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Formel 1: F1-Aus von Mick Schumacher "Fluch und Segen" - Haas-Teamchef Steiner nennt die Gründe

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Formel 1: F1-Aus von Mick Schumacher "Fluch und Segen" - Haas-Teamchef Steiner nennt die Gründe

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„Name Schumacher holt keine Punkte“

Haas-Teamchef Günther Steiner erklärt im SPORT1-Interview ausgiebig, wieso es zum Aus von Mick Schumacher kam. Er spricht auch über dessen Nachfolger Nico Hülkenberg.
Mick Schumacher wird über die laufende Rennzeit nicht länger für Haas in der Formel 1 fahren. Das macht der US-amerikanische Rennstall am Donnerstag offiziell.
Bianca Garloff
Bianca Garloff

Seit Donnerstag ist es offiziell: Für Mick Schumacher geht es beim Haas-Rennstall nicht weiter und wird im nächsten Jahr kein Cockpit in der Formel 1 bekommen.

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Bei Haas wird er von Nico Hülkenberg ersetzt. (NEWS: Alle aktuellen Infos zur Formel 1)

SPORT1 sprach nach der Verkündung mit Haas-Teamchef Günther Steiner.

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SPORT1: Herr Steiner, haben Sie ein schlechtes Gewissen, dass Sie im Fahrerlager jetzt als derjenige gelten, der Mick Schumachers Karriere beendet hat?

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Steiner: Nein wieso sollte ich? Ich habe eine Entscheidung für mein Team getroffen. Sich mit einem jungen Menschen hinzusetzen und ihm zu sagen, dass er keinen Job mehr hat, ist nie schön. Das ist keine Genugtuung, aber im Gegenzug haben wir Hunderte von Leuten, die für das Team arbeiten. Das muss ich auch berücksichtigen und das Beste fürs Team machen. Deswegen fühle ich mich nicht schlecht.

SPORT1: Warum genau trennen Sie sich von Mick Schumacher?

Steiner: Wir wollen zurück zur Leistung von 2018. Bei uns gibt es überall Nachholbedarf. Nico Hülkenberg kann uns helfen, unseren Wachstumsprozess zu beschleunigen. Er hat das bei mehreren Teams im Mittelfeld bereits gemacht und wir alle kennen seine Qualitäten als Rennfahrer. Deswegen haben wir uns entschieden, einen Wechsel zu vollziehen. Ich muss aber auch klarstellen, dass unsere schwankende Leistungskurve mit ihren vielen Aufs und Abs in diesem Jahr nicht auf Mick zurückzuführen ist. Wir haben Nico genommen, um das Team einfach besser zu machen.

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SPORT1: Was hat bei Mick Schumacher gefehlt, damit er diese Anforderung auch hätte erfüllen können?

Steiner: Die Erfahrung. Nico hat schon viele Jahre Formel-1-Erfahrung und das auch noch bei sehr vielen unterschiedlichen Teams. Das war für uns ausschlaggebend.

SPORT1: Dennoch hat sich Schumacher über die Saison gesteigert und ist auch schon zwei Jahre im Team. Ist Kontinuität nicht genauso wichtig?

Steiner: Es war eine Überlegung wert, deswegen haben wir auch so lange gebraucht, die Entscheidung zu treffen. Am Ende ging es nur noch darum, ob wir den Weg mit Mick weiter gehen oder Nico verpflichten. Wie Sie sagen, hat sich Mick speziell vor der Sommerpause, aber auch danach gesteigert. Ihm fehlt aber die Erfahrung, die er allerdings auch noch nicht haben kann. Er ist ja erst zwei Jahre in der Formel 1, während Nico seit zehn Jahren hier im Geschäft ist.

SPORT1: Ist die Formel 1 also schlicht und ergreifend ein hartes Geschäft, in dem jeder nach seinem eigenen Vorteil suchen muss - auch Sie als Teamchef? (DATEN: Die Fahrerwertung der Formel 1)

Steiner: Absolut! Wir haben diese Entscheidung für das Team getroffen. Und es heißt ja auch nicht, dass Mick nicht gut genug als Rennfahrer war. Wir waren ja auch nicht fehlerfrei. Diese Fehler müssen wir in der kurzmöglichsten Zeit ausmerzen – und dabei hilft gewöhnlich Erfahrung.

SPORT1: Wann und wie haben Sie Mick informiert?

Steiner: Ich habe es ihm gestern (Mittwoch; d. Red.) Nachmittag offiziell mitgeteilt, sonst hätten wir das Ganze ja schon früher bekanntgegeben. Wir mussten erst noch ein paar rechtliche Dinge mit Nico klären, nachdem wir uns letzte Woche für ihn entschieden hatten.

SPORT1: Wie hat Schumacher reagiert?

Steiner: Sehr professionell muss ich sagen, sehr erwachsen. Logischerweise war er nicht glücklich, aber ich habe es ihm, so wie ich bin, sehr offen genau erklärt: Es liegt nicht an deiner Leistung, glücklich wirst du nicht damit sein aber das ist die Entscheidung, die wir getroffen haben.

SPORT1: War es richtig von Ihnen, über die ganze zweite Saisonhälfte den Druck auf Mick so hoch zu halten?

Steiner: Was soll man da anders machen? Ihn anlügen und sagen: Du hast einen Sitz. Und am Ende doch nicht verlängern? Das ist der falsche Weg. Der Druck ist immer da. Entscheidend ist, wie man damit umgeht. Ich habe versucht so wenig wie möglich mit ihm darüber zu reden. Er weiß ja selbst, was auf dem Spiel steht. Er ist intelligent genug zu wissen, dass man in der Formel 1 immer um sein Cockpit fährt, wenn der Vertrag am Ende des Jahres ausläuft. Da gibt es keinen harten oder weichen Umgang. Die einzige andere Möglichkeit ist es, jemanden anzulügen und zu sagen: Du bist dabei. Aber das mache ich nicht.

SPORT1: Gab es einen Moment, der am Ende den Ausschlag in Richtung Nico Hülkenberg gegeben hat? (DATEN: Die Teamwertung der Formel 1)

Steiner: Nein, es gab da nicht den einen Halleluja-Moment. Da kommt nicht die Eingabe von oben. Ich habe mich auch immer mit Gene Haas abgesprochen: Wo wollen wir hin? Und wie ist der beste Weg dorthin? Ist es der Weg mit Mick oder wollen wir etwas Neues probieren?

SPORT1: Welche Rolle spielt es für Sie, dass die Formel 1 durch Ihre Entscheidung den Namen Schumacher wieder verliert? Inwiefern hat Sie das womöglich auch selbst unter Druck gesetzt?

Steiner: Wenn ich sagen würde, ich hätte keinen Druck verspürt, wäre das eine komplette Lüge. Wie Mick ihn gespürt hat, spüren wir ihn auch. In erster Linie geht es aber natürlich um unser Team. Das gehört Herrn Haas und ich muss für ihn arbeiten, ich kann also nicht für alle andere arbeiten. Und: Für mich ist Mick einfach nur Mick. Ich respektiere den Namen Schumacher, aber damit kann man bei mir keine Punkte holen.

SPORT1: Hand aufs Herz: Inwiefern hat es Sie beeinflusst, dass Sie unter anderem von Sky Deutschland so für Ihren Umgang mit Schumacher kritisiert worden sind?

Steiner: Gar nicht, da stehe ich drüber. Ich respektiere Mick zu sehr - auch ohne den Namen Schumacher - um mich von etwas beeinflussen zu lassen, was Leute über mich sagen, weil sie glauben, Mick verteidigen zu müssen. Ich muss den Menschen Mick und den Fahrer Mick sehen und nicht, was die Leute über ihn sagen.

SPORT1: Wie wertvoll war der Name Schumacher für Ihr Team?

Steiner: Er hat auf jeden Fall sehr viel mediale Aufmerksamkeit gebracht. Ob es finanziell etwas gebracht hat, weiß ich nicht. Schädigend war es sicher nicht, aber dass wir reich davon geworden sind, das ist nicht passiert. Im Gegenteil: Es ist Segen und Fluch. Es hat nicht nur etwas gebracht, es hat auch etwas genommen. Es hat viel Energie genommen und manchmal auch sehr viel Druck gebracht. Genauso wie es für Mick Fluch und Segen ist.

SPORT1: Wie schätzen Sie Schumachers Zukunft in der Formel 1 ein?

Steiner: Wir haben kurz darüber geredet, was er jetzt machen will, aber das ist am Ende seine Privatsache. Ich will da nicht neugierig sein und mich einmischen. Da ist er erwachsen genug, um die Entscheidung zu treffen, von der er glaubt das es für ihn die Richtige sein wird. Ich würde Mick auch öffentlich überhaupt keinen Rat geben. Wenn, dann nur unter vier Augen.

SPORT1: Wie hat Nico Hülkenberg reagiert, als Sie mit ihm gesprochen haben? (DATEN: Der Rennkalender der Formel 1)

Steiner: Wir haben vor ein paar Monaten angefangen, mit Nico zu sprechen, ob er zur Verfügung stünde. Ich habe mich dann auch mit ihm getroffen, um ihm in die Augen zu schauen und zu sehen, ob er wirklich noch motiviert ist. Das ist nach einer Pause ja auch ein Thema. Er ist drei Jahre nur teilweise gefahren. Da muss man einschätzen, ob Nico voll mitzieht und nicht einfach nur zurück in die Formel 1 will. Ich glaube aber, er will es allen noch mal zeigen. Er hat auf jeden Fall noch die Motivation, sonst hätten wir die Entscheidung nicht getroffen.

SPORT1: Glauben Sie, dass Nico Kevin dann auch anders herausfordern kann, als Mick das konnte?

Steiner: Das müssen wir sehen. Ich glaube aber ja, alleine wegen seiner Erfahrung. Mick hatte dieses Jahr das erste Mal einen Teamkollegen, der ihm eine Referenz gibt. Da musste er sich erst dran gewöhnen. Am Anfang war es schwierig für ihn. Jetzt können sich die beiden Fahrer gegenseitig eine Referenz sein.

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