Der ehemalige Top-Schiedsrichter Mike Dean hat erstaunliche Einblicke in sein Dasein als VAR gegeben. Der Engländer gab zu, die Rolle als Videoassistent nur äußerst ungern ausgefüllt zu haben - weil er Angst hatte, eine entscheidende Szene zu verpassen.
Enthüllung eines Top-Schiedsrichters: "Ich war starr vor Angst"
Schiri-Enthüllung: „Starr vor Angst“
Er habe Spieltage als VAR (Video Assistant Referee) „gefürchtet“, meinte Dean, der allein in der Premier League auf 560 Einsätze kommt.
„Ich stieg am Freitag ins Auto und fürchtete mich vor dem Samstag“, sagte der 55-Jährige, der von 1985 bis 2022 an der Pfeife war, im Podcast „Up Front“ : „Ich dachte: ‚Ich hoffe, es passiert nichts‘“, fügte er hinzu. „Ich war starr vor Angst, als ich auf dem Stuhl saß.“
„Ich wollte dich einfach nicht an den Bildschirm schicken“
Dean, der zwischenzeitlich wegen Morddrohungen pausieren musste, ging auch auf einen konkreten Fall ein, als er seine Rolle als VAR nicht wie eigentlich vorgeschrieben ausgefüllt hatte. Es ging dabei um das 2:2 zwischen Tottenham Hotspur und dem FC Chelsea aus der vergangenen Saison.
Chelsea-Verteidiger Marc Cucurella war bei einer Ecke an seinen Haaren gezogen und zu Fall gebracht worden. Der Unparteiische Anthony Taylor hatte auf einen Pfiff verzichtet, die Spurs trafen im Anschluss zum späten Ausgleich.
„Ich habe das dumme Ziehen an den Haaren beim Spiel Chelsea gegen Tottenham verpasst, was aus meiner Sicht erbärmlich war“, gestand Dean: „Ich sagte danach zu Anthony: ‚Ich wollte dich einfach nicht an den Bildschirm schicken, nach dem, was in diesem Spiel passiert ist.“
Taylor sei sowohl ein Kollege als auch ein Freund, „und ich glaube, ich wollte ihn nicht an die Seitenlinie schicken, weil ich ihm nicht noch mehr Kummer bereiten wollte, als er schon hatte.“
Dean, der seine letzte Saison ausschließlich als VAR absolviert hatte, wurde zwei Monate nach dem Vorfall offiziell abgesetzt. Im Juli wurde dann sein endgültiger Abschied verkündet.
Die vorangegangene Degradierung hatte er kommen sehen: „Ich wusste genau, dass ich in der Woche danach abgesetzt werden würde. Ich bat darum, eine Auszeit zu nehmen, weil es nichts für mich war.“