Nur wenige Sekunden reichten aus, um die bittere Realität der Wolverhampton Wanderers einmal mehr auf den Punkt zu bringen.
Fußball: Ein historischer Absturz mit Ansage!
Historischer Absturz mit Ansage
In der vierten Minute der Nachspielzeit köpfte Yerson Mosquera im Emirates Stadium am Samstag in der Premier League den Ball unglücklich ins eigene Tor – 2:1 für Arsenal. Ein Moment, der symbolisch für eine Saison steht, in der Einsatz, Kampf und teils gute Leistungen kaum zählen.
Kurz zuvor hatte Tolu Arokodare die Wolves noch einmal zurück ins Spiel gebracht und Hoffnung geweckt. Doch wie so oft in dieser Saison reichte ein fast perfekter Abend nicht, um dem Abwärtstrend zu entkommen.
Trainer Rob Edwards hatte sein Team taktisch tief und diszipliniert aufgestellt: Eine Fünferkette in der Abwehr, ein kompaktes Dreier-Mittelfeld sowie zwei Stürmer, die unermüdlich liefen und Räume schlossen.
Zwei Eigentore! Sinnbildliches Spiel
Arsenal fand lange keine Lösungen, brachte in der ersten Halbzeit keinen einzigen Schuss aufs Tor zustande, während Hwang Hee-chan nach einem Konter frei vor David Raya scheiterte.
Für einen Moment wirkte es, als könne diese Mannschaft mehr sein als die nackten Zahlen, die ihre Saison bisher kennzeichnen.
Doch die Premier League verzeiht keine Schwäche. Bereits in der 70. Minute gingen die Gunners durch ein Eigentor von Sam Johnstone in Führung: Bukayo Sakas Ecke prallte an die Latte, von dort auf den Rücken des Torwarts und ins Netz – kein sauber herausgespielter Treffer, sondern ein weiteres Sinnbild in einer langen Kette von Rückschlägen.
Dennoch kämpften die Wolves bis zum Schluss, warfen alles nach vorne, - und wurden tatsächlich durch Arokodares Kopfballtor zum zwischenzeitlichen Ausgleich belohnt. Doch selbst dieser Moment währte nur wenige Augenblicke. Mosqueras Eigentor entschied das Spiel. Die wettbewerbsübergreifend zehnte Niederlage in Serie war besiegelt, ein neuer Negativrekord in der Vereinsgeschichte.
Wolverhampton mit Negativrekord
Nach dem Abpfiff erklärte Teammanager Rob Edwards bei der Pressekonferenz sichtbar gefasst: „Wenn mir am Anfang jemand gesagt hätte: ‚Wir machen heute Abend drei Tore‘, hätte ich gesagt: ‚Ja, alles klar, ich nehme das‘. Ich werde mich nicht über Pech beschweren. Ich bin stolz auf die Jungs, aber wir haben das Spiel verloren. Wir kämpfen für Ergebnisse, nicht für Leistungen.“
Doch der sportliche Niedergang der Wolves begann nicht in London und auch nicht in dieser Saison. Er ist das Resultat einer Entwicklung, die sich über Jahre angebahnt hat.
Noch vor nicht allzu langer Zeit galt Wolverhampton als Musterbeispiel für einen gut geführten Premier-League-Klub. Zwischen 2018 und 2021 etablierte sich der Verein unter Trainer Nuno Espirito Santo im oberen Tabellenmittelfeld.
Die Wolves erreichten zweimal Platz sieben, spielten in der Europa League und erarbeiteten sich den Ruf eines taktisch disziplinierten, schwer zu bespielenden Gegners. Die Wolves hatten ein klares Profil, eine erkennbare Spielidee und Spieler, die dieses Konzept trugen.
Trennung von Nuno als Wendepunkt
Mit der Trennung von Nuno begann jedoch der schleichende Verlust dieser Identität. In den folgenden vier Jahren hatte der Klub sieben Trainer, jeder mit eigenen Vorstellungen, Systemen und Prioritäten.
Kontinuität entstand weder auf der Trainerbank noch im Kader. Was folgte, war kein radikaler Absturz, sondern ein langsames Abrutschen – erst ins Tabellenmittelfeld, dann in den Abstiegskampf und schließlich an das Ende der Liga.
Der vergangene Sommer markierte einen weiteren Wendepunkt. Nach einer bereits schwachen Vorsaison hätten die Wolves den Kader stabilisieren und gezielt verstärken müssen.
Stattdessen entschieden sich die Verantwortlichen für einen Ausverkauf. Leistungsträger wie Matheus Cunha, Rayan Aït-Nouri, Nelson Semedo oder Pablo Sarabia verließen den Klub, ohne dass gleichwertiger Ersatz verpflichtet wurde.
Zurück blieb eine Mannschaft, die zwar arbeitet und kämpft, der es aber an Qualität, Kreativität und Selbstvertrauen fehlt.
Premier-League-Abstieg unvermeidbar
Die Zahlen lassen kaum noch Interpretationsspielraum. Nach 16 Spielen stehen die Wolves bei zwei Punkten, ohne einen einzigen Sieg, mit 13 Punkten Rückstand auf das rettende Ufer.
Statistisch ist der Abstieg bereits im Dezember nahezu besiegelt, selbst der Negativrekord von Derby County aus der Saison 2007/08 ist in Reichweite.
Die Fans haben längst reagiert. Gegen die Eigentümer – eine chinesische Investmentgruppe von Fosun International – richten sich Proteste, viele Anhänger kamen erst verspätet ins Stadion, und offene Forderungen nach einem Verkauf des Klubs prägen die Stimmung rund um das Molineux Stadium.
Viele Anhänger fühlen sich im Stich gelassen, sportlich wie emotional. Selbst aus dem Umfeld der Besitzer wurde zuletzt eingeräumt, dass man sich auf dem Transfermarkt verkalkuliert habe. Für einen Verein mit 137-jähriger Geschichte ist das ein bitteres Eingeständnis.
Ein strukturelles Scheitern
Ältere Fans erinnern sich an die 1980er-Jahre, als Wolverhampton innerhalb weniger Jahre von der ersten bis in die vierte Liga durchgereicht wurde.
Diese Erinnerungen wirken heute wie eine Warnung. Der aktuelle Absturz ist mehr als nur ein misslungener Abstiegskampf, er ist ein strukturelles Scheitern.
Und doch zeigte der Abend in London, dass diese Mannschaft noch nicht gebrochen ist. Sie kämpft und widersetzt sich ihrem Schicksal so lange wie möglich. Aber in dieser Premier League reicht selbst das manchmal nicht.
Am Ende bleibt Wolverhampton erneut mit leeren Händen zurück, obwohl ein Punkt greifbar war. Hoffnung war da, für 90 Minuten. Dann kam die Realität – in Form eines weiteren Eigentors.