Sami Khedira hat sich mit wehmütigen Gefühlen an das Aus von Mesut Özil bei Real Madrid zurückerinnert: Vor dem Champions-League-Duell des Titelverteidigers bei Atalanta Bergamo (ab 21 Uhr im Liveticker) meinte der 37-Jährige, der mit den Königlichen 2014 den Henkelpott gewann, über seinen früheren Teamkollegen im Interview mit der Marca: „Der speziellste Spieler für mich war Mesut Özil. Ich erkläre das mit seinem Weggang: An dem Tag, als Mesut ging, haben wir alle gefragt: ‚Warum verkauft ihr ihn?‘
"Özil sagte mir, dass es ein großer Fehler war"
"Özil sagte, dass es ein Fehler war"
Der frühere deutsche Nationalspieler, der mit Khedira 2014 auch Weltmeister geworden war und in Madrid zwischen 2010 und 2013 wirkte, sei ein „ein echter Zauberer“ gewesen: „Özil war ein absolutes Genie. Ich habe hinter ihm gespielt. Du hast ihm einen Fehlpass gegeben und er hat den Ball trotzdem mit solcher Leichtigkeit kontrolliert. Ich hatte zuvor noch nie einen Spieler mit dieser Klasse und dieser Qualität gesehen, wirklich.“
„Er sagte mir, dass es ein großer Fehler war“
Özil, der nach 105 Partien (19 Tore) für Madrid dann zum FC Arsenal transferiert wurde, hätte laut Khedira denn auch die Klasse dafür gehabt, zum Weltfußballer gekrönt zu werden: „Es gab Cristiano (Ronaldo) und (Lionel) Messi und auch Xavi und Iniesta, die meiner Meinung nach einen Ballon d‘Or hätten gewinnen müssen. Aber ja, Özil hatte dieses Potenzial.“
Seinen Abgang habe dieser hinterher durchaus bedauert, verriet Khedira überdies: „Obwohl er eine große Karriere hatte, wäre es in Madrid anders gewesen. Er sagte mir, dass es ein großer Fehler war, Madrid zu verlassen, weil er hier alles hatte. Das Bernabeu liebte ihn, er spielte wie ein Engel.... Wirklich, Mesut hat wie Zidane gespielt. Mein Idol war Zizou, und wenn man die beiden auf YouTube anschaut und jeweils die Ballkontrolle sieht - Mesut war wie Zizou.“
Als den Anführer in der damaligen Real-Kabine nannte Khedira neben Kapitän Iker Casillas indes Sergio Ramos: „Er hatte das spanische Blut in sich und die DNA von Real Madrid. Und dann war da natürlich noch Cristiano Ronaldo.“
Der 39-Jährige, der heute noch immer kickt und in Saudi-Arabien bei Al-Nassr unter Vertrag steht, habe sein Team gerade zu den Topspielen immer zu Höchstleistungen angespornt: „Komm schon Sami, sei aggressiv! Mesut, bringe deine Magie hervor. Di Maria, nimm den Ball und geh nach vorne! Er hat uns alle mental auf diese Spiele vorbereitet, er war ein Motivator.“
„Wir waren Krieger auf dem Platz“
Dazu sei CR7 selbst immer vorangegangen: „Cristiano hat nie versagt, er war immer da. Wenn wir ein Tor brauchten, haben wir Cristiano den Ball gegeben.“ Mit seiner damaligen Mannschaft um Ausnahmespielern wie Ronaldo, Özil und auch Xabi Alonso dürfte sich Khedira unglaublich stark gefühlt haben: „Wir waren Krieger auf dem Platz und fühlten uns in jedem Spiel wie die Gladiatoren in Rom.“
Das hatte Ronaldo bei Real Vinícius voraus
Dass aus dem heutigen Real-Team Vinícius Júnior - anders als dem fünfmaligen Gewinner Ronaldo - unlängst die Ehre verwehrt geblieben war, den Ballon d‘Or einzuheimsen, kommentierte Khedira zwiegespalten - auch mit Blick auf die Persönlichkeitsstruktur des Brasilianers: „Seine Einstellung manchmal: Er sieht die meiste Zeit wütend aus. Cristiano war auch so, als er jung war, aber er hat sich schnell geändert.“
Für Khedira ist daher klar: „Wenn Vinícius so sein will wie Messi, Zidane, Cristiano, Xavi, dann muss er etwas respektvoller mit den Gegnern umgehen, mit den Schiedsrichtern... das muss er ändern.“ Rein fußballerisch dagegen sieht Khedira den 24-Jährigen mit Ballon-d‘Or-Sieger Rodri (Manchester City) gleichwohl auf Augenhöhe: „Vini verändert die Spiele. Wenn Madrid nicht weiß, was es tun soll, gibt es den Ball an Vinicius weiter, und das war’s: Er bringt es in Ordnung. Wenn Vini sich ein wenig ändert und mehr ein Gentleman und eine Führungspersönlichkeit ist, wird er drei oder vier Ballon d‘Ors gewinnen.“