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Formel 1: Hollywood schlachtet Ferrari-Tragödie aus

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Formel 1: Hollywood schlachtet Ferrari-Tragödie aus

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Hollywood schlachtet Ferrari-Tragödie aus

Ein sehnlichst erwarteter Hollywood-Blockbuster über Ferrari wird von Amazon nur im Home-Streaming angeboten. Eine schwarze Stunde Ferraris wird nicht verschwiegen.
Die Sensation ist perfekt! Lewis Hamilton fährt aber der Saison 2025 für Ferrari. Dort wartet allerdings viel Arbeit auf ihn.
Bjarne Lassen
Bjarne Lassen

Mit großen Premieren, etwa bei den Filmfestspielen von Venedig, London und New York, wurde vergangenes Jahr das Hollywood-Epos „Ferrari“ vorgestellt. Wenig später lief das Enzo-Ferrari-Biopic Ende 2023 in den internationalen Kinos an – in Italien bereits Anfang Dezember, in den meisten anderen Ländern zu Weihnachten. Nur in Deutschland und Österreich ließ ein Kinostart vergeblich auf sich warten.

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Nun ist klar: Das wird auch so bleiben, denn im deutschsprachigen Raum schauen die Kinofans im wahrsten Sinne des Wortes in die Röhre! „Amazon hält die Rechte an ‚Ferrari‘ in Deutschland und Österreich“, teilte die für den Film zuständige PR-Agentur auf SPORT1-Nachfrage mit. Doch der Streaming-Riese entschied sich offenbar im Sinne besserer Quoten für sein On-Demand-Segment gegen einen Kinostart – und zeigt den Film nun ab 1. März auf Prime Video.

Schade ist das vor allem für die Zuschauer, denn Michael Manns Werk lebt von großflächigen Bildern und dem starken Sound dröhnender Motoren, die im Kinosaal definitiv besser aufgehoben sind als auf dem heimischen Flatscreen. SPORT1 hat den Film auf großer Leinwand sehen können – ein mehr als exklusives Erlebnis, wie sich nun leider herausstellt ...

Dass die Marke Ferrari es Miami-Vice-Schöpfer Mann angetan hat, ist indes keine Neuigkeit: Man denke nur an den schwarzen Ferrari Daytona und den weißen Testarossa von Crocket und Tubbs in der Kultserie der Achtzigerjahre. Über zwei Jahrzehnte feilte der Star-Regisseur eigenen Angaben zufolge an seiner Adaption des Buches „Enzo Ferrari - The Man, The Cars, The Races, The Machine“ von Autor Brock Yates, um das Ferrari-Biopic endlich zu realisieren. Gedreht wurde an vielen Originalschauplätzen in Modena und der Emilia-Romagna, also tatsächlich vor Ferraris Haustüre: Das gibt dem Hollywood-Projekt optisch einen authentischen Look.

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Ferrari-Film: Kritik an kultureller Aneignung

Auf weniger Gegenliebe stieß vor allem beim italienischen Publikum aber die Besetzung: Der bekannte italienische Charakterdarsteller Pierfrancesco Favino bemängelte beispielweise: „Es gibt ein Problem der kulturellen Aneignung. Die Rollen sollten nicht an ausländische Schauspieler vergeben werden, die von den eigentlichen Protagonisten der Geschichte weit entfernt sind“, erklärte Italiens aktuell größter Leinwandstar in der heimischen Presse und benennt damit definitiv einen Schwachpunkt des Films.

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Dass Hauptdarsteller Adam Driver so kurz nach „House of Gucci“ die nächste italienische Ikone verkörpert, mutet schon ein bisschen komisch an. Immerhin: Das außerordentliche schauspielerische Talent des Amerikaners trägt den Film aber trotzdem, zumal die ursprünglich vorgesehenen Alternativen für den Part mit Christian Bale und Hugh Jackman wohl eine deutlich schlechtere Wahl gewesen wären. Lässt man sich erstmal auf Driver als Enzo Ferrari ein, vermag er in der Rolle durchaus zu brillieren.

Von Cruz bis Dempsey: Besetzung zündet nicht

Ganz anders verhält sich das allerdings in den Nebenrollen, spätestens hier trifft Favinos Kritik ins Mark: Penélope Cruz hat mit der von ihr portraitierten Laura Ferrari, die als schießwütige Ehefrau dargestellt wird, recht wenig gemein: Eine Spanierin ist eben keine Italienerin. Die Amerikanerin Shailene Woodley wirkt als Enzos Geliebte Lina Lardi sogar noch deplatzierter.

Auch Hollywood-Schönling Patrick Dempsey kommt als blonder Rennfahrer Piero Taruffi eher kurios daher – zumal der Grey‘s-Anatomy-Star und passionierte Hobbyrennfahrer seit Jahren eigentlich eng mit der Marke Porsche verbandelt ist und mit den Zuffenhausenern 2015 sogar einen zweiten Platz in seiner GT-Klasse bei den 24 Stunden von Le Mans holte. Für ein Schmunzeln sorgt zumindest bei Motorsport-Freunden ein Cameo-Auftritt von Ex-Formel-1-Fahrer Marc Gene, der als Fabrikmitarbeiter vor Enzos Augen einen gelben Ferrari auf den Werkshof fährt.

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Tragödie wird thematisiert

Ohnehin: Richtig gut wird der Film immer dann, wenn Autos fahren – hier macht Michael Mann seinem Ruf alle Ehre: Die Fahraufnahmen, speziell rund um die Mille Miglia 1957 und den legendären Kampf gegen Maserati, sind teilweise sensationell.

Bis die Bombe einschlägt, beziehungsweise der Ferrari von Alfonso de Portago in eine Menschenmenge am Straßenrand: Der Unfall in dem Örtchen Guidizzolo, bei dem elf Menschen starben, darunter fünf Kinder, gilt bis heute als eine der schwärzesten Stunden des Motorsports. In dieser Szene wird „Ferrari“ kurzerhand zum Kriegsfilm, ein Schlachtfeld aus herumliegenden Körperteilen soll das ganze Ausmaß des Leids zeigen und den Zuschauern so wohl auf brutale Art und Weise die Tragödien vor Augen führen, die auch Teil von Ferraris Historie sind.

Familiendrama und Finanzkrise bei Ferrari

Weder mit der ausgeschlachteten Katastrophenszene noch mit den anderen Unfällen, die teilweise grotesk wirken, wenn Menschen wie Puppen in Slow-Motion durch die Luft fliegen, tut sich der Film wirklich einen Gefallen. Ansonsten kommen Autofans mit herrlich donnernden Motorgeräuschen, wunderschönen Fahrzeugen und tollen Rennsequenzen aber schon auf ihre Kosten, wenngleich es davon gerne noch ein bisschen mehr hätte sein dürfen.

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Im Zentrum des Films stehen allerdings die Familiengeschichte und der Privatmann Enzo Ferrari: Kurz nach dem Tod seines geliebten Sohnes Dino kommt es zum Disput mit seiner trauernden Frau Laura, die dann zu allem Überfluss auch noch herausfindet, dass ihr Gatte eine zweite Familie und einen unehelichen Sohn vor ihr versteckt hält. Darüber hinaus versucht der Film auch die wirtschaftliche Komponente und Ferraris finanzielle Schieflage zum damaligen Zeitpunkt zu beleuchten, kratzt in diesen Bereichen aber oft nur an der Oberfläche.

Im Großen und Ganzen ist „Ferrari“ trotzdem gute Unterhaltung, zumindest wenn man über gewisse historische Ungenauigkeiten hinwegsieht: Diese sind auch durch die Tatsache unausweichlich, dass der abgebildete Zeitraum im Jahr 1957 ein äußerst kurzer ist, um den ganzen Mythos der Marke und das Leben Enzo Ferraris zu erzählen. Realität und Fiktion gehen dadurch schon mal öfter ineinander über - typisch Hollywood eben ...