Am Ende nahm Jose Mourinho seine The-Special-One-Kaffeetasse vom Schreibtisch und klemmte seine lebensgroße Jose-Mourinho-Pappfigur aus dem Büro unter den Arm.
Mourinhos letztes Abendmahl
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So kann man sich den Abgang des portugiesischen Star-Trainers beim FC Chelsea vorstellen. Zumindest, wenn es nach englischen Medienberichten geht.
Fakt ist aber, dass Mourinho umgeben von seinen "Getreuen" noch eine Art letztes Abendmahl auf dem Trainingsgelände in Cobham zelebrierte.
Kurzes Gespräch mit den Bossen
Aber wohl ohne zu wissen, dass seine letzte Stunde bei den Blues schon geschlagen hatte.
Denn direkt im Anschluss an das traditionelle Weihnachtsessen (Hauptgang: Truthahnbraten) mit Mannschaft und Trainerstab wurde der Teammanager in das Büro von Chelsea-Eigentümer Roman Abramowitsch zitiert. Dort schon versammelt: Ein Tribunal bestehend aus dem Vorstandsvorsitzenden Bruce Bruck und Direktor Eugene Tenenbaum.
Das Urteil soll schnell gefallen sein: In weniger als zehn Minuten wurde Mourinho sein Rauswurf beigebracht. Beim Verlassen des Raums soll der 52-Jährige regelrecht verstört gewirkt haben.
Zwar war schon lange über seine Entlassung spekuliert worden, doch alle - inklusive Mourinho selbst - rechneten damit, dass der Schritt schon nach einer Vorstandssitzung am Mittwoch verkündet werden würde.
Letztes Training am Donnerstag
Als er am Donnerstag aber doch noch das Training leiten durfte soll Mourinho neue Hoffnung geschöpft haben. Mit zwei Heimsiegen in den kommenden Spielen gegen Watford und Sunderland wollte er das Ruder nochmal herumreißen.
Was auch bitter nötig gewesen wäre: Denn der Coach manövrierte den Meister der vergangenen Saison nahe an den Abgrund. Nur noch ein Punkt trennt die Millionentruppe von einem Abstiegsplatz.
Doch die Führungsetage machte Mourinho einen Strich durch die Rechnung.
Millionenschwere Abfindung
Wenigstens ein finanzielles Trostpflaster ist Mourinho nach dem Ende seiner zweiten Ära bei den Londonern sicher.
Nur über die Höhe der Abfindung herrscht noch Unklarheit. Wurde zunächst gemutmaßt, er könnte bis zu 55 Millionen Euro kassieren, scheint es in Wirklichkeit doch etwas günstiger für Abramowitsch zu werden. So muss Chelsea wohl "nur" sein ausstehendes Gehalt bis zum Ende der Saison bezahlen.
Andere Quellen berichten, dass der Klub weiter blechen muss bis Mourinho einen neuen Arbeitgeber gefunden hat. Bedeutet in beiden Szenarien: Rund 344.000 Euro pro Woche.
Spott im Netz
Für seine Hire-And-Fire-Personalpolitik auf der Trainerbank muss sich Chelsea derweil schon Spott im Netz gefallen lassen. Sehr beliebt ist gerade in den sozialen Netzwerken ein Bild in Anlehnung an den neuen Star-Wars-Film "The Force Awakens".
Darauf sind die Chelsea-Trainer der vergangenen Jahre zu sehen: Rafael Benitez, Carlo Ancelotti, Roberto Di Matteo, Andre Villas-Boas, Carlo Ancelotti, Guus Hiddink, Luiz Felipe Scolari und Avram Grant. Der Titel für das imaginäre Epos: "Chelsea Managers - The Farce Continues". Die Farce setzt sich also fort.
Zauber verflogen?
Eine Farce ist Mourinhos Karriere natürlich nicht. Dennoch drängt sich die Frage auf, ob der Zauber des selbst ernannten Trainergottes verflogen ist.
Bereits zum zweiten Mal wurde er nun von Abramowitsch geschasst. Auch bei Real Madrid zuvor ging er im Unfrieden. Bei all seinen letzten Stationen soll es zum Ende seiner Amtszeit zum Bruch mit großen Teilen des Teams gekommen sein.
Sein Image der Unantastbarkeit hat zuletzt erheblichen Schaden genommen, Titel hat er aber noch immer jedem Team beschert. Kaffeetasse und Pappfigur werden daher schon bald eine neue Heimat finden.