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Gina Lückenkemper: Dieser Fehler wurde mir in den USA abgewöhnt

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Gina Lückenkemper: Dieser Fehler wurde mir in den USA abgewöhnt

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Lückenkemper erklärt folgenreichen Fehler

Deutschlands Topsprinterin Gina Lückenkemper spricht bei SPORT1 über ihr Training in den USA, die WM- und EM-Saison und ihre Sicht auf Olympia in Peking.
Gina Lückenkemper zeigt wie sie ihre Freizeit am liebsten verbringt und erklärt warum es ihr wichtig ist, sich auch sozial zu engagieren.
Johannes Fischer
Johannes Fischer

Seit sie 2018 bei der Heim-EM in Berlin die Silbermedaille über die 100 Meter holte, hat sich Gina Lückenkemper in die Herzen der deutschen Leichtathletik-Fans gesprintet.

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Allerdings konnte sie ihren frühen Triumph als 21 Jahre altes Sprint-Küken in den folgenden Jahren nicht mehr bestätigen und wurde im Olympia-Jahr von Alexandra Burghardt als schnellste Frau Deutschlands abgelöst.

Nach einigen Verletzungen will Lückenkemper nun wieder durchstarten - und die ersten Ergebnisse der Hallen-Saison machen Lust auf mehr. Am Sonntag will sie beim ISTAF Indoor in Düsseldorf (LIVESTREAM ab 14.15 Uhr bei SPORT1 ab 15 Uhr im TV) nachlegen, wie sie im SPORT1-Interview verrät.

Außerdem spricht die 25-Jährige über eingeschlichene Fehler in ihrem Laufstil, den Bob-Ausflug ihrer Sprintkollegin Alexandra Burghardt und ihre Vorfreude auf zwei Highlights im Sommer.

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Gina Lückenkemper beim ISTAF in Berlin
Gina Lückenkemper beim ISTAF in Berlin

SPORT1: Frau Lückenkemper, Sie haben am 4. Februar Ihre Hallensaison in Berlin mit 7,33 Sekunden über 60 Meter eröffnet. Wie bewerten Sie die Zeit?

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Lückenkemper: Ich denke, dass das ein ordentlicher Start war, vor allem, da ich lange nicht mehr in der Halle gelaufen bin. Wir hatten uns ursprünglich keine explizite Zeit vorgenommen, daher bin ich zufrieden mit dem Ergebnis.

„Ich war überrascht, dass es so schnell geworden ist“

SPORT1: Richtig schnell waren Sie am vergangenen Samstag beim 60-Meter-Rennen in Dortmund, das sie mit 7,22 Sekunden gewannen...

Lückenkemper: Ich war überrascht, dass es so schnell geworden ist. Da sieht man, was es ausmacht, wenn ich den Start erwische. So gut bin ich vorn wohl noch nie weggekommen. Ich habe sogar gedacht, dass ein Fehlstart war, weil ich sonst am Start nie so weit vorn bin.

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SPORT1: Am nächsten Sonntag geht es zum ISTAF Indoor nach Düsseldorf. Glauben Sie, dass Sie sich noch steigern können?

Lückenkemper: Ich habe bei beiden Rennen in Berlin meine Schwachpunkte gehabt und daran im Training gearbeitet. In beiden Rennen habe ich unterschiedliche Teile richtig, beziehungsweise falsch gemacht, deshalb muss sich das alles noch finden. Ich denke, dass ich noch schneller sein kann.

SPORT1: In Düsseldorf werden bis zu 4.000 Zuschauer in der Halle sein. Freuen Sie sich schon auf die Atmosphäre?

Lückenkemper: Absolut. Berlin war mit 1.500 Zuschauern schon klasse, die Stimmung war super. Aber vor 4.000 Leute wäre es noch schöner.

Lückenkemper freut sich auf Duell mit Swoboda
Lückenkemper freut sich auf Duell mit Swoboda

SPORT1: Sie erleben die Corona-Situation in Deutschland und den USA. Gibt es Unterschiede im Umgang mit der Pandemie?

Lückenkemper: Ja, durchaus - vor allem auch innerhalb der USA. Nicht jeder Bundesstaat geht gleich mit der Pandemie um. In Florida nimmt man Corona sehr auf die leichte Schulter, im Gegensatz zu anderen Bundesstaaten. Da sind schon deutliche Unterschiede zu spüren.

„Ich sah aus wie ein Pferd im starken Trab“

SPORT1: Sie verbringen seit zwei Jahren viel Zeit in den USA bei Trainer Lance Brauman und hatten, wie Sie sagten, mehrere ‚Aha‘-Momente. Vor allem an Ihrer Start- und Lauftechnik haben Sie gefeilt. Wie kann man sich das vorstellen?

Lückenkemper: Das sind alles Sachen, die ineinandergreifen und sehr ins Detail gehen. Im freien Sprint hatten wir das Problem, dass meine Unterschenkel ein bisschen ‚flöten‘ gegangen sind. Ich sah aus wie ein Pferd im starken Trab (lacht). Im Sprint ist aber keine solche Bewegung gewünscht. Die Kontrolle über den Unterschenkel zu bekommen und ihn nicht ausschlagen zu lassen, ist gar nicht so einfach, wie man sich das vorstellt. Ich habe einige Zeit gebraucht, um das in der Praxis umzusetzen.

SPORT1: Mit diesem ‚Unterschenkel-Problem‘ waren Sie 2018 aber sehr schnell, als Sie bei der EM in Berlin Zweite wurden.

Lückenkemper: Damals war das noch nicht so schlimm, da hatte ich es intuitiv besser gemacht - aber 2019 hat sich das bei mir verstärkt.

SPORT1: Das Jahr 2018 war Ihr bislang bestes. Haben Sie eine Antwort darauf gefunden, warum Sie bislang nicht mehr an dieses Niveau herankamen?

Lückenkemper: Da kommen verschiedene Faktoren zusammen. Ich hatte in den letzten zwei Jahren Verletzungspech. Davon war ich in meiner kompletten Karriere verschont geblieben. Das gehört leider zum Sport dazu. Bei mir waren es immer ärgerliche Verletzungen, die nicht durch Überbelastung im Training hervorgerufen wurden. Da saß im Rücken ein Wirbel nicht da, wo er hingehört. Dadurch war der Muskel unterversorgt. Bis zum Zeitpunkt der Verletzung lief das Training immer sehr gut, doch dann stimmte etwas mit dem Körper nicht. Wenn dann etwas nicht passt, kommt es schnell zu Verletzungen.

SPORT1: Wann geht es für Sie zurück in die USA?

Lückenkemper: Ich werde Mitte, Ende März wieder in die USA fliegen. Bis dahin bin ich in Deutschland. Den ganzen Februar über habe ich jede Woche einen Wettkampf, um diese Routine wieder reinzukriegen. Durch die Verletzungen und Corona habe ich noch einiges nachzuholen. Im März geht es dann zurück nach Florida zu meiner Trainingsgruppe.

Bob? Langfristig kein Sport für mich

SPORT1: Im Sommer stehen zwei Großveranstaltungen an: Die WM in Eugene und die EM in München. Was wird für Sie wichtiger sein?

Lückenkemper: Beide Wettkämpfe sind für alle Athleten unfassbar wichtig. Dadurch, dass die WM zuerst auf mich zukommt, liegt auf Eugene der Fokus. Aber die Heim-EM in München wird für die deutschen Athleten ein emotionales Highlight. Das wird nochmal ein Knaller. Ich gehöre zu den glücklichen Athleten, die an zwei Heim-Europameisterschaften teilnehmen dürfen (nach Berlin 2018, d. R,). Dieses Glück haben nicht viele Athleten in ihrer aktiven Karriere. Ich denke nicht, dass der eine Wettbewerb mehr wert ist als der andere. Es wird spannend zu sehen, wie die Athleten mit der Situation umgehen werden, innerhalb so kurzer Zeit zwei wichtige Meisterschaft zu laufen.

Alexandra Burghardt und ihre Bob-Partnerin Mariama Jamanka
Alexandra Burghardt und ihre Bob-Partnerin Mariama Jamanka

SPORT1: Derzeit laufen die Olympischen Winterspiele. Verfolgen Sie die Wettkämpfe in Peking intensiv oder nur nebenbei?

Lückenkemper: Leider nur nebenbei. Manchmal ist es schwierig, die Wettbewerbe zu gucken, weil sie beispielsweise nachts um zwei Uhr stattfinden. Dadurch, dass ich viel trainiere, und ein guter Schlaf Teil meines Jobs ist, ist es manchmal tricky, mir etwas anzuschauen. Auf den Frauen-Bob mit meiner Staffel-Kollegin Alexandra Burghardt werde ich aber ein Auge haben, dafür werde ich mir auch nachts den Wecker stellen, um mir das live anzuschauen. Darauf freue ich mich schon.

SPORT1: Würden Sie sich auch zutrauen, den Eiskanal im Bob herunterzustürzen?

Lückenkemper: Ich würde vielleicht mit jemandem, der weiß, was er macht, mal mitfahren. Aber langfristig ist das kein Sport für mich, den ich ausüben würde. Ich bleibe lieber beim Sommersport (lacht).

SPORT1: Die Spiele in Peking sind aus unterschiedlichen Gründen sehr umstritten. Tun Ihnen die Athleten leid, wenn der mediale Fokus teilweise auf andere Dinge gerichtet ist?

Lückenkemper: Durchaus. Die Athleten können nichts für den Austragungsort. Sie bereiten sich jahrelang auf die Olympischen Spiele vor und träumen von einer Teilnahme. Es gibt sehr viele Athleten, die es in ihrer Karriere nur einmal schaffen, bei den Spielen dabei zu sein. Wenn sie dann in Peking stattfinden, kann der Athlet nichts dafür.

SPORT1: Sind Sie froh, dass Sie unter diesen Umständen nicht bei den Olympischen Spielen teilnehmen?

Lückenkemper: Ja, durchaus.