So lange wie Martin Odegaard nun schon im Fußball-Kosmos herumschwirrt, kann man es kaum glauben, dass er erst 22 Jahre alt ist.
Tut sich Odegaard einen Gefallen?
In seiner Heimat Norwegen wurde er schon in jungen Jahren als Wunderkind angepriesen, im Alter von 15 Jahren gab er sein Debüt für die Nationalmannschaft. Seitdem glich die Karriere des Mittelfeldspielers einer Achterbahnfahrt.
Mit 16 wechselte Odegaard zu Real Madrid, doch vier Leihen und jede Menge Kurven, Abfahrten und erneute Aufstiege später ist er nun endgültig kein Spieler der Königlichen mehr. Es beginnt das nächste Kapitel einer unendlich scheinenden Geschichte eines jungen Mannes, der irgendwie nicht mehr wie ein solcher wirkt.
Elf Pflichtspiele für Real Madrid in vier Jahren
“Ich habe meine Gründe”, ließ Odegaard in seinem Statement wissen, das er im Zuge seines Abschieds aus der spanischen Hauptstadt auf seinen Social-Media-Kanälen veröffentlichte. Und die hat er wahrlich.
Bei seinen Leihen zu Heerenveen und Arnheim in den Niederlanden zeigte er ansprechende Leistungen, bei seiner Leihe zu Real Sociedad trumpfte der talentierte Mittelfeldstratege sogar auf. Als “König der Leihspieler” und “Magier” feierte ihn die spanische Presse - und doch blieb Odegaard bei seiner Rückkehr nach Madrid wieder nur die Bank.
Elf Pflichtspiele hat das einstige Wunderkind für die Galaktischen absolviert - in vier Jahren. Allein 20 Pflichtspiele machte Odegaard dann in einer halben Saison beim FC Arsenal, seiner vierten Leihstation. Und bei den Gunners überzeugte er viele, weswegen sie nun auch 35 Millionen Euro für die Dienste des Mittelfeldmannes nach Madrid überwiesen.
Arsenal als Chance auf den großen Durchbruch
Für Odegaard könnte dieser Wechsel wie eine Befreiung wirken. In Spanien war der Druck immer hoch, jede Woche war eine neue Geschichte in den Medien zu lesen. Vor einem Spiel Odegaards mit Real Sociedad gegen Real Madrid wurde von der Marca sogar einmal “die Woche des Martin Odegaard” ausgerufen.
Bei Arsenal zeigte er von Beginn an, dass er einem großen Klub gewachsen sein kann. Odegaard ließ sein Potenzial immer wieder aufblitzen, auch wenn sich durchaus auch schlechte Spiele einschlichen. Man kann den Wechsel nach London nun als Chance auf den großen Durchbruch im europäischen Fußball bezeichnen, den das einst wohl gehypteste Talent trotz vorübergehend starker Leistungen in San Sebastián noch schuldig geblieben ist.
Odegaard haftet der Makel an, dass er sich nie bei Real durchsetzen konnte - obwohl er eines der größten Talente seiner Generation sein sollte. Er muss jetzt allen zeigen, dass er eine herausragende Rolle in einem Top-Team übernehmen kann. Doch genau das könnte zum Problem werden, denn: Der FC Arsenal ist derzeit kein Top-Team.
FC Arsenal historisch schlecht
Die ersten beiden Premier-League-Spiele der Gunners gingen bei Brentford und gegen den FC Chelsea jeweils mit 0:2 verloren. Es scheint, als wäre der achte Platz im Vorjahr kein Zufall gewesen. Es ist wenig übrig von dem Glanz des Klubs, den dieser während der Ära von Arsène Wenger verstrahlte.
Keinen Sieg und kein einziges Tor gab es zum Ligastart in zwei Partien seit weit über einem Jahrhundert nicht - genauer gesagt in 118 Spielzeiten. Mittlerweile sitzt Mikel Arteta auf der Trainerbank, der zunehmend ratlos wirkt und nach der Derby-Pleite gegen die Blues sogar in seinem Auto sitzend auf der Straße von Fans angehalten wurde.
Bedeutet: In Odegaard werden viele Hoffnungen gesetzt - von Fans, Arteta und Verantwortlichen. Es ist keine unattraktive Möglichkeit für den Norweger, einen strauchelnden Riesen wie Arsenal zurück in die Spur zu bringen. Doch ist er einer solchen Aufgabe gewachsen?
Fehlt Odegaard Kämpferherz und Einstellung?
In Spanien gibt es diesbezüglich kritische Stimmen. Der größte Kritikpunkt, der Odegaard in den vergangenen Jahren immer wieder entgegenwehte, ist Odegaards mentale Einstellung. Fehlt ihm das Kämpferherz?
Bei Arsenal muss Odegaard zeigen, dass er sich sehr wohl durchkämpfen kann und dass er die mentale Stärke eines Fußball-Stars besitzt. Einfach wird das bei einem kriselnden Klub wie dem FC Arsenal nicht.
Odegaard: “Fast alles ist nicht wahr”
“Ich habe Martin gesagt, dass er bleiben und kämpfen soll, Geduld aufbringen soll, denn wir brauchen ihn”, hatte der damalige Real-Coach Zinédine Zidane einmal über Odegaard gesagt. Doch bei den Königlichen konnte er sich nie durchbeißen.
In seinem Statement nahm Odegaard auf die anhaltende Kritik, die rund um seinen Wechsel nach London sehr laut wurde, Bezug: “In diesen Tagen wurde viel über mich und meine Gründe zu gehen gesprochen. Ich will nur sagen, dass fast alles, was gesagt wird, nicht wahr ist. Ich finde es schade, dass die Presse Dinge erzählt, die nicht stimmen, denn viele Leute glauben wirklich, dass es so ist.”
Das klingt dann doch nach Kämpferherz. Oder nach Ausreden? Das könnte sich im Laufe des nächsten Jahres zeigen.