Mario Gomez wird sich noch gerne an diesen Moment zurückerinnern. Und lächeln. 2013 stand er am Flughafen in Florenz und wurde begeistert von den Fans des AC Florenz gefeiert.

Im Anschluss ging es auf dem Rasen des Stadio Artemio Franchi mit der Huldigung weiter. 25.000 Anhänger des italienischen Traditionsvereins waren gekommen, um Gomez einen gebührenden Empfang zu bereiten. Ein Augenblick, in dem ihm das Herz aufging.

Der Stürmer war gerade vom FC Bayern München zur Fiorentina gewechselt und glaubte an das vollkommene Glück. Er bekam endlich die Wertschätzung, die ihm in München am Ende so abgegangen war. Gut 20 Millionen Euro Ablöse zahlte Florenz damals an den deutschen Rekordmeister.

Keine Traum-Ehe

Doch es wurde keine Traum-Ehe zwischen Gomez und Florenz. Anfangs hatte der Schwabe zunächst noch vielversprechende Leistungen in Italien gezeigt. Diverse Verletzungen aber warfen den Vize-Europameister von 2008 immer wieder zurück, in den Planungen von Trainer Paulo Sousa spielte Gomez letztlich keine Rolle mehr.

Dabei hatte sich Gomez die Aufgabe ganz gezielt ausgesucht, wollte zeigen, dass er das Fußballspielen noch nicht verlernt hatte, doch im Florenzer Umfeld mit seinen heißblütigen Fans wurde aus der anfänglichen Lust schon bald Frust.

"Die Verletzungen haben eine große Rolle gespielt. Er hatte nie viele Spiele in Folge gemacht, die mangelnde Kontinuität hat ihm geschadet", sagte der ehemalige italienische Nationalspieler Aldo Serena im Gesprächmit SPORT1 und fügte hinzu: "Er hat nie den Eindruck gemacht, in das Projekt der Fiorentina integriert zu sein. Nach seinen Jahren bei Bayern musste er sich an ein neues Ambiente, an einen neuen Fußball gewöhnen, das ist nicht leicht.“

"Ziel ist die Nationalmannschaft"

Ob ihm der Neustart am Bosporus jetzt leichter fällt? Natürlich hat sich Gomez auch wieder ein großes Ziel gesetzt, wie eigentlich immer, wenn er zu einem neuen Klub kam. Der Traum vom Comeback bei Bundestrainer Joachim Löw lebt.

"Die nächste Saison ist für mich sehr wichtig, mein Ziel ist die Nationalmannschaft. Ich will zur EM 2016", hatte Gomez unlängst gesagt. In Florenz, wo er noch einen Vertrag bis 2017 besaß, war dieses Ziel angesichts fehlender Perspektiven nicht mehr zu erreichen.

"Angst, dass er sich wundgelegen hat"

Ersten heftigen Gegenwind hatte Gomez bei der EM 2008 zu spüren bekommen, nachdem er gegen Österreicht aus kürzester Distanz den Ball nicht über die Linie brachte. Gomez und der Begriff Chancentod wurden fortan gerne in einem Atemzug genannt.

Schlimmer wurde es dann noch bei der EM 2012. Beim Turnierstart gegen Portugal erzielte Gomez zwar das Siegtor zum 1:0, wurde von TV-Experte Mehmet Scholl danach aber hart angegangen.

"Ich hatte zwischendrin Angst, dass er sich wundgelegen hat, dass man ihn wenden muss", sagte Scholl damals über Gomez.

Beispiel Kuntz macht Mut

In München verlor er schließlich seinen Stammplatz an Mario Mandzukic. Er floh nach Florenz.

Und nun weiter nach Istanbul. Die letzte Ausfahrt zurück zum Glück? Sportlich ist der Wechsel in die Türkei nicht unbedingt ein Schritt auf der Karriereleiter nach oben. Finanziell aber lohnt sich die Entscheidung: Bei Besiktas wird er 3,5 Millionen Euro im Jahr verdienen. Dies wurde von dem börsennotierten Verein jetzt veröffentlicht.

Eine Tatsache dürfte ihm aber nun Mut machen und seine Hoffnung auf eine DFB-Rückkehr vergrößern. 1996 wurde ein Spieler aus der Süper Lig Europameister mit Deutschland - Stefan Kuntz, heute Vorstandsboss beim 1. FC Kaiserslautern. Und wo spielte Kuntz damals? Bei Besiktas Istanbul.