Arda Adas möchte etwas ändern.
MMA-Kämpfer Arda Adas: Ein Berliner Beamter räumt mit Käfigkampf-Klischees auf
Ein Beamter bekämpft MMA-Klischees
Mit Blick auf seine Sportart. Mit Blick auf sich selbst. Aber doch noch etwas mehr mit Blick auf seinen Sport, das ist ihm anzuhören.
Der MMA-Kämpfer aus Berlin steht am späten Samstagabend im Hauptkampf von NFC 9, im Duell mit Aleksandr Vertko aus Russland steht der Leichtgewichts-Titel auf dem Spiel, der Sieger darf sich als bester in Deutschland antretender Fighter seiner Gewichtsklasse fühlen.
Adas wäre das natürlich gern, es wäre „eine Bestätigung“, sagt er im Vorfeld. Aber der 30-Jährige - Kampfname: „Warrior“ - würde gern noch mehr als das erreichen. Er möchte die Wahrnehmung des MMA-Sports in Deutschland verändern. Und ein bisschen auch seine eigene.
Arda Adas: „Möchte zeigen, dass MMA-Kämpfer smarte Leute sind“
Wer Adas im Interview mit Fighting.de zuhört, merkt, dass ihn umtreibt, dass sein Sport in Deutschland mit Klischeevorstellungen zu kämpfen hat.
„Ich möchte weg von diesem Bild, dass MMA-Kämpfer brutal und muskelbepackt sind und nichts in der Birne haben“, sagt er: „Ich möchte zeigen, dass MMA-Kämpfer smarte Leute sind.“
Adas selbst läuft den Klischees, mit denen er hadert, in vielerlei Hinsicht zuwider. Der junge Vater einer kleinen Tochter ist Beamter in der Berliner Bezirksverwaltung, hat dort Reisepässe und Ausweise ausgestellt - aktuell lässt er den Dienst ruhen, um als MMA-Kämpfer voranzukommen. Von einem trashtalkenden Badboy wie Conor McGregor und andere bei der UFC hat er nichts, Adas redet ruhig, reflektiert und analytisch, aufs Sportliche fokussiert.
Kein Lautsprecher - in seiner Branche ein zweischneidiges Schwert
Adas weiß selbst, dass seine Art in seiner Branche ein zweischneidiges Schwert ist. „Im Verhältnis zu dem, was ich schon gemacht habe, komme ich in Sachen Popularität etwas kurz“, sagt er: „Das wird mit meiner eher introvertierten Persönlichkeit zu tun haben. Da kommen andere sicher besser rüber.“
Auch innerhalb der Szene würde der im Berliner Spitfire Gym trainierende Adas mehr auffallen, wäre er lauter, frecher, aktiver bei Instagram und Co. - man sieht es auch in Deutschland etwa an dem in der Hinsicht sehr gewitzten Islam Dulatov, der beim letzten NFC-Event die Aufmerksamkeit auf sich zog.
Dem türkischstämmigen Adas liegt diese Art, auf sich aufmerksam zu machen, aber nicht: „Ich verliere den Fokus zu sehr, wenn ich zu viel mit Social Media mache, das merke ich.“ Er lässt lieber seine Errungenschaften im Octagon für sich sprechen - die durchaus beachtlich sind.
Bei der NFC zuletzt Coup gegen Bellator-Kämpfer
In seiner mittlerweile zehnjährigen Karriere als Pro war Adas schon in den Hochburgen USA und Russland aktiv, zuletzt auch zweimal für die tschechisch-slowakische Liga Oktagon MMA.
Nicht überall war Adas erfolgreich, in 17 Kämpfen gab es auch sechs Niederlagen, darunter auch in seinem letzten Kampf gegen den Tschechen Matous Kohout, gegen den er k.o. ging.
Demgegenüber stehen aber einige Coups auf internationalem Niveau, unter anderem bei NFC 4 im vergangenen Juli, als Adas den Schweizer Benjamin Brander besiegte - der schon mehrfach für die zweitgrößte US-Liga Bellator im Einsatz war.
Der Titelkampf gegen den in elf Kämpfen bislang nur einmal besiegten Vertko - Teil des Frankfurter Gyms MMA Spirit - ist für Adas die Chance, ein weiteres Ausrufezeichen zu setzen.
Bemerkenswert: Adas bekennt offen, dass der Titel, um den es geht, für ihn nicht das primäre Ziel ist, sondern eher Mittel zum Zweck, das zu erreichen, was ihn noch mehr umtreibt.
„Wer gewinnt, dem hören die Leute zu“, sagt er. Und Arda Adas will, dass man ihm zuhört.