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Leichtathletik-EM: England-Sensation mit Kritik an Fans in München - "etwas schade"

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Leichtathletik-EM: England-Sensation mit Kritik an Fans in München - "etwas schade"

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England-Sensation kritisiert Fans

Spätestens mit seinem WM-Titel ist Jake Wightman einer der bekanntesten Leichtathleten geworden. Im SPORT1-Interview spricht er über die Beziehung zu seinem kommentierenden Vater, die EM in München und seinen Plan nach dem 800m-Finale.
Die deutsche Männer-Staffel hat im EM-Vorlauf in München über 4x100 Meter einen deutschen Rekord aufgestellt. In 37,97 verbuchten die Deutschen zudem die Vorlaufbestzeit.
AnneKamphausen
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Er holte die einzige englische Goldmedaille bei der Leichtathletik-WM in Eugene - und sorgte dabei für einen der denkwürdigsten Momente der Titelkämpfe.

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Jake Wightman lief über 1500 Meter komplett überraschend zum Titel. Ein Clip, in dem Wightmans Vater den Gold-Lauf des Sohnes euphorisch kommentierte, wurde danach zum Internet-Hit.

Bei den Europameisterschaften in München ist der 28 Jahre alte Wightman wieder am Start und will sich nun den nächsten Titel holen, diesmal über die kürzere 800-Meter-Strecke.

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Zuvor äußert er sich im Interview mit SPORT1 über den Wechsel und seine Beziehung zu seinem Vater, die nicht immer so von Erfolg gekrönt war wie in den USA. Zudem spricht er über seine zweite große Leidenschaft, seine Pläne nach dem Finale am Sonntag und darüber, was er an den Fans in München „etwas schade“ findet.

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Wightman mit Kritik an Fans in München

SPORT1: Mister Wightman, warum laufen Sie bei den Europameisterschaften die 800 m und nicht Ihre Paradestrecke über 1500 m?

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Jake Wightman: Zu Beginn der Saison standen die Commonwealths und die Europameisterschaften an. Ich wusste, dass es schwierig sein würde, die 1500 m in allen Wettbewerben zu laufen. Ich wollte die 1500 m unbedingt bei der WM laufen und über die Distanz bei den Commonwealths in Birmingham gewinnen. Alles, was ich jetzt hier mache, sind die 800 m. Ich war mir allerdings gar nicht sicher, ob ich über die kürzere Distanz überhaupt für den Startplatz ausgewählt werde. Mental ist es wirklich schwer, drei Meisterschaften in einer Disziplin innerhalb von etwa zwei Monaten zu absolvieren. Es ist einfach schön, auch mal was anderes zu machen und ich hoffe, dass es mit den 800 m auch in Zukunft gut läuft.

SPORT1: Ist es nochmal wie ein neuer Anreiz für Sie, eine andere Distanz zu laufen? Bekommt man dadurch einen anderen „Kick“?

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Wightman: Es ist erfrischend, eine neue Herausforderung. Auch wenn es schwer für mich ist, gegen die 800-m-Jungs zu laufen. Ich hoffe, ich kann hier zeigen, dass ich nicht nur ein 1500-m-Läufer bin. Es ist so toll, im Olympiastadion zu laufen. Die Fans sind in den Vorläufen komplett ausgerastet, wenn ein deutscher Athlet aufgerufen wurde. Dafür war bei uns leider immer komplette Stille. Das war etwas schade.

SPORT1: Bei Ihrem letzten großen Event, den Weltmeisterschaften in Oregon, ist Ihr Vater durch seine Kommentatorentätigkeit während Ihres Laufes sehr medienpräsent gewesen. Wie haben Sie das Ganze aufgefasst?

Wightman: Ich fand es cool. Mein Vater ist schon länger Stadionsprecher. Das ist erstmal nicht ungewöhnlich. Hier in München ist er aber als Trainer unterwegs. Ich hatte in der Vergangenheit viele schlechte Läufe, wenn er im Stadion am Mikrofon war. Es war etwas Besonderes, die Weltmeisterschaft mit ihm zu gewinnen. Ich habe nicht erwartet, Gold zu gewinnen, aber ich habe es gehofft. Das war ein wahnsinniges Hochgefühl, aber die Saison besteht aus noch weiteren Meisterschaften, sodass es schwer war, danach genauso weiterzumachen, weil man das Größte quasi schon erreicht hat.

Wightman früh unabhängig von der Familie

SPORT1: Reist Ihr Vater immer mit Ihnen zu Wettkämpfen?

Wightman: Nein, wenn er kein Stadionsprecher ist, dann nicht. Dass er mit bei der EM in München ist, ist eine Ausnahme. Normalerweise sehe ich ihn nicht im Aufwärmbereich. Es ist immer schön, ihn über das Mikrofon im Stadion zu hören. Ich musste früh lernen bei Wettkämpfen unabhängig zu sein, weil ich meinen Trainer nicht die ganze Zeit bei mir hatte. Er ist eben sehr beschäftigt.

SPORT1: Oftmals sind die Eltern bei Wettkämpfen ja sogar nervöser als die Athleten selbst beziehungsweise psychisch sehr labil. Wie ist das bei Ihrem Vater?

Wightman: Ich denke, bei ihm ist es ein bisschen anders durch seinen Job. Er konzentriert sich sehr darauf, im Stadion am Mikrofon einen guten Job zu machen. Er ist wahrscheinlich schon ein bisschen nervös, zeigt es aber nicht wirklich. Er zeigt am Mikrofon auch nie, dass er mein Vater ist und versucht sehr neutral oder professionell zu bleiben.

SPORT1: Sie haben in Ihrer sportlichen Karriere schon viele Rennen bestritten, aber wann war der Moment, den Sie vielleicht als Ihren „Durchbruch“ bezeichnen würden?

Wightman: Im Jahr 2014 habe ich die Junioren-Europameisterschaft gewonnen. Von da an standen mir viele Türen offen, um Sponsorengelder zu bekommen, bezahlt zu werden, von der Regierung gefördert zu werden und so weiter. Das war ein großer Moment für mich, zu wissen, dass ich das Potenzial habe, es weit zu bringen. Es gibt viele Athleten in diesem Sport, die Potenzial haben, aber aus irgendeinem Grund verlieren sie die Motivation. Für mich lief es immer recht gut und ich verfolgte mein Ziel.

Wightman wollte Fußballer werden

SPORT1: War es auch schon in der frühen Kindheit Ihr Ziel, ein professioneller Läufer zu werden und genau dieses Leben zu führen?

Wightman: Ich glaube, wenn man klein ist, ändert man ständig seine Wünsche. Mit acht Jahren wollte ich schon Profi-Leichtathlet werden und laufen. In diesem Alter merkt man gar nicht, wie schwer es ist und sein wird. Meine Mutter war bei den Olympischen Spielen, und ich dachte: „Easy“. Aber in Wirklichkeit ist es so schwer, dorthin zu kommen. Ich hatte das Glück, Eltern zu haben, die mich im Sport unterstützt haben. Aber ich schaue auch immer mal ein paar Jahre voraus und freue mich auf meine Sportlerrente, weil der Trainingsalltag oft hart ist.

SPORT1: Das kann man absolut nachvollziehen. Gerade die Distanzen, die Sie laufen, haben es in sich.

Wightman: Es ist einfach super hart. Mit Anfang 20 hatte ich zeitweise auch nicht mehr so wirklich Spaß daran und hörte auf mit dem Training. Zu der Zeit bin ich erstmal mit Freunden in den Urlaub, zu vielen Geburtstagspartys und so Sachen gegangen. Aber man muss wirklich sagen, dass sich alles lohnt, wenn man diese besonderen Momente mit dem Sport erlebt. Man hat auch noch nach der aktiven Karriere viel Zeit, all diese Sachen nachzuholen.

Jake Wightman hat hart für seinen Triumph gearbeitet
Jake Wightman hat hart für seinen Triumph gearbeitet

SPORT1: Kam für Sie eigentlich auch mal was anderes als Laufen infrage?

Wightman: Ich liebe Fußball und hätte gerne mehr gespielt, aber in Großbritannien muss man sehr, sehr gut sein, um professionell zu spielen. Ich war als Kind so klein und dünn, war schon immer gut im Laufen. Es lag einfach in meinen Genen.

Englischer Garten statt Aftershow-Party: Wightman überrascht

SPORT1: Wie streng müssen Sie sich eigentlich gerade in solchen Wettkampfphasen mit Ihrer Ernährung auseinandersetzen?

Wightman: Zu den Saisonhöhepunkten achte ich sehr darauf. Nach meinem letzten Lauf werde ich mir aber definitiv etwas Ungesundes und ein paar Drinks gönnen.

SPORT1: Gehen Sie dann zu einer offiziellen Sportlerparty oder privat aus?

Wightman: Manchmal sind die offiziellen Aftershow-Partys langweilig, weil die Athleten nach einem Drink schon durch sind. Deshalb gehe ich lieber irgendwo anders hin und hoffe im Englischen Garten in München fündig zu werden. Die Läufer bleiben alle auch nach ihren Rennen noch da, deshalb wird das mit Sicherheit ein guter Abend.