Home>Motorsport>Formel 1>

Formel 1: Das pikante offene Geheimnis um Weltmeister Max Verstappen

Formel 1>

Formel 1: Das pikante offene Geheimnis um Weltmeister Max Verstappen

{}
{ "placement": "banner", "placementId": "banner" }
{ "placeholderType": "BANNER" }

Das offene Geheimnis um Verstappen

Während Red-Bull-Teamkollege Sergio Pérez siegt, fällt Weltmeister Max Verstappen am Formel-1-Wochenende mit einer kurzen Zündschnur auf. Lässt er den Frust über die interne Situation bei Red Bull an anderen „Opfern“ aus?
Max Verstappen und Sergio Pérez verbindet ein angespanntes Verhältnis
Max Verstappen und Sergio Pérez verbindet ein angespanntes Verhältnis
© Imago
Bjarne Lassen
Bjarne Lassen
Bianca Garloff
Bianca Garloff

Nein, Baku war wahrlich nicht das Wochenende des Max Verstappen.

{ "placeholderType": "MREC" }

Auch in zwei Qualifyings schafft es der Weltmeister nicht, seinen Pole-Fluch auf dem Stadtkurs zu brechen. Im Sprintrennen am Samstag gerät er mit George Russell aneinander, wird nur Dritter. Immerhin der Grand Prix am Sonntag verläuft zunächst planmäßig. Verstappen geht früh in Führung – dann aber spuckt ihm auch hier das Safety-Car in die Suppe: Am Ende reicht es so nur zu Platz zwei hinter Sergio Pérez.

Ausgerechnet der Teamkollege schlägt Verstappen und macht den WM-Kampf der überlegenen Red Bull damit wieder spannend! Nur noch sechs Punkte trennen die beiden Stallgefährten nach dem vierten Lauf einer Weltmeisterschaft, die ob der dominanten Pace des RB19 wohl ein teaminterner Zweikampf werden dürfte.

„Das Gute ist, um Platz drei (in der WM; d. Red.) kämpfen Alonso, Leclerc und die Mercedes-Piloten. Da gibt es ein ewiges Hin und Her, dadurch ist unser Vorsprung recht gut“, weiß auch Red Bulls Motorsportberater Dr. Helmut Marko, der seine Piloten entsprechend frei fahren lässt: „Es sind noch 19 Rennen, deshalb denken wir auch an keinerlei Teamorder“, bestätigt der Grazer.

{ "placeholderType": "MREC" }

F1: Interner Zweikampf kann zum Pulverfass werden

Doch wie lange kann das gutgehen? Spätestens seit dem Brasilien GP letztes Jahr scheinen die Bande zwischen Verstappen und Pérez zerschnitten. „Es ist offensichtlich, dass sich die Verstappen-Seite einen neuen Teamkollegen wünscht, diese Gerüchte höre ich überall“, verrät Sky-Experte Ralf Schumacher. Ein offenes Geheimnis im Fahrerlager: Verstappen hätte lieber wieder Kumpel Daniel Ricciardo an seiner Seite, Red Bull hat den Australier 2023 zurückgeholt und bereits als dritten Fahrer in Stellung gebracht.

Diese Konstellation hat allerdings noch einen anderen Effekt: „Pérez weiß, dass seine Zeit bei Red Bull ablaufen wird. Deshalb wird er jetzt egoistischer“, urteilt Schumacher. „Er kämpft um seine Chance, vorne mitzugeigen, Siege einzufahren und ein Wörtchen um den Titel mitzureden.“ Das Management der Fahrer wird unter diesen Umständen zum Drahtseilakt. Noch scheinen die Red-Bull-Verantwortlichen die Situation unter Kontrolle zu haben: Was aber, wenn es auf der Strecke mal kracht zwischen den Teamrivalen?

Auffällig ist in Baku jedenfalls, wie sehr Verstappen nach dem für ihn unglücklich gelaufenen Grand Prix am Sonntag gute Miene zum bösen Spiel macht und das hervorragende Teamresultat und -klima lobt. Dass der Druck jedoch auch am Niederländer nicht spurlos vorbeigeht und wie seine wahre Gemütslage aussieht, wenn er nicht so nett sein muss wie zum Teamkollegen, bekommt am Samstag George Russell zu spüren: Am Briten lässt Verstappen seinen ganzen Frust über den vermurksten Sprint aus, beschimpft ihn im Parc fermé sogar als „Dummkopf“.

{ "placeholderType": "MREC" }

Hill kritisiert: „Max ist ein schlechter Verlierer und ein Sturkopf“

Für die hitzköpfige Reaktion kassiert Verstappen allerdings selbst eine Schelte von einem anderen Weltmeister: „Max ist ein schlechter Verlierer und ein Sturkopf“, schüttelt Damon Hill den Kopf. Dem Formel 1 Champion von 1996 missfällt vor allem der Ton des Niederländers: „Es gab schon einige interessante Kommentare von Max dieses Wochenende. Aber dieses Mindset konnte man auch bei Leuten wie Michael Schumacher oder Ayrton Senna sehen: Es gibt Fahrer, die einfach nicht akzeptieren können, dass sie irgendeinen Anteil an etwas haben, das passiert ist.“

Bei Hill, 1994 Teamkollege von Senna und Rivale von Schumi, kommen dabei vor allem Erinnerungen an das kontroverse WM-Finale desselben Jahres in Adelaide hoch, das Schumacher damals mit einem Rempler gegen den Briten für sich entschied - und die Frage, ob diese Form von Rücksichtslosigkeit und übersteigertem Selbstverständnis vielleicht sogar zum Charakterzug eines großen Champions gehört.

„Ich weiß nicht, vielleicht bin ich deshalb auch kein großer Champion“, lacht Hill, „aber offenbar muss man diese Einstellung haben: ‚Ich bin im Recht, alle anderen liegen komplett falsch.‘ Ich persönlich stimme da jedoch nicht zu, weil man nicht immer alles richtig machen kann. Manchmal muss man auch danebenliegen.“ Geht es nach Hill, war Letzteres bei Verstappen in Baku gleich mehrmals der Fall: Macht der Ärger über den aufmüpfigen Teamkollegen und den fehlenden Nummer-1-Status, wie ihn Schumacher zum Beispiel bei Ferrari genoss, Verstappen unruhig?

Hill jedenfalls findet: „Max ist hier das ganze Wochenende lang von der Rolle gewesen. Im Sprint ist er unter seinen Möglichkeiten gefahren, hinzu kommt diese ständige Kritik am neuen Format. Außerdem spricht er immer wieder davon, nicht länger fahren zu wollen als bis 30. Ich finde das alles etwas merkwürdig. Wieso redet er jetzt darüber, wo er gerade auf der Jagd nach seinem dritten Titel am Stück ist?“

Kurios: Am Sonntag treffen Hill und Verstappen dann auch ganz direkt aufeinander. Der Brite führt die obligatorischen Siegerinterviews nach dem Rennen. Von Verstappens Rumpelstilzchen-Attitüde des Vortags ist dabei zwar nichts mehr zu merken, das Gespräch handeln beide aber trotzdem lieber kühl, kurz und professionell ab.

Red Bull stärkt Verstappen den Rücken

Immerhin: Eine letzte versteckte Rückendeckung aus seinem eigenen Team gibt es für Verstappen vor dem Abflug aus Aserbaidschan dann doch noch.

Angesprochen auf die WM-Chancen seiner Fahrer kommentiert Red-Bull-Berater Marko: „Beide Piloten sind top, haben jeweils ihre Stärken: Sergio auf Stadtkursen und Max auf konventionellen Strecken ...“

Heißt übersetzt: Bei Red Bull rechnet man intern damit, dass sich Verstappen wie schon in den Vorjahren über die Länge der Saison klar durchsetzt, sich das Stallduell dadurch ganz elegant von alleine löst. Denn konventionelle Strecken gibt es im 23 Rennen umfassenden F1-Kalender schließlich 15 Stück, Stadtkurse gerade einmal deren acht.