Umgeben von den südlichen Ausläufern der Alpen, ist der Comer See einer der größten touristischen Attraktionen Norditaliens. Die malerische Kulisse samt Palmen und Zypressen zieht viele Hollywood-Stars in ihren Bann, von Goerge Clooney über Prad Pitt bis hin zu Julia Roberts - genauso wie finanzstarke Unternehmer.
Großangriff auf Italiens Topklubs
Dem mondänen Flair konnten auch die schwerreichen indonesischen Brüder Michael Bambang Hartono und Robert Budi Hartono nicht widerstehen, deren Privatvermögen laut Forbes bei über 45 Milliarden Dollar liegt.
Das Bruderpaar, das im Besitz des indonesischen Tabak-Konzerns Djarum ist, wollte aber nicht nur die Idylle genießen, sondern hatte andere Pläne: 2019 stiegen sie – mit ihrem verlängerten Arm Mirwan Suwarso als Klubpräsident - bei Como 1907 ein.
Der Provinzklub, der in den 1980 Jahren (unter anderem mit dem deutschen Nationalspieler Hansi Müller) bereits eine Serie-A-Vergangenheit hatte, fristete bei der Übernahme ein eher tristes Dasein in der Serie D.
Como übertrifft sich selbst
Seitdem erlebt der Verein einen schwindelerregenden Aufschwung, der hierzulande vielleicht noch am ehesten mit RB Leipzig oder der TSG Hoffenheim vergleichbar ist. Vor fünf Jahren beschäftigte Como fünf Angestellte, heutzutage sind es mehr als hundert.
Der Durchmarsch aus den Niederungen des italienischen Amateurfußballs in die Serie A wurde im vergangenen Sommer vollzogen, doch der Ehrgeiz der Hartonos ist damit keineswegs gestoppt.
Im Gegenteil, die Revolution des Calcio ist gerade erst so richtig in Schwung gekommen: Die indonesischen Investoren stecken in der aktuellen Transferperiode so viel Geld in die Mannschaft, dass die Konkurrenz neidvoll auf den aktuellen Tabelle-13. der Serie A blickt. Das zeigte nicht zuletzt auch der deutliche 4:1-Sieg gegen Udinese Calcio am Montagabend.
Nachdem man bereits Offensivjuwel Assane Diao für zwölf Millionen Euro von Betis Sevilla nach Como gelockt und damit den eigenen Transferrekord gesteigert hatte, übertrafen die „Lariani“ sich wenig später selbst. Vor einer Woche vermeldete der Klub den Zugang von Mittelfeldspieler Maxence Caqueret, für den man 16,5 Millionen Euro an Olympique Lyon überwies.
Dass es Como ernst meint mit einem international konkurrenzfähigen Kader, bewies der Transfer, der am Sonntagabend offiziell verkündet wurde. So schließt sich auch Dele Alli dem aufstrebenden Klub an, dem damit eine Überraschung gelang - auch wenn der 28-Jährige erst noch den Beweis antreten muss, ob er zu alter Stärke zurückfindet.
Fàbregas als Trumpf an der Seitenlinie
„Der Verein glaubt an das Potenzial von Dele und ist entschlossen, ihm zu helfen, seine Bestform zu erreichen“, wird der Cheftrainer auf der Klub-Website zitiert. „Seine Erfahrung und seine Führungsqualitäten werden der Mannschaft sicherlich von Nutzen sein.“
Dabei muss man wissen, dass der frühere Welt- und Europameister Fàbregas selbst ein paar Anteile am Klub besitzt, genauso wie im Übrigen sein früherer Teamkollege und Kumpel Thierry Henry.
Schon seit dem vergangenen Sommer tummeln sich im Kader des Aufsteigers auch zwei deutsche Spieler, die regelmäßig zum Einsatz kommen: Ex-Düsseldorf-Mittelfeldspieler Yannik Engelhardt und der frühere Hertha-Innenverteidiger Marc Oliver Kempf sind gemeinsam dem Ruf eines ganz besonderen Cheftrainers gefolgt.
Neben der finanzstarken Argumente ist es nämlich vor allem Fàbregas, der sich für Como als echter Trumpf erweist.
Die indonesischen Pläne scheinen aufzugehen: Mittlerweile gilt es als schick, ein Teil des Projektes zu sein, schließlich will man dabei sein, wenn die Investoren ihre kühnen Pläne umsetzen. Die Verantwortlichen reden längst nicht mehr hinter vorgehaltener Hand darüber, Como zu einem Champions-League-Klub zu machen und die Wachablösung im italienischen Fußball voranzutreiben.
Das, was der frühere italienische Staatschef Silvio Berlusconi mit dem AC Monza vorhatte (nach seinem Tod steht das Projekt allerdings vor dem Scheitern), soll nun im 41 Kilometer nordwestlich gelegenen Como glücken. Das Ziel ist, den Wert des Vereins auf eine Milliarde US-Dollar zu steigern.
Dies wird nur mit einer kompetitiveren Mannschaft gelingen, weswegen das Winter-Transferfenster in vollem Umfang genutzt werden soll, um die Schwächen im Teams auszumerzen. Rechtsverteidiger Ivan Fresneda von Sporting Lissabon soll als nächste Verstärkung folgen.
Nur ein Vorgeschmack auf Mega-Transfers?
„Ein Start ins Jahr 2025 mit Paukenschlägen also, die nur ein Vorgeschmack auf das sein können, was Como vorhat“, schreibt der Corriere dello Sport. „Fabregas hat sehr klare Vorstellungen und etabliert sich als echter Konkurrent auf dem Markt der großen Vereine.“
Dabei folgen dem früheren Superstar, der in seiner aktiven Zeit unter anderem für Arsenal, den FC Barcelona und Chelsea aktiv war, sowohl Jungstars als auch gestandene Champions. So schloss sich 2024 das spanische Juwel Nico Paz dem Klub an, später folgten Sergi Roberto und Raphael Varane, der jedoch wenig später verletzungsbedingt sein Karriereende verkünden musste.
Vor Kurzem versuchten die Verantwortlichen keinen Geringeren als Marcus Rashford an Land zu ziehen, der bei Manchester United ein Schattendasein fristet. Doch obwohl man dem Stürmer dem Vernehmen nach die gewünschten 14 Millionen Euro zugesichert hatte, gab er dem Klub wohl einen Korb.
Auf die ganz großen Namen muss die Prominenz am Comer See also noch warten, doch die Fußball-Welt sollte darauf gefasst sein, dass Dele Alli nur ein Vorgeschmack war.