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Historische Leichtathletik-Sensation bei WM: "Noch nie so viele schöne Tränen geweint"

Historische Sensation bei WM

Die Schweizer Hürdenläuferin Ditaji Kambundji schockt in Tokio die favorisierte Konkurrenz und ist die erste Weltmeisterin in der Geschichte ihres Landes. Danach brechen alle emotionalen Dämme.
Die Leichtathletik-WM findet dieses Jahr in Tokio statt. Wie oft gibt es Gold zu gewinnen? Welche Prämien werden gezahlt? Die wichtigsten Fragen und Antworten zur WM.
Die Schweizer Hürdenläuferin Ditaji Kambundji schockt in Tokio die favorisierte Konkurrenz und ist die erste Weltmeisterin in der Geschichte ihres Landes. Danach brechen alle emotionalen Dämme.

Mit Tränen in den Augen und der Schweizer Flagge über den Schultern strahlt Ditaji Kambundji fassungslos ins Publikum.

Sie hat völlig Historisches geschafft: Noch nie in der Geschichte der Leichtathletik gab es eine Schweizer Weltmeisterin. Nun ist bei der WM im Tokio völlig unverhofft der Stern einer neuen sportlichen Heldin der Alpenrepublik aufgegangen.

Leichtathletik-WM: Kambundji überrascht alle

Im Finale über 100 m Hürden brillierte die 23-Jährige zum Start mit ihrer Reaktionszeit, kam als Erste ins Ziel und holte sich die Goldmedaille.

Mit 12,24 Sekunden setzte sich Kambundji gegen die Weltrekordträgerin Tobi Amusan aus Nigeria (12.29) und Top-Favoritin Grace Stark aus den USA (12.34) durch.

Es war eine dicke Überraschung, denn auch wenn Kambundji seit längerem zu Europas besten Hürdenläuferinnen gehört (EM-Bronze in München 2022, Silber in Rom 2024): Auf Weltniveau hatte sie noch nicht geglänzt: Bei Olympia in Paris war sie im Halbfinale ausgeschieden, ebenso bei der WM 2022 in Eugene. 2023 in Budapest war sie Siebte.

„Noch nie so viele schöne Tränen geweint“

Kambundji schien selbst nicht glauben zu können, was sie nun vollbracht hatte: Sie weinte Tränen der Freude, umarmte die Silber-Gewinnerin Amusan, die breit lächelte und angesteckt schien von der puren Emotion der siegreichen Konkurrentin.

„Ich habe noch nie so viele schöne Tränen geweint. Ich konnte es nicht glauben, ich habe super laut geschrien. Es ist alles so schnell passiert“, sagte die Leichtathletin überglücklich im Interview mit dem SRF.

Die Schweizerin verbesserte ihre persönliche Bestzeit - die schon vor der WM Landesrekord war - um 16 Hundertstelsekunden. Über 100 Meter Hürden steht die Bernerin nun an siebter Stelle der schnellsten Frauen der Welt.

Größte Schweizer Legende hin und weg

Im Heimatland Kambundjis ist die Begeisterung groß. Im Lauf der Jahrzehnte hatte dort noch keine Leichtathletin WM-Gold geholt - auch bei den Männern gab es nur zwei Weltmeister: André Bucher über 800 Meter im Jahr 2001, Werner Günthör dreimal zum Weltmeister im Kugelstoßen (1987, 1991 in Tokio, 1993 in Stuttgart).

Die heute 64 Jahre alte Legende Günthör kam als logische Bezugsgröße auch sogleich in den Schweizer Medien zu Wort und verneigte sich vor Kambundji.

„Was Ditaji geleistet hat, ist unglaublich. Schweizer Rekord pulverisiert, Weltmeisterin in einer Weltsportart! Das ist einfach nur phänomenal und grandios“, jubelte der Zeitgenosse des früheren deutschen Top-Kugelstoßers Oliver-Sven Buder im Schweizer Massenmedium Blick: „Mir fehlen fast ein bisschen die Worte. Nun ist Ditaji definitiv nicht mehr die kleine Kambundji. Eigentlich müsste man sie jetzt zur Königin ernennen.“

Emotionaler Gruß an die Schwester

Günthör spielte damit damit darauf an, dass auch Kambundjis ältere Schwestern Mujinga und Muswama Leichtathletinnen sind.

Mujinga hat bereits eine WM-Medaille in den Familienbesitz gebracht: In Doha 2019 holte sie über 200 Meter Bronze, aktuell legt die 33-Jährige eine Babypause ein.

„Sie hat mir so viel auf dem Weg hierher gezeigt. Ich vermisse sie. Aber ich bin ganz stolz, dass wir so vieles zusammen teilen können“, grüßte Ditaji die große Schwester.

Die insgesamt vier Kambundji-Schwestern sind Töchter einer Schweizer Mutter und eines kongolesischen Vaters, bei denen die Freude ebenso groß war.

Gold-Heldin Ditaji vergoss vor laufender Kamera Tränen, als ihr das TV-Team die Bilder der feiernden Eltern zeigte: „Ich kann nicht anders, wenn ihr mir solche Bilder zeigt.“ Sie sei „mega, mega dankbar. Es ist so schön, meiner Familie diese Freude zu machen und sie stolz zu machen.“