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Leichtathletik: „Dann ist man fehl am Platz“ - Markus Rehm mit großen Zielen für Paris

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Leichtathletik: „Dann ist man fehl am Platz“ - Markus Rehm mit großen Zielen für Paris

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„Dann ist man fehl am Platz“

Seit Jahren ist Markus Rehm einer der ganz großen Para-Leichtathleten. Bei der Weltmeisterschaft in Paris will der 34-Jährige eine erfolgreiche Generalprobe für die Paralympics 2024 hinlegen - und erklärt im SPORT1-Interview, was ihn antreibt und welche magische Marke ihn umtreibt.
Markus Rehm hat bereits mehrfach den Weltrekord im Weitsprung verbessert
Markus Rehm hat bereits mehrfach den Weltrekord im Weitsprung verbessert
© IMAGO/Beautiful Sports
Manuel Habermeier
Manuel Habermeier
von Manuel Habermeier

Alle Augen auch auf den deutschen Routinier: Ein Jahr vor den Olympischen Spielen und den Paralympics 2024 in Paris steigt für die Leichtathleten an gleicher Stelle die Generalprobe.

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Bei der Para-Weltmeisterschaft (noch bis 17. Juli kämpfen rund 1.700 Athleten aus 120 Ländern um Titel und Medaillen - und mit dabei ist auch Markus Rehm.

Der Göppinger, der am 22. August seinen 35. Geburtstag feiern wird, peilt in Frankreichs Hauptstadt seinen bereits sechsten WM-Titel im Weitsprung an.

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Bei SPORT1 spricht Rehm, wie er seine bemerkenswerte Siegesserie fortsetzen will, über seinen unlängst erneut verbesserten Weltrekord - und den Traum, eine magische Marke zu knacken.

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Markus Rehm in Form seines Lebens

SPORT1: Herr Rehm, die Para-Weltmeisterschaft läuft und Sie haben noch nie einen Wettkampf bei einer WM verloren. Wie stark spukt diese Serie in Ihrem Hinterkopf herum?

Markus Rehm: Die Serie will ich nicht abreißen lassen. Das ist das Ziel. Von der Weite würde ich gerne an die bisherige Saison anknüpfen. Da lief es bisher ganz vernünftig - hoffentlich kann ich das in Paris fortsetzen.

SPORT1: Würden Sie sagen, dass Sie sich in der Form ihres Lebens befinden?

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Rehm: Das würde ich momentan so unterschreiben. Ich hatte schon so viele gute Sprünge dabei. Kürzlich bin ich zum zweiten Mal den Weltrekord gesprungen. Da haben wir uns kurz gefreut, aber dann haben wir schnell gemerkt, dass es noch Verbesserungspotenzial gibt. Das bisherige Ziel war es, in die Top Ten der ewigen Bestenliste zu springen, was mir mit den 8,72 Meter gelungen ist. Jetzt möchte ich mich weiter nach oben arbeiten.

SPORT1: Der große Name im Weitsprung ist Mike Powell. Glauben Sie, dass sein Weltrekord (8,95 Meter, Anm. d. Red.) möglich ist oder sogar die neun Meter?

Rehm: Seit den 8,72 Metern werde ich damit öfters konfrontiert. Ich habe das immer von mir gewiesen, denn das ist eine magische Marke, auch die 8,95 Meter. 20 oder 30 Zentimeter sind im Weitsprung schon eine Marke. Aber ich glaube, jeder Leistungssportler würde lügen, wenn er nicht sagt, dass er noch Träume oder große Ziele haben würde. Wenn man das als Topathlet nicht mehr hat, dann ist man fehl am Platz. Da überlegt man natürlich, was man mit dem Blick auf die nächste Saison noch besser machen kann. Am Ende muss für weitere Rekorde alles zusammenkommen.

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SPORT1: Nächstes Jahr stehen die Olympischen Spiele 2024 in Paris an - was auch Ihr Ziel ist?

Rehm: Ja, definitiv. Das habe ich mir jedenfalls gesetzt. Es wären dann meine vierten Spiele. Wir Athleten planen im Vierjahresrhythmus. Da ist die WM dieses Jahr eine gute Generalprobe. Es muss für mich das Ziel sein, mit der Mannschaft nächstes Jahr nach Paris zu fahren und den Titel zu verteidigen.

So bastelt Rehm an seinem Erbe

SPORT1: Sie werden bald 35 Jahre alt. Welche sportlichen Planungen bestehen über Paris hinaus?

Rehm: Für mich ist das noch in weiter Ferne. Es steht für mich fest, dass ich an den Start gehen werde, solange der Körper mitspielt. Dieses Jahr bin ich weitestgehend von Verletzungen verschont geblieben. Von daher kommen auch die guten Leistungen. Man wird aber nicht jünger und muss auf seinen Körper hören. Aber solange man sich jedes Jahr steigern kann, denke ich noch nicht ans Aufhören. Doch irgendwann kann es ganz schnell gehen. Dessen bin ich mir völlig bewusst, weswegen ich jeden Wettkampf genieße. Noch brennt das Feuer in mir und es macht mir wahnsinnig viel Spaß.

SPORT1: Wie geht es für den deutsche Para-Weitsprung weiter, wenn Sie ihre Karriere beenden sollten? Spielt dann vielleicht auch ein Name wie Noah Bodelier eine Rolle?

Rehm: Absolut, Noah trainiert in den letzten Wochen deutlich näher bei mir mit. In letzter Zeit legen wir viele Einheiten zusammen. Gemeinsam in der Trainingsgruppe mit Stelios Malakopoulus haben wir letzten Winter gemeinsam trainiert. Wir wollen natürlich schauen, dass da etwas hinterherkommt. Hoffentlich kann ich da auch was weitergeben. Es macht mir Spaß, zwei Weitsprung-Kollegen dabei zu haben. Ich hoffe, dass Noah dieses Jahr Blut leckt, dabeibleibt und dann irgendwann den deutschen Weitsprung übernimmt.

SPORT1: Sie sehen sich also als Mentor - eine Aufgabe, die Sie sich auch nach der sportlichen Karriere vorstellen könnten?

Rehm: Ich würde dem Sport schon gerne treu bleiben. Ob das jetzt irgendwann das Traineramt sein wird, kann ich noch nicht einschätzen. Aber ich bin gerne Ansprechpartner für jeden, der er es möchte. Ich werde mich keinem aufzwingen, aber wenn ich helfen kann - sei es bei der Prothesentechnik oder bei der Vorbereitung - , dann helfe ich gerne. Es macht mir Spaß, jemanden zuzusehen, wie er sich entwickelt, wie er Erfolge feiert, wie er besser wird. Man springt quasi selbst mit. Es ist eine tolle Erfahrung, Noah oder Stelios bei ihrer Entwicklung zu begleiten und hier und da mal hilfreiche Tipps zu geben.

Markus Rehm hat bereits mehrfach den Weltrekord im Weitsprung verbessert
Markus Rehm hat bereits mehrfach den Weltrekord im Weitsprung verbessert

Diese Ziele hat Markus Rehm noch

SPORT1: Sie sind Orthopädietechnikmeister. Wäre es eine Überlegung, so wie Georg Hackl im Rodelsport, in der Werkstatt am Weltrekord zu schleifen?

Rehm: Bei uns wird immer gefragt, wie viel Zeit man mit der Prothese im Jahr verbringt. Eigentlich nur einmal im Jahr. Wir ändern und wechseln nicht viel. Aber klar, die Prothese ist wichtig. Es gibt eigentlich keinen, der sagen kann, wie es funktioniert. Da fehlt noch Erfahrung und viel Wissen. Meine Trainerin und ich haben einiges ausprobiert und wahnsinnig viel gelernt. Wir haben auch schon alte Ansichten komplett überworfen, weil wir gesehen haben, dass es komplett in die falsche Richtung geht. Wir springen vielleicht nicht nach Lehrbuch wie ein olympischer Athlet, aber auch da muss man sich trauen, seinen eigenen Weg zu gehen. Das will ich auch an junge Athleten weitergeben. Aber nur weil ich das so mache, heißt das noch lange nicht, dass es für andere gut ist. Wenn wir mechanische Analysen machen, setzen wir uns gerne dazu und schauen uns Videos an. Das ist spannend, und hoffentlich können wir das in den nächsten Jahren noch mehr machen. Da geht es auch darum, dass wir das Wissen, das wir über die Jahre gesammelt haben, weitergeben können.

SPORT1: Wenn Sie jetzt noch einen Wunsch für ihre Karriere hätten: Was wäre das eine Ziel, dass Sie dann vor Augen hätten?

Rehm: Mein Ziel ist es natürlich, die Leute, die mit mir gerade trainieren, so aufzubauen, dass sie selbst dann auch mal den Platz übernehmen. Ich glaube, es gibt nichts Schöneres, als wenn man mal sagen kann, dass man anderen etwas mitgeben konnte. Das wäre ein ganz toller Abschluss. Mein persönliches Ziel: Ich bin noch auf Weiten-Jagd. 8,72 Meter ist schon super. Bei 8,80 Meter kommt man dann irgendwann in die Top Five der ewigen Bestenliste. Die Top Ten ist geschafft und nach oben versuche ich, mich nicht zu begrenzen. Da brennt das Feuer. Ich bin jetzt schon wieder heiß, obwohl ich noch keine Saisonpause hatte. Das nächste Ziel ist die ewige Top Five - den Rest lasse ich auf mich zukommen.