776 Tage war Papu Gómez zum Zuschauen verdammt. Im Profifußball kommt das gefühlt einer halben Ewigkeit gleich. Am Samstag endete für den schon fast vergessenen argentinischen Weltmeister die über zweijährige Zwangspause.
Vergessener Weltmeister gibt Comeback nach 776 Tagen
Comeback nach 776 Tagen
Es war ein großer Moment für den 1,67 Meter kleinen Dribbelkünstler, als im Serie-B-Spiel von Padova Calcio gegen den FC Venedig in der 58. Minute seine Rückennummer 10 auf der Tafel an der Seitenlinie aufleuchtete.
Begleitet von den Fangesängen seines neuen Klubs betrat Gómez den Rasen des Stadio Comunale Euganeo in Padua.
Die Gazzetta dello Sport schrieb anschließend trotzdem von einer „unglücklichen Rückkehr“. Schließlich konnte auch der einstige Star die 0:2-Niederlage für den Aufsteiger nicht verhindern.
Gómez‘ Karriere schien vorbei: „Habe jeden Tag geweint“
Dass nach über zweijähriger Wettkampfpause vom mittlerweile 37 Jahre alten offensiven Mittelfeldspieler auf Anhieb noch keine Wunderdinge zu erwarten sind, liegt nahe. Vor zwei Jahren schien die Karriere nach einer positiven Doping-Probe und einer ausgesprochenen zweijährigen Sperre schon fast vorbei.
„Ich habe mir die Spiele nicht angeschaut, das tat mir zu sehr weh“, sagte Gómez über die für ihn schwere Zeit. „Am Anfang, vor allem in den ersten Monaten, habe ich versucht, alleine zu trainieren, aber ich habe jeden Tag geweint.“
Die auffällige Probe wurde bereits im Oktober 2022 entnommen. Kurz vor der Winter-WM in Katar. Dort feierte Gómez an der Seite von Lionel Messi mit dem Gewinn des Weltmeistertitels den größten Erfolg seiner Karriere.
Ein Jahr später wurde er dann von der spanischen Anti-Doping-Agentur für zwei Jahre gesperrt. In der Probe, die noch aus Gómez‘ Zeit beim FC Sevilla stammte, wurde das im Leistungssport verbotene Medikament Terbutalin nachgewiesen.
Positive Doping-Probe wegen Hustensaft?
Gómez beteuerte stets seine Unschuld. Er gab damals an, einen Löffel Hustensaft seines Sohnes eingenommen zu haben. In dem Arzneimittel ist der nachgewiesene Wirkstoff, der Atemwege öffnet, enthalten. Doch alle Versuche, gegen die Doping-Sperre vorzugehen, blieben erfolglos.
Zu dem Zeitpunkt stand Gómez noch beim AC Monza unter Vertrag. In Anbetracht seiner langen Sperre schien seine Profikarriere eigentlich schon vorbei. Im Sommer unterschrieb er dann allerdings für zwei Jahre beim Serie-B-Aufsteiger in Padua.
„Die ersten Monate waren die schwierigsten. Ich wusste nicht, was ich tun sollte, ob ich überhaupt weiterspielen sollte“, erklärte Gómez rückblickend bei seiner Vorstellung. „Ich dachte ständig an die Sperre, und zwei Jahre sind eine lange Zeit. Ich war völlig ratlos. Doch nach und nach wandelte sich meine Wut in den Wunsch, wieder zu spielen.“
Er träume von dem Moment, wieder auf den Platz zurückzukehren, sagte er damals. Das Vorstellungsvideo war passenderweise unterlegt mit dem Klassiker „Stayin‘ Alive“ von den Bee Gees.
Erfolgreiche Zeit bei Atalanta Bergamo endet mit Zoff
Bei Atalanta Bergamo stieg Gómez einst zum Kultprofi auf, trat mit seinem Papu-Tanz sogar in einem Musikvideo auf. Doch nach sechseinhalb Jahren überwarf er sich mit dem langjährigen Atalanta-Coach Gian Piero Gasperini. Bei einem Auswärtsspiel bei Juventus Turin sorgte er dann für einen Eklat, als er vor der Partie die Hymne des Gegners mitsang.
Im Januar 2021 ergriff er die Flucht nach Spanien zum FC Sevilla. Sportlich glücklich wurde er dort aber nicht. Es folgte die erwähnte Doping-Sperre. Doch nun will es Gómez noch mal wissen.
„Ich hatte Angebote aus dem Ausland, aus Argentinien und den Vereinigten Arabischen Emiraten, aber ich möchte weiterhin auf diesem Niveau spielen. Ich fühle mich in Italien sehr wohl und wollte nicht wegziehen“, sagte Gómez bei seiner Präsentation im Herbst.
Gómez will Padua zurück in die Serie A führen
„Padua ist eine große Herausforderung für mich“, ergänzte der frühere Mittelfeldstar, „ich möchte die Mannschaft nach so vielen Jahren zurück in die Serie A führen. Ich weiß nicht, ob es dieses Jahr klappt oder später, aber das ist mein Ziel.“
Padova Calcio spielte zuletzt vor fast 30 Jahren in der Serie A. Auf den Abstieg 1996 folgten Jahre des Misserfolgs, zwischenzeitlich stürzte der Klub bis in die vierte Liga ab. Seit dieser Saison ist Padua zumindest wieder zurück in der Zweitklassigkeit.
Als Tabellen-14. muss der Verein aktuell wohl in erster Linie nach unten schauen, aber der Abstand zu den Playoffplätzen, die bis Rang acht reichen, beträgt auch nur drei Punkte. Und die Saison ist noch lang. In Papu Gómez ist nun jedenfalls ein Hoffnungsträger zurück auf dem Rasen.