Home>Internationaler Fußball>Premier League>

FC Everton mit Frank Lampard vor Abstieg: Der Niedergang einer Institution

Premier League>

FC Everton mit Frank Lampard vor Abstieg: Der Niedergang einer Institution

{}
{ "placement": "banner", "placementId": "banner" }
{ "placeholderType": "BANNER" }

Der Niedergang einer Institution

Frank Lampards FC Everton steht vor dem Abstieg aus der Premier League - trotz vieler prominenter Namen, die dort wirkten und wirken. Wie konnte es so weit kommen?
Die Gründe für Evertons Misere sind vielschichtig
Die Gründe für Evertons Misere sind vielschichtig
©
Conan Furlong
Conan Furlong
von Conan Furlong

Die meisten Saisons und Tore in der Geschichte der ersten englischen Liga. Legenden wie Wayne Rooney und Tim Cahill. Ligatitel, Pokalsiege, auch ein internationaler Triumph.

{ "placeholderType": "MREC" }

Der FC Everton hat eine glorreiche Geschichte - aber jetzt stehen die Toffees kurz vor dem Abstieg.

Das Team um Trainer Frank Lampard, der Ende Januar von Rafael Benitez übernahm, steht aktuell auf Rang 18 der Premier-League-Tabelle - und damit auf einem Abstiegsplatz. (NEWS: Alle aktuellen Infos zur Premier League)

{ "placeholderType": "MREC" }

Zwei Punkte vor Everton steht Burnley mit einem Spiel mehr, drei Punkte darüber Leeds. Beide sind allerdings deutlich besser in Form - Leeds holte aus den letzten fünf Spielen elf Punkte, Burnley zehn, Everton nur vier.

Und auch wenn die Toffees am vergangenen Sonntag beim 0:2 im Merseyside Derby beim FC Liverpool keine ganz schlechte Leistung ablieferten - diese Ergebniskrise spiegelt die ganze Saison wider. Seit dem siebten Spieltag hat Everton gerade mal vier Spiele gewonnen. Eine Katastrophe - aber wie kam diese zustande? (DATEN: Ergebnisse und Spielplan der Premier League)

FC Everton in tiefer Krise - Grund Nr. 1: Die Kaderplanung

Seit der Saison 2016/2017 hat Everton die fünfthöchsten Transfer-Ausgaben der Premier League - 623 Millionen Euro laut transfermarkt.de.

Für diese Ausgaben kamen sportlich akzeptabel erfolgreiche Spieler wie 50-Millionen-Euro-Rekordtransfer Gylfi Sigurdsson, vor dieser Saison wegen Missbrauchsvorwürfen ausgebootet. 40 Millionen Euro für Richarlison waren rückblickend auch keine Fehlinvestition.

{ "placeholderType": "MREC" }
Wenn du hier klickst, siehst du Twitter-Inhalte und willigst ein, dass deine Daten zu den in der Datenschutzerklärung von Twitter dargestellten Zwecken verarbeitet werden. SPORT1 hat keinen Einfluss auf diese Datenverarbeitung. Du hast auch die Möglichkeit alle Social Widgets zu aktivieren. Hinweise zum Widerruf findest du hier.
IMMER AKZEPTIEREN
EINMAL AKZEPTIEREN

Allerdings leistete sich Everton immer wieder Fehleinkäufe: 29 Millionen für Yannick Bolasie, 27,5 Millionen für Moise Kean, 27 Millionen für Davy Klaassen, 22,5 Millionen für Cenk Tosun, 18 Millionen für einen gewissen Oumar Niasse.

Ein bunter Haufen überbezahlter Durchschnittsspieler - alt, jung, ganz unterschiedliche Spielertypen, keine wirklich kohärentes Konzept dahinter.

Ein Folge-Problem daraus - Everton hat nur wenige junge Spieler im Kader und die eigene Jugend ist unterrepräsentiert. Ein einziger Teenager ist dabei, Jarrad Branthwaite. Und der stand in dieser Premier-League-Saison nur viermal auf dem Platz.

Wenn du hier klickst, siehst du Twitter-Inhalte und willigst ein, dass deine Daten zu den in der Datenschutzerklärung von Twitter dargestellten Zwecken verarbeitet werden. SPORT1 hat keinen Einfluss auf diese Datenverarbeitung. Du hast auch die Möglichkeit alle Social Widgets zu aktivieren. Hinweise zum Widerruf findest du hier.
IMMER AKZEPTIEREN
EINMAL AKZEPTIEREN

Grund Nr. 2 - die Trainerwechsel:

Die jüngere Trainer-Historie ist Grund Nummer zwei für Evertons aktuelle Lage. Seit Beginn der Saison 2016/2017 wurden die Toffees von folgenden Trainern gecoacht: Ronald Koeman, David Unsworth, Sam Allardyce, Marco Silva, Duncan Ferguson, Carlo Ancelotti, Rafa Benitez, Frank Lampard.

Acht Trainer in fünf Jahren und die unterschiedlichen Trainer-Typen deuten auf drei Probleme hin: Die teilweise unüberlegt oder panisch wirkenden Personal-Entscheidungen der Vereinsführung. Das Fehlen einer vereinsübergreifenden Philosophie. Und der finanzielle Druck, aus den großen Investments kurzfristigen Ertrag schlagen zu müssen.

Wie so häufig führte dieser Weg - viele Stars kaufen und sofortigen Erfolg erwarten - auch bei Everton nicht zum Ziel. Koeman und Silva sollten einen Stil etablieren, flogen aber beide nach eineinhalb Jahren raus.

Dann kamen die „Star-Manager“ Ancelotti und Benitez. Gerade Ancelotti ist ein Künstler darin, Topspieler bei Laune zu halten. Aber eine fußball-philosophische Entwicklung findet unter ihm nicht statt, in München weiß man‘s zu gut.

Jetzt hat Everton mit Frank Lampard einen jungen Trainer, der seine Spielweise mit jungen Talenten entwickeln will - dass er das kann, hat er gerade in seiner Anfangszeit bei Chelsea mit Talenten wie Mason Mount, Christian Pulisic und Reece James gezeigt.

Frank Lampard steht mit dem FC Everton vor dem Abstieg
Frank Lampard steht mit dem FC Everton vor dem Abstieg

Das mitten im Abstiegskampf bei Everton zu schaffen, ist natürlich schwer. Auch da muss die Frage erlaubt sein - war Lampard zu diesem Zeitpunkt die richtige Wahl? Nach 15 Ligaspielen hat die Chelsea-Legende einen Punkteschnitt von 1,07 - desolat. (DATEN: Die Tabelle der Premier League)

Grund Nr. 3: Topspieler-Stillstand

Diese Trainer-Fluktuation wirkt sich auch massiv auf den dritten Grund für die Everton-Krise aus - die Stagnation der Topspieler.

Top-Star des Kaders ist der Brasilianer Richarlison. Die Entwicklung seiner Torbilanz in den letzten vier Jahren spricht allerdings eine klare Sprache - 13, 13, sieben, sieben. Richarlison gehört nach wie vor zu den besten Everton-Spielern. Aber sein Niveau ist parallel zu dem seiner Mitspieler gesunken.

Ähnliches gilt für Mason Holgate. Der Innenverteidiger ist seit 2019 Stammspieler, galt damals als großes Talent. Inzwischen ist er 25 und auf seiner Position einer von vielen in der Premier League.

Auch Alex Iwobi hat sein prognostiziertes Potenzial nicht ausgeschöpft. 2019 kam er für 30 Millionen Euro als Top-Talent vom FC Arsenal. Seine Bilanz in drei Jahren: Vier Tore, drei Assists.

Entweder Everton setzt auf die falschen Leute, oder sie sind nicht in der Lage, sie zu entwickeln. Oder beides. Es ist kein Wunder, dass sich Spieler schwertun, wenn nonstop Transfers und Trainerwechsel das Team durcheinanderbringen. Allerdings wurden manche Spieler wohl auch einfach überbewertet.

Anthony Gordon ist ein Lichtblick bei den Toffees
Anthony Gordon ist ein Lichtblick bei den Toffees

Kann Frank Lampard Everton noch retten?

Das ist die Schlüsselfrage: Burnley kann theoretisch überholt werden, da die Toffees ein Spiel weniger gespielt und nur zwei Punkte Rückstand haben. Es kommen allerdings noch Gegner wie Chelsea, Arsenal und Leicester.

Die Leistung gegen Liverpool gibt aber Hoffnung, dass Everton noch eine Chance hat. Auch wenn der Ballbesitzwert von 17,6 Prozent der zweitniedrigste der letzten 20 Jahre war - Everton war im Spiel und wusste sich zu wehren, gerade im Konter über das pfeilschnelle Flügeltalent Anthony Gordon.

Gerade auf ihm ruhen jetzt die Hoffnungen der Everton-Fans, nicht den beschämenden Abstieg in die Championship beschreiten zu müssen. Nicht nur für sie, sondern für die meisten Engländer ist klar: Der Traditionsklub Everton gehört in die Premier League.