete vor Real Madrid.

„Allein von den ganzen Begebenheiten und von den Leuten dort war es einfach nur schön. Ich hatte einen Präsidenten, mit dem ich keinen schriftlichen Vertrag machen musste. Bei ihm war ein Ja ein Ja und ein Nein war ein Nein“, sagt Krauss.

„Ich habe einmal zu ihm gesagt: ‚Luis (Luis Uranga, d. Red.), irgendwann lädst du mich zum Essen ein, dann entlässt du mich und wir haben beide Tränen in den Augen‘. Und so kam es dann auch.“ In San Sebastian sei es „ähnlich emotional“ gewesen wie in Mönchengladbach.

Real Sociedad: Nachwuchsarbeit als Faustpfand

Ein Faustpfand des Klubs ist die erfolgreiche Nachwuchsarbeit. Bestes Beispiel: Mikel Oyarzabal. Der 24 Jahre alte Linksaußen spielt seit 2015 bei den Profis und hat inzwischen einen Marktwert von rund 24 Millionen Euro.

Krauss gerät ins Schwärmen: „Schon zu meiner Zeit war es so, dass der Nachwuchs extrem stark war. In zweieinhalb Jahren habe ich damals fünf oder sechs Jungs aus der zweiten Mannschaft hoch gebracht, die dann auch gespielt haben und später Stammspieler wurden.“

Der jetzige Trainer Imanol Alguacil und Sportdirektor Roberto Olabe (54) waren damals Spieler unter Krauss. „Also haben sie viel gelernt bei mir“ meint er, lacht und erinnert sich: „Alguacil hat ein Jahr gespielt und ging dann zu Villarreal. Olabe war zweiter Torwart. Ihn habe ich im letzten Ligaspiel als Dankeschön spielen lassen, weil er seine Karriere beendet hat.“

Abgang von Kovacevic leitete Krauss-Ende ein

Krauss hatte mit Darko Kovacevic einen Stürmer in seinem Team, „der jede Saison über 20 Tore machte und in sechs Europacup-Spielen sechs oder acht Mal traf“.

„Er wurde dann zu Juve verkauft. Ich sagte zu ihm ‚Darko, alles Gute, aber in zwei Monaten schmeißen sie mich raus‘. Er meinte nur ‚No Mister‘, doch genau so ist es schließlich gekommen. Gute Stürmer wuchsen damals schon nicht auf den Bäumen.“

Zurück in die Gegenwart. Auch ein Teil des Erfolgs ist sicher, dass kein Megastar in der Mannschaft spielt. „Real Sociedad lebte immer vom Kollektiv. Und nur aus einem super Kollektiv kann einer herausragen. Die Basken sind sehr zweikampfstark, das sind alles robuste Jungs“, erklärt Krauss.

Ein weiterer Grund für den Erfolg bei Real Sociedad sei die Bodenständigkeit im Verein. „Das ist so ähnlich wie in Gladbach. Es gab bei Real Sociedad schon zu meiner Zeit ein Team mit sechs, sieben Stammspielern und die Truppe wurde immer nur punktuell verstärkt. Ein zusätzliches Plus: Die Leute da bleiben alle ruhig.“

Zwei Einheimische als Erfolgsgaranten

Im Moment gibt es auch keinen Grund, unruhig zu werden. Der Klub schwimmt auf der Erfolgswelle. „Man ist erfolgreich in die Saison gestartet, das Selbstvertrauen war sofort da. Dann kommt auch hier und da etwas Glück dazu“, sagt Krauss.

Mikel Merino steht mit San Sebastian auf Platz 1
Mikel Merino steht mit San Sebastian auf Platz 1

Zudem „kennen der Trainer und Roberto Olabe den ganzen Verein, weil beide von dort kommen. Das sind Einheimische.“

Können die Fans also tatsächlich schon von der Meisterschaft träumen? „Ja, aber es ist noch ein weiter Weg. Wenn sie von Verletzungen verschont bleiben, dann können sie bis zum Schluss ganz vorne dabei sein“, glaubt Krauss. „Die großen Klubs sind auch nicht mehr so groß. Man sieht ja auch, was ein Barca ohne Lionel Messi und mit den ganzen Querelen wert ist.“

Starke Ex-BVB-Fraktion Isak, Merino, Januzaj

Die früheren BVB-Profis Alexander Isak und Merino, die sich in Dortmund nicht durchsetzen konnten, haben sich sofort eingefügt - und auch Januzaj, der 2015 den BVB schon nach der Hinrunde verließ, bekommt seine regelmäßige Einsätze.

Auch Alexander Sörlöth spielt seit diesem Sommer in San Sebastian, ist von RB Leipzig ausgeliehen. Doch Krauss wird hier deutlich. „Ein etwas geschmeidigerer Spieler hätte da besser hin gepasst. Aber Sörlöth ist eine Brechstange und die muss man auch im Team haben.“

Als Spieler müsse man sich in San Sebastian einfach wohlfühlen: „Es ist so eine tolle Stadt und die baskische Küche ist die beste.“