Hallo liebe Formel-1-Fans,
Formel 1: Kohl kanzelt Ferrari in seiner Kolumne ab: "Der pure Wahnsinn"
„Vieles spricht für Schumacher“
Neben den perfekten Verstappen-Festspielen beim Heim-Grand-Prix hat Zandvoort erneut gezeigt, dass die Königsklasse der neuen Technik-Generation eine Wundertüte bleibt. Mal abgesehen von der Konstante Red Bull an der Spitze, geht es im Feld kunterbunt zur Sache. Je nach Strecken-Layout funktionieren die Autos mal nicht, mal richtig gut.
Die Teams selber verstehen ihre Autos oft nicht wirklich. Was immer wieder zu einem völlig veränderten Resultat im Vergleich zum Vor-Grand-Prix führt. Das gilt in erster Linie natürlich fürs breite Mittelfeld, in dem es im Übrigen unerwartet viele Positions-Duelle auf einer eigentlich überholunfreundlichen Strecke gegeben hat, wie schon in Ungarn. Fehlende Testmöglichkeiten machen sich markant bemerkbar. (DATEN: Die Teamwertung der Formel 1)
Dieses Auf und Ab verunsichert die Techniker. In welche Richtung sollen man denken und arbeiten? In welchem Bereich des Autos langt man hin? Dank Budget-Deckelung sind die Entwicklungsmöglichkeiten limitiert. F1-Boliden sind extrem komplexe Gebilde. Schon kleine Veränderungen können große Wirkungen mit sich bringen.
Zudem ist der Konkurrenz-Druck enorm. Das Risiko, wenn man mehrere Veränderungen gleichzeitig am Auto vollzieht, nicht zu erkennen, welches Teil nun tatsächlich welche Wirkung hat, ist groß. Es ist wie Rock ’n’ Roll tanzen auf Eiern. Bringt Abwechslung, statt betonierter Hierarchie wie in vielen Jahren zuvor. Für die Fahrer oft schwierig zu erkennen, was ursächlich für die Ergebnisse ist – die eigene Leistung oder die Rahmenbedingungen.
Schumachers Entwicklung spricht für sich
Gerade die Jungfrösche im Feld tun sich damit schwer. Werfen wir in diesem Zusammenhang einen Blick auf Mick Schumacher. Der war vom eigenen Team schon angezählt, man hielt ihm eine zu hohe Fehlerquote vor, die auch schwer ins Geld gegangen ist. Gegen Überraschungs-Comebacker Kevin Magnussen sah er teamintern lange schlecht aus. Dazu haben andere seiner Generation wie Tsunoda und auch Newcomer Zhou zu Saisonbeginn Punkte gesammelt.
Der Chinese sogar in seinem allerersten GP. Aber was zählt wirklich? In meinen Augen vor allem, wie die Entwicklung über eine gesamte Saison aussieht. Und da spricht Vieles für Schumacher! Zum einen hält er dem Druck, der aus den Diskussionen um seine Person entstanden ist, hervorragend stand. Er antwortet mit Performance und verbesserten Ergebnissen, bewegt sich derzeit mindestens auf Augenhöhe mit dem hochgelobten, viel erfahreneren Teamkollegen Magnussen.
Mit schlechtem Teamwork an der Box bei den Stopps hat das Team Mick den Gewinn von Punkten in Zandvoort vermasselt. Trotzdem steht er in der Fahrerwertung vor Tsunoda, Zhou, Stroll und Albon. Latifi, der seit Jahren dabei ist, sieht keine Schnitte gegen den Deutschen, der nur sechs Punkte hinter dem hoch eingeschätzten Pierre Gasly liegt. Macht er so weiter, sollte eine weitere Formel-1-Saison für ihn eigentlich nicht infrage stehen.
Mercedes hätte gewinnen können
Aber die Formel 1 ist ein Haifischbecken mit etlichen Untiefen. Und zahlreichen divergierenden Interessen. Siehe das Tohuwabohu um Piastri. Ein Youngster, der noch keinen Grand Prix absolviert hat, schafft es, gleiche mehrere Teams und das FIA – Schiedsgericht gewaltig in Wallung zu bringen. Ein Top-Talent, das Viele als Blue-Chip für die kommenden Jahre sehen. Entsprechend das Tauziehen und die Platzierungsversuche aus unterschiedlichen Richtungen.
Dass die Taktik-Kiste eine Schlangengrube sein kann, hat in Zandvoort der Abonnement-Meister der vergangenen Jahre gezeigt. Mercedes hat den ersten Saisonsieg als oberstes Ziel ausgerufen. Der war durchaus drin. Aber statt mit vollem Risiko zu agieren, hat man gute Chancen mit einer zu zögerlichen Reifentaktik bei Hamilton in der Schlussphase weggeworfen. (NEWS: Alle aktuellen Infos zur Formel 1)
Es ist eben ein Unterschied, ob man von der Spitze weg die anderen dazu zwingt, reagieren zu müssen, oder ob man selber unter Zugzwang steht. Das hat man bei Mercedes vielleicht ein bisschen verlernt. Hamiltons verbaler Ausraster über Bordfunk zeigt, zu welcher Dünnhäutigkeit das selbst bei einem Rekord-Champion führen kann. Die konstanten Top-Leistungen seines Teamkollegen Russell tun ein Übriges.
Ferrari steht sich selbst im Weg
Wer Slapstick liebt, wird weiterhin von Ferrari bestens bedient. Der fehlende Reifen beim Boxenstopp von Sainz ist in der Perfektionswelt Formel 1 der pure Wahnsinn für ein Top-Team. Vorne rechts lagen zwei Reifen bereit, hinten links keiner. Der Sprint rund ums Auto kostete viel Zeit. Dazu in der abschließenden Safety-Car-Phase noch ein Unsafe-Release bei Sainz. Wer sich selber immer wieder ins Knie schießt, darf sich nicht wundern, wenn er keinen Wettlauf gewinnt. Zumal, wenn die Pace des Saisonbeginns verloren gegangen zu sein scheint.
Wo ist eigentlich Bottas geblieben? Sammler fetter Punkte in den ersten sieben Rennen, ist er in den vergangenen sechs GP leer ausgegangen, dabei dreimal ausgefallen. Alfa Romeo stagniert generell gewaltig, genauso wie Alpha Tauri. Bei beiden scheint man schon alles auf die kommende Saison zu setzen. Für die Fahrer hart, denn die wissen genau, dass sich nur noch in Regen-Chaos-Rennen Chancen bieten zu glänzen. (DATEN: Die Fahrerwertung der Formel 1)
Dafür ist die Saison noch ganz schön lang, um das auszusitzen. Für Ricciardo ist das Ganze momentan eine absolute Tortur. Sein Dasein bei McLaren hat bereits einen Haken, der Honig-Dachs ist komplett in der Versenkung verschwunden. Neuland für den Australier im Fahrerlager deutet sich nicht an. Der stille, schleichende Abschied eines Fahrers, den viele lange als kommenden Weltmeister gesehen haben.
Auf Zeit spielen kann Porsche nicht beim geplanten Einstieg in die Königsklasse. Der bereits eingetütete Einstieg bei Red Bull ist plötzlich komplett in Frage gestellt. Ein Thema, das uns in den kommenden Tagen massiv beschäftigen wird.
Kommendes Wochenende folgt in Monza das Ende des aktuellen Triples. Ein Heimspiel für Ferrari, dem die Roten mit vielen Zweifeln entgegensehen. Laut aktuellen Erkenntnissen liegt der Highspeed-Kurs der Roten Diva nicht. Aber wer weiß, was die Wundertüte Formel 1 in Italien zu bieten hat? Ich sehe dem Ganzen mit Spannung entgegen. (DATEN: Der Rennkalender der Formel 1)
Bis dahin, PEDAL TO THE METAL, bleiben Sie gesund, Ihr Peter Kohl.