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Schumacher, Barrichello, Grosjean - Die spektakulärsten Start-Unfälle der Formel 1

Die größten Start-Crashs der F1

Es ist und bleibt die spannendste Phase eines Formel-1-Rennens: der Start. Hier kann alles passieren, vor allem kann es hier richtig knallen. SPORT1 blickt zurück auf die Crash-Historie der Königsklasse.
Ralf Schumacher flog mit seinem Williams buchstäblich über Rubens Barrichello
Ralf Schumacher flog mit seinem Williams buchstäblich über Rubens Barrichello
© Imago
Hannes Nebelung
Es ist und bleibt die spannendste Phase eines Formel-1-Rennens: der Start. Hier kann alles passieren, vor allem kann es hier richtig knallen. SPORT1 blickt zurück auf die Crash-Historie der Königsklasse.

Die Formel 1 steht für Spektakel und Spannung. Besonders intensiv und gebündelt ist der Nervenkitzel beim Start eines jeden Rennens.

Wenn die fünf roten Ampel-Lichter auf Schwarz springen, beginnen die spektakulären Überholmanöver und unerbittlichen Kämpfe um jeden Platz.

Doch gerade dann, wenn die über 20 Rennboliden auf die erste Kurve zusteuern, hat es in der Vergangenheit heftig gekracht. SPORT1 blickt auf die spektakulärsten Start-Unfälle der Königsklasse.

Großbritannien 2022: Lebensretter Halo

Noch nicht allzu lange her ist der schwere Unfall beim Start in Silverstone vor einem Jahr.

Die gesamte Formel 1 hielt für Minuten den Atem an, als der Alfa Romeo von Guanyu Zhou sich erst auf das nicht vorhandene Dach drehte und anschließend in den Reifenstapel und den Fangzaun krachte.

Der Chinese blieb weitgehend unverletzt, auch dank es viel diskutierten Halos, dem Überrollbügel über dem Cockpit der Fahrer.

Ungarn 2021: Bottas kegelt Verstappen und Pérez raus

Unfreiwillige, aber brutal effiziente Schützenhilfe leistete Valtteri Bottas seinem Teamkollegen Lewis Hamilton. Der Finne in Diensten von Mercedes räumte die beiden WM-Hauptkonkurrenten Max Verstappen und Sergio Pérez in Budapest wie Curling-Steine von der regennassen Fahrbahn.

Bottas hatte beim Anbremsen auf Kurve eins Lando Norris erwischt und schob diesen in Verstappen hinein, dazu räumte er selbst noch Pérez aus dem Weg. Pérez, Bottas und Norris schieden in der Folge aus, Verstappen rettete sich in die Box.

Dort wurde es bis zum Re-Start kuschelig: Die Sonne war herausgekommen, weshalb das gesamte Fahrerfeld auf Trockenreifen wechselte. Einzig der Führende Lewis Hamilton wartete einsam auf der Start-Ziel-Geraden auf den zweiten Startschuss.

Mit seiner Taktik verzockte sich Hamilton, wurde nur Dritter. Sein WM-Widersacher Verstappen kämpfte sich nach vier Boxenstopps noch auf Rang neun.

Belgien 1998: Die Mutter aller Start-Crashs

Starker Regen und schlechte Sicht waren keine guten Voraussetzungen für die berüchtigte Ardennen-Achterbahn von Spa-Francorchamps im Jahr 1998. Nachdem die Kurve eins noch glimpflich passiert wurde, verlor David Coulthard die Kontrolle über seinen McLaren-Mercedes und schlug in die Mauer der alten Boxengasse ein.

Von da aus flog der Drittplatzierte mit seinem Autowrack quer über die Strecke. Fast alle hinter ihm liegenden Fahrzeuge kollidierten auf der seifigen Piste miteinander und waren im Anschluss entweder defekt oder mussten repariert werden.

Der wenige Stunden später einberufene ein Re-Start führte zu weiteren Kollisionen: Mika Häkkinen drehte sich in „La Source“ (Kurve 1) und prallte Johnny Herbert zusammen. Der Finne beteuerte, dass er von Michael Schumacher vor der Drehung im Kampf um Platz eins berührt worden sei.

Auch Coulthard blieb im Fokus: In der ersten Runde kollidierte der Brite mit dem Österreicher Alexander Wurz. Später im Rennen bremste er den in Führung liegenden Michael Schumacher aus, der Coulthard dann hinten auffuhr und dabei sein rechtes Vorderrad verlor. Schumacher stellte Coulthard noch in der Boxengasse in einer legendären Auseinandersetzung zur Rede.

Belgien 2012: Grosjean macht Grosjean-Sachen

Romain Grosjean gilt Zeit seiner Karriere als Crash-Fahrer. Im September 2012 wurde der Franzose diesem Ruf einmal mehr gerecht, als er gleich vier Fahrer in der ersten Kurve von Spa aus dem Verkehr zog.

Grosjean verlor Lewis Hamilton im Rückspiegel aus den Augen und drängte diesen auf den Rasen. Hamilton verlor die Kontrolle über seinen Mercedes und schob sich mit der Spitze auf das Heck von Grosjean.

Die beiden schlitterten im Doppelpack auf die enge „La Source“-Kurve zu, Grosjean schoss über Sergio Pérez hinweg und krachte auf Fernando Alonso, dessen Kopf um Haaresbreite nicht von Grosjeans Wagen getroffen wurde.

Grosjean wurde als Schuldiger für den Unfall ausgemacht und von der FIA für das darauffolgende Rennen gesperrt.

Singapur 2017: Verhängnisvolles Ferrari-Sandwich

Das Rennen, das Sebastian Vettel mutmaßlich die Weltmeisterschaft kostete. Der dreimalige Champion hatte sich in Singapur die Pole erkämpft, mit seinem Teamkollege Kimi Räikkönen rahmte Vettel den zweitplatzierten Max Verstappen im Red Bull ein.

Doch das Ferrari-Sandwich wurde den Italienern selbst zum Verhängnis: Räikkönen erwischte einen Raketenstart und schoss an Verstappen vorbei, der seinerseits Vettel angriff. Der Heppenheimer hatte nur Augen für Verstappen und wollte ihn abdrängen, weshalb Räikkönen zwischen dem Niederländer und der Wand eingedrückt wurde

Das Führungstrio kollidierte spektakulär miteinander, alle drei schieden aus. Nutznießer war Lewis Hamilton, der das Rennen gewann und später auch den WM-Titel.

Deutschland 1994: Massencrash leitet Chaos-Rennen ein

Im Mittelpunkt sollte eigentlich Shootingstar Michael Schumacher stehen, der bei seinem Heim-Grand-Prix am Hockenheimring einen weiteren Schritt zu seinem ersten WM-Titel machen wollte.

Doch der Star im Benetton-Ford geriet in den Hintergrund, denn nur wenige Sekunden nach dem Startsignal ereignete sich erst eine Massenkarambolage auf der Start-Ziel-Geraden, dann geriet Mika Häkkinen vor der ersten Kurve ins Schleudern und krachte in die Reifenmauer.

Insgesamt neun Fahrer, darunter der zweite Deutsche Heinz-Harald Frentzen im Sauber, schieden nach dem Unfall auf. Fast das halbe Feld lag auf der Geraden verteilt, dennoch lief das Renngeschehen bis auf ein paar gelbe Flaggen einfach weiter.

Nur acht der 28 Fahrer sahen die Zielflagge: In der Boxengasse ging das Auto von Jos Verstappen (Vater von Weltmeister Max; Anm. d. Red.) beim Betanken in Flammen auf, der Schumi-Teamkollege blieb aber bis auf leichte Verbrennungen unverletzt.

Auch Schumacher selbst schied mit Motorschaden aus, am Saisonende feierte der deutsche Rennsport-Held dennoch den ersten von sieben WM-Titeln.

Japan 1990: Senna schießt Prost und sich selbst raus

In einem anderen spannenden WM-Zweikampf knallte es zwischen Ayrton Senna und Alain Prost 1990 in Suzuka - sprichwörtlich.

Prost lag wie in der WM-Gesamtrechnung auch nach dem Qualifying in Japan auf Rang zwei hinter Senna, zog jedoch am Start dank besserer Traktion auf seiner Fahrbahnseite an Senna vorbei.

Trotz über einer halben Wagenlänge Vorsprung drückte sich Senna gegen seinen französischen Ferrari-Rivalen innen in die erste Kurve. Es kam wie es kommen musste: Die beiden Kontrahenten kollidierten und schossen sich beide nach nicht einmal zehn Sekunden aus dem Rennen.

Österreich 1987: Doppelter Crash-Start

In Spielberg krachte es gleich zweimal an diesem Renn-Sonntag im August 1987. Nach einem mittelschweren Unfall beim ersten Versuch sorgte Nigel Mansell als Zweitplatzierter beim Re-Start mit Kupplungsproblemen für einen folgenschweren Auffahr-Unfall.

Die Start-Ziel-Gerade glich einem Schrottplatz. Erst nach zwei Stunden war die Strecke wieder freigeräumt und der Grand Prix wurde mit reichlich Ersatzteilen und -autos zu Ende gefahren. Sieger wurde ausgerechnet Crash-Verursacher Mansell.

Australien 2002: Ralf Schumacher fliegt über Rubens Barrichello

Ralf Schumacher erwischte zum Saisonauftakt in Melbourne einen Raketen-Start. Der jüngere Bruder von Michael wollte daraufhin an Rubens Barrichello vorbeiziehen, der verriegelte jedoch die Tür vor Kurve eins.

Schumacher konnte nicht mehr rechtzeitig bremsen und raste mit deutlich höherer Geschwindigkeit in den Brasilianer. Der Williams-Pilot schoss über Barrichello hinüber, flog quer über die Strecke und kam erst im Kiesbett wieder auf den Boden.

Neben Barrichello und Schumacher schieden sechs weitere Fahrer aus: Giancarlo Fisichella, Nick Heidfeld, Felipe Massa, Jenson Button, Olivier Panis und Allan McNish trugen irreparable Schäden an ihren Boliden davon.

Am Ende siegte Michael Schumacher, der von der Pole Position gar nicht gut gestartet war und deshalb dem Crash entging, dank einer Ein-Stopp-Strategie vor Juan Pablo Montoya.