Als um ihn herum gefeiert wurde, zog sich Jürgen Klopp den Schal über die Augen. 0:3 verloren bei Brighton & Hove Albion. Der FC Liverpool völlig chancenlos. „Ich kann mich an kein schlechteres Spiel erinnern“, sagte Klopp nach der Partie. „Nicht nur bei Liverpool, sondern in meiner ganzen Karriere. Das Ergebnis war schrecklich anzuschauen.“
Gibt es noch einen Ausweg?
Die Krise des FC Liverpool wird immer schlimmer, Jürgen Klopp spricht vom schlechtesten Spiel seiner Karriere. Auch er selbst macht Fehler, gibt es einen Ausweg?
Konsterniert schlich er nach dem Abpfiff über den Platz und ging zu jenen, die einmal quer durch England gefahren waren und Zeuge dieses Offenbarungseids wurden. Die trotzdem ‚You‘ll never walk alone‘ sangen: die Fans der Reds.
Klopp faltete die Hände und senkte entschuldigend den Kopf. „Um ehrlich zu sein, waren sie (die Fans, Anm. d. Red.) wirklich außergewöhnlich heute“, sagte er auf der Pressekonferenz. „Sie haben gemerkt, dass es nicht unser Tag war und haben trotzdem gezeigt, warum sie echte Fans sind.“
Jürgen Klopp entschuldigte sich nach der Pleite gegen Brighton bei den Liverpool-Fans
„Ein Albtraum für Klopp“
Allerdings waren die Anhänger das einzige, was bei Liverpool an diesem Abend vorzeigbar war. 6:16 Torschüsse, nur 38 Prozent Ballbesitz, 54 % verlorene Zweikämpfe, die Reds waren von vorne bis hinten unterlegen. Die Daily Mail schrieb von einem „Albtraum für Klopp“. (DATEN: Ergebnisse und Spielplan der Premier League)
„Liverpool ist aktuell defensiv so schlecht wie kein anderes Team in der Premier League“, twitterte Klub-Legende und Chef-Kritiker Jamie Carragher.
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In 18 Premier-League-Spielen hat Liverpool nun bereits 26 Punkte liegengelassen. Vier mehr als in der gesamten letzten Saison.
Wie auch in einigen Spielen zuvor verlor Liverpool das Spiel vor allem Mittelfeld. Dieses Mal auch, weil Klopp Fehler machte, wie er selbst sagte.
„Es ist schwierig, eine Absicherung für verlorene Bälle zu organisieren, die man nicht verlieren sollte. Es liegt voll und ganz in meiner Verantwortung - das weiß ich. Ich hatte eine Idee mit einer anderen Formation und es hat nicht funktioniert. Das tut mir leid, sorry“, sagte der 55-Jährige. (NEWS: Alle aktuellen Infos zur Premier League)
Klopps Idee mit Thiago geht nach hinten los
Was er meinte: Klopp hatte Thiago Alcantara auf die Zehn beordert, hinter ihm sicherten Fabinho und Jordan Henderson ab. Alle drei erwischten einen rabenschwarzen Tag.
Die Sechser wurden von der Daily Mail als „zu langsam“ eingestuft, Thiago wiederum „hatte wenig Einfluss auf das Spiel“. Und auch Innenverteidiger Joel Matip bekam sein Fett weg: „Er lieferte eine furchtbare Vorstellung ab.“
Zu Klopp wurde die Zeitung ebenfalls deutlich: „Seine taktische Aufstellung half seiner Mannschaft nur wenig. In der Halbzeitpause änderte er nichts, obwohl er es vielleicht hätte tun sollen.“ Mit vier von zehn Punkten erhielt der deutsche Coach gar eine schlechtere Note als all seine Spieler.
Klopp wirkte auf der Suche nach Gründen für die Misere aber auch ratlos. „Wie soll man das erklären?“, haderte er. Schließlich hätten „dieselben Spieler“ bereits „herausragende“ Leistungen gezeigt.
Liverpool näher am Abstieg als am Titel
„Wir müssen kreativ sein mit den Optionen, die wir haben“, sagte Klopp im Hinblick auf die lange Verletztenliste (u.a. Virgil van Dijk, James Milner, Diogo Jota, Arthur Melo, Darwin Nunez, Luis Diaz und Roberto Firmino). „Was ich heute von meinem Team gesehen habe war, dass sie nicht wirklich überzeugt waren“.
Mit nur 28 Punkten liegt Liverpool auf Rang neun in der Tabelle, sieben Punkte beträgt bereits der Rückstand auf einen Champions-League-Platz. Die Abstiegsränge sind näher als die Tabellenführung. (DATEN: Die Tabelle der Premier League)
Jürgen Klopp und Liverpool gingen gegen Brighton unter
Klopp in Sorge um Liverpool
Und selbst der sonst so positive Klopp scheint langsam aber sicher merklich angeknackst zu sein. „Wie könnte ich nach so einem Spiel nicht besorgt sein? Ich kann mich nicht hinstellen und so tun, als sei es nicht passiert“, gab er zu Protokoll.
Entsprechend habe er auch in der Kabine wenig Worte verloren. „Ich habe nicht viel zu den Jungs gesagt, weil ich glaube, dass nichts, was ich gesagt hätte, geholfen hätte.“
Kapitän Henderson bestätigte, dass die Stimmung in der Kabine am Boden sei. „Ich habe in meiner Karriere schon Momente wie diese erlebt und du musst weiterkämpfen“, sagte der Engländer dennoch. „Wir müssen weitermachen und hoffentlich schaffen wir eher früher als später die Wende“.
Gelingt das nicht, könnte aus dem Albtraum einer werden, aus dem es kein Erwachen mehr gibt.