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Nach Fecht-Eklat: Der Scherbenhaufen des Thomas Bach

Der Scherbenhaufen des Thomas Bach

Nach dem Eklat um Olha Charlan bei der Fecht-WM hagelt immer mehr Kritik auf die Verantwortlichen ein. Selbst von einem Scherbenhaufen wird gesprochen, den IOC-Präsident Thomas Bach angerichtet haben soll.
Die Ukrainerin Olga Charlan (l.) verweigert den Handschlag mit Anna Smirnova aus Russland nach dem Duell
Die Ukrainerin Olga Charlan (l.) verweigert den Handschlag mit Anna Smirnova aus Russland nach dem Duell
© IMAGO/AFLOSPORT
Nach dem Eklat um Olha Charlan bei der Fecht-WM hagelt immer mehr Kritik auf die Verantwortlichen ein. Selbst von einem Scherbenhaufen wird gesprochen, den IOC-Präsident Thomas Bach angerichtet haben soll.

Olha Charlan bereut nichts. Der Titel? Weg. Die Chance auf ein Ticket für die Olympischen Spiele? Gesunken. Doch Charlan würde es wieder tun. „Ich weiß nur, dass ich wirklich die richtige Wahl getroffen habe“, sagte die Fechterin aus der Ukraine, die ihrer Gegnerin aus Russland nicht die „blutige Hand“ (O-Ton der Klitschko-Brüder) schütteln wollte und deshalb bei der WM disqualifiziert wurde: „Es gibt etwas Wichtigeres als Medaillen – mein Land, meine Familie.“

Der Skandal von Mailand hat weltweit für Aufsehen gesorgt - und macht dem IOC um Präsident Thomas Bach deutlich: Die Hoffnung auf „normale“ Wettkämpfe zwischen Ukrainern und Russen wird sich kaum erfüllen. Damit droht nicht nur in den Qualifikationen auf dem Weg nach Paris weiteres Chaos, sondern auch bei Olympia selbst - wenn russische Sportler als neutrale Athleten zugelassen werden sollten.

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„Wir werden Zeugen des Scherbenhaufens“, den Bach und „seine Gefolgsleute aus dem IOC angerichtet haben“, twitterte Dagmar Freitag, ehemalige Vorsitzende des Sportausschusses im Deutschen Bundestag. „Da verweigert sich eine Ukrainerin gegenüber einer Athletin aus einem Land, das in Charlans Heimat mordet und vernichtet - und wird dafür bestraft“, kommentierte die Süddeutsche Zeitung: „Willkommen in der Welt des unpolitischen Wettstreits unter Kriegsgegnern. Willkommen in der Welt des Thomas Bach.“

Auch der deutsche echter-Bund (DFeB) hat Kritik an der Situation geäußert. „Wir hätten mehr Feingefühl bei Entscheidungen von solcher Tragweite wie einer Disqualifikation erwartet“, hieß es in einer Stellungnahme vom Freitag.

„Zu dieser Situation hätte es nie kommen dürfen“

Charlan, Olympiasiegerin von 2008 und in der Ukraine ohnehin ein Star, wurde für ihre Haltung in der Heimat gefeiert. „Mein Telefon spielt verrückt. Ich habe Unterstützung von so vielen Menschen erhalten - von der Regierung, von Sportlern, von Prominenten und auch von Soldaten an der Front“, sagte die 32-Jährige.

Ein Pilot eines Kampfhubschraubers habe ihr ein Video geschickt, er sei „stolz auf mich“, sagte Charlan: „Es rührt mich zu Tränen, weil ich ihnen sehr dankbar bin. Und wenn sie stolz auf mich sind, dann deshalb, weil ich etwas getan habe, das mich glücklich macht.“

Ein Jahr vor Olympia in Paris ist noch immer nicht geklärt, ob Sportler aus Russland als „neutrale“ Athleten antreten dürfen, das IOC will zu gegebener Zeit darüber entscheiden.

Für die für den Sport zuständige Bundesinnenministerin Nancy Faeser kann es in der Frage nur eine Antwort geben. „Russland hat im Moment im internationalen Sport nichts zu suchen. Die volle Solidarität des Sports muss der Ukraine gelten“, twitterte die SPD-Politikerin. Und: „Zu dieser Situation hätte es nie kommen dürfen“.

Doch es kam, wie es kommen musste. „Wie oft sich dieses Geschehen auf dem Weg nach Paris und bei Olympia dort wiederholen wird?“, fragte die FAZ. Charlan - und viele andere wohl auch - würden es jedenfalls wieder tun: „Meine Botschaft ist: Wir Athleten aus der Ukraine sind bereit, den Russen auf den Sportplätzen gegenüberzutreten, aber wir werden niemals ihre Hände schütteln.“