Goldener Abschluss für Deutschland bei der Leichtathletik-WM! Leo Neugebauer hat sich am letzten Wettkampftag im Zehnkampf zum König der Athleten gekrönt.
Leichtathletik-WM: Neugebauer holt Gold im Zehnkampf
Neugebauer holt WM-Gold
Ein Jahr nach Olympia-Silber gewann der Stuttgarter in einem wahren Thriller von Tokio nach einem Kraftakt über die abschließenden 1500 m mit 8804 Punkten Gold, der 25-Jährige setzte sich damit knapp vor Ayden Owens-Delerme (8784/Puerto Rico) durch.
Neugebauer: „Der Rollstuhl war nicht nötig“
„So schlecht wie nach diesen 1500 Metern habe ich mich noch nie gefühlt. Aber ich bin auch eine geile persönliche Bestzeit gelaufen, daher kann ich mich nicht beschweren”, sagte Neugebauer in der ARD, dem nach dem Wettkampf gar ein Rollstuhl hingeschoben wurde: „Der Rollstuhl am Ende war nicht nötig. Ich habe mich zwar scheiße gefühlt, aber ich bin aufgestanden.“
Er ergänzte: „Ich wusste ganz genau, was ich laufen muss und wie weit er vor mir sein durfte. Ich habe es daher genau so gemacht, auch wenn es dafür eine persönliche Bestzeit gebraucht hat. Das habe ich auch gemacht, deshalb bin ich megahappy.“
„Der zweite Tag war echt geil. Ich war einfach locker und habe die Crowd ausgenutzt. Die waren geil und es hat Mega-Spaß gemacht.“
Bronze sicherte sich in einem super spannenden Wettkampf Kyle Garland aus den USA (8703). Niklas Kaul, der 2019 WM-Gold gewonnen hatte, wurde Vierter (8538).
Neugebauer triumphiert! „Er war ein elfengleicher Elefant“
„Ich habe noch nie so einen Lauf gesehen von so einem Brocken. 4:32 Minuten. Das sieht immer langsam aus, aber ich bin schon mal 4:32 Minuten die 1500 Meter gelaufen. Du fühlst dich in Lichtgeschwindigkeit, die Mücken zischen an dir vorbei. Das ist der Hammer. Und jetzt soll er mir nicht mehr erzählen, er kann keine 1500 Meter laufen“, sagte Experte Frank Busemann in der ARD.
Für Busemann hat sich Neugebauer damit „vollendet. Das, was er letztes Jahr schon angedeutet hat - dass er für einen ganz großen Titel gut ist -, ich hätte nicht gedacht, dass er das mit so einem Kampf nach Hause bringt. Er hatte ja ein paar Dinger dabei, wo du dachtest ‚Ohoh. Hoffentlich geht das gut.‘ Wie er sich da rausgezogen hat, ist ‚à la bonne heure.“
Kommentator Claus Lufen zog zu Neugebauers 1500-Meter-Lauf einen überraschenden Vergleich: „Er war ein elfengleicher Elefant.“
Neugebauer galt im Vorfeld nicht als Topfavorit auf den Titel, doch der deutsche Rekordhalter präsentierte sich in Japan dann in Topform und leistete sich weniger Patzer als die Konkurrenz.
Gala im Diskuswurf
Mit einer Galavorstellung im Diskuswurf (56,15 m) und für ihn ganz starken Ergebnissen mit dem Speer (64,34 m) und über die 1500 m zog er auf und davon und schnappte sich Gold. Damit gewann Neugebauer am letzten WM-Tag in Tokio das erste Gold für das deutsche Team und die insgesamt vierte Medaille.
Nach Kaul und Torsten Voss, der 1987 in Rom Gold für die DDR gewann, ist Neugebauer der erst dritte Zehnkampf-Weltmeister aus Deutschland.
Neugebauer nutzte bei seinem Coup auch den Patzer seines Rivalen Sander Skotheim aus, der Topfavorit erlebte erneut ein Drama. Der Norweger, der mit seinen 8909 Punkten als Nummer eins der Welt nach Japan gereist war, stolperte zum Start in den zweiten Wettkampftag über die Hürden, stieß daraufhin ein Hindernis mit den Händen um - und wurde deshalb disqualifiziert. Schon bei Olympia in Paris lag Skotheim auf Goldkurs und blieb dann im Stabhochsprung ohne gültigen Versuch.
Neugebauer trotzt Problemen
Auch Neugebauer kämpfte sich in Tokio durch einige Tiefen, nach der Halbzeit klagte er sogar über Knieprobleme - aber der Sonnyboy, der als College-Student mit einem ewigen Lächeln im Gesicht in die Weltspitze stürmte und die Herzen der Fans eroberte, biss sich durch. Und belohnte sich am Ende selbst.
Olympiasieger Markus Rooth (Norwegen) fehlte in Tokio ebenso verletzt wie Damian Warner, der Kanadier hatte 2021 Olympia-Gold geholt. Auch Weltrekordler Kevin Mayer (Frankreich) war nicht am Start. Titelverteidiger Pierce LePage (Kanada) gab nach dem Hochsprung auf.
Till Steinforth (Halle/Saale) musste seinen Zehnkampf nach drei Disziplinen verletzungsbedingt beenden.
-----
Mit Sport-Informations-Dienst (SID)