Janni Hönscheid ist Deutschlands bekannteste Surferin.
SPORT1-Interview mit Surferin Janni Hönscheid
Surf-Star will auch Party machen
Die 24-Jährige bereist die Welt, arbeitet zudem als Model, und ist natürlich immer auf der Suche nach den besten Wellen.
Im SPORT1-Interview spricht Janni Hönscheid über das Leben als Profi-Surferin, die Faszination des Wellenreitens - und neu gewonnene Fans nach dem Playboy-Shooting.
SPORT1: Frau Hönscheid, wie sieht ein normaler Tag in Ihrem Leben aus?
Janni Hönscheid: Einen normalen Tag gibt es bei mir eigentlich nicht, weil ich derzeit sehr viel auf Reisen bin. Jeder Tag sieht anders aus. Normalerweise versuche ich immer, ein paar Surfsessions dazwischen zu schieben und mich trotz meines verrückten Lifestyles fit zu halten. Ich versuche, Yoga zu machen, Joggen zu gehen, im Flow zu bleiben und für die nächste Welle zu bereit zu sein.
SPORT1: Haben Sie einen festen Trainingsplan?
Hönscheid: Ich muss immer ziemlich viel improvisieren. Durch das Reisen und die Modeljobs ist es oft schwierig, die Energie zu finden, um mein Programm durchzuziehen. Ich versuche, meinen Tag immer mit Joggen zu starten und mit Yoga aufzuhören. Es ist mir wichtig, den Tag mit einem spirituellen Aspekt zu beenden. Aber wenn ich acht Stunden gesurft bin, fehlt natürlich die Energie. Dann will ich nur noch schnell etwas essen und ins Bett. Oder auch mal Party machen. Womit auch dieses Klischee über Surfer erfüllt wäre (lacht).
SPORT1: Entgegen den angesprochenen Klischees ist das Leben als Profi-Surfer also doch stressig?
Hönscheid: Es gibt solche und solche Zeiten. Das liegt daran, dass ich eine Freesurferin und keine Contestsurferin bin. Ich spezialisiere mich auf das Reisen und darauf, verschiedene Wellen weltweit zu surfen. Und dazu kommt noch das Modeln. Es ist ein bunter Mix aus verschiedenen Sachen. Letztes Jahr habe ich an der Fulda-Challenge teilgenommen, das ist ein arktischer Zehnkampf. Das war etwas komplett Anderes. Ich weiß nie, was als Nächstes auf mich zukommt, lasse mich aber gerne auf neue Herausforderungen auf dem Wasser und an Land ein.
SPORT1: Obwohl Sie keine Contestsurferin sind, haben Sie die Deutsche Meisterschaft im Wellenreiten gewonnen. Welchen Stellenwert haben solche Wettbewerbe?
Hönscheid: Ich habe die letzten acht Jahre an der Deutschen Meisterschaft teilgenommen. Ich habe auch bei vielen Stand-Up-Contests mitgemacht und beim Stand-Up-Paddeln bin ich teilweise sogar Dritte in der Welt geworden. Ich habe auch mit der Nationalmannschaft an der Europameisterschaft teilgenommen. Aber normalerweise sind die Wellen bei solchen Meisterschaften nicht gut. Das ist nicht wie im Fußball oder Tennis, wo der Platz immer gleich ist. Das Meer ist jeden Tag verschieden. Deshalb muss man mit einer ganz anderen Einstellung an das Surfen herangehen. Das hat dann nicht mehr wirklich etwas mit Stil oder Kunst zu tun. Ich bin nicht wirklich ein kompetitiver Typ, der sich mit anderen misst. Ich messe mich lieber mit mir selbst in der Natur und gehe an meine eigenen Grenzen. Mit diesem Weg versuche ich, andere zu inspirieren und motivieren, das auch zu machen.
SPORT1: Was sind Ihre nächsten Ziele?
Hönscheid: Ich fahre mit meinem Surf- und Travel-Buddy Sylvi Bodi aus Ungarn, die auch Model und Surferin ist, auf die Malediven. Dort machen wir ein Camp, für das sich Leute anmelden können, um mit uns zu surfen. Wir werden Tipps und Tricks weitergeben. Danach geht es für mich nach Sri Lanka weiter, wo ich noch nie gesurft bin. Das Schönste und Spannendste für mich ist, neue Wellen und Plätze zu erkunden.
SPORT1: Viele Surferinnen arbeiten auch als Model. Warum passen diese beiden Jobs so gut zusammen?
Hönscheid: Ich denke, das hat mit Lebenseinstellung und den Umständen zu tun. Man ist immer im Wasser, immer braungebrannt. Man muss nicht immer zum Frisör gehen, es ist ein sehr naturverbundenes Leben. Ich glaube, das macht sehr attraktiv, wenn man gar nicht zu viel auf Äußerlichkeiten achtet und die Natur einen in Form bringt.
SPORT1: Wieviel Prozent macht bei Ihnen das Surfen und das Modeln aus?
Hönscheid: Surfen hat für mich Priorität. Aber jobmäßig ist es 50:50. Ich habe zuletzt auch viele Motivationsreden in Deutschland gehalten. Surfen ist für mich mehr als eine Sportart. Und es ist total cool zu sehen, wie viele Parallelen es zwischen dem Meer und dem wirklichen Leben gibt. Das ist der philosophische Aspekt dabei.
SPORT1: Was macht für Sie die Faszination des Surfens aus?
Hönscheid: Für mich hat Surfen schon als Kind dazugehört, wie die Luft zum Atmen. Mein Vater (Jürgen Hönscheid., Anm.d.Red.) war Profisurfer und ist mit meiner Mutter um die Welt gereist. Sie haben sich dann in die Kanarischen Inseln verliebt und einen Surfshop auf Fuerteventura aufgemacht. Als Baby bin ich schon am Strand rumgekrabbelt und habe mit acht oder neun Jahren die erste Welle genommen. Die Faszination für mich ist, immer etwas Neues zu erkunden. Es gibt so viele weltweite Spots, die ich noch nicht gesurft habe. Ein Spot kann an einem Tag flach sein, und am nächsten Tag sind die Wellen zehn Meter hoch. Man weiß nie, was passiert. Das ist das Spannende dabei.
SPORT1: Sie sind bei Facebook, Instagram und Twitter sehr aktiv und lassen Ihre Fans an Ihrem Leben teilhaben. Wie wichtig ist das in Ihrem Sport?
Hönscheid: Das ist für mich und meine Sponsoren natürlich sehr wichtig. Es ist manchmal gar nicht so einfach, weil es wirklich schwierig ist, gute Surfbilder zu bekommen. Man muss einen Fotografen haben, der so gut ist wie der Surfer selbst. Der Fotograf muss mit in den Wellen sein, an der richtigen Stelle zur richtigen Zeit. Ich habe jetzt Kontakte zu internationalen Fotografen, die im Wasser sehr gut sind. Deshalb kann ich das gut zu den Leuten in Deutschland rüberbringen.
SPORT1: Werden Sie eher als Surferin oder Model wahrgenommen?
Hönscheid: Das ist ganz unterschiedlich und hängt von den Leuten ab, die mir folgen. Es gibt sehr viele internationale Surfer, die mir folgen, und die sind eher am surferischen Aspekt interessiert. Aber es gibt natürlich auch viele Leute, die durch das Playboy-Shooting auf mich aufmerksam geworden sind. Aber das ist cool, dass ich auch bei diesen Leuten das Surfer-Feeling verbreiten kann.
SPORT1: Sie sind erst 24 Jahre alt, aber können Sie sich vorstellen irgendwann auch Mal etwas anderes zu machen als zu surfen und zu modeln?
Hönscheid: Surfen ist nicht nur ein Abschnitt in meinem Leben, sondern meine Lebenseinstellung. Deshalb denke ich, dass ich mit dem Surfen noch sehr viele Sachen erleben werde. Ich bin ziemlich gespannt, was noch alles auf mich zukommt.