McLaren-Pilot Oscar Piastri hat sein Mojo verloren. Sein einst recht komfortabler Vorsprung in der Fahrer-WM ist verschwunden. Teamkollege Lando Norris hat die Führung in der Tabelle übernommen, während Piastri mit sich und seinem Papaya-Renner hadert.
Die einfachsten Antworten fallen ihm nicht mehr ein
Was ist nur mit Piastri los?
Seit dem GP von Italien läuft’s nicht mehr rund für den Australier. Zuletzt in Mexiko holte er sich nur Platz fünf und dazu auch noch eine verbale Ohrfeige von Teamchef Andrea Stella ab.
Was aber steckt wirklich hinter der plötzlichen Schwäche des ehemaligen WM-Leaders? Das Piastri-Rätsel.
Piastri möchte „ein paar Dinge“ ändern
Der Media-Pen nach dem Rennen. Eigentlich sind die Interviews hier Business as usual. Doch Piastri wirkt, als beiße er sich auf die Zunge.
„Das Wichtigste war, zu lernen, was ich lernen wollte“, sagt er. Schon am Samstag habe sich gezeigt, „dass ich ein paar Dinge ändern muss, was meinen Fahrstil angeht“.
Piastri wirkt wie ein verunsicherter Schüler in der Prüfung, dem die einfachsten Antworten nicht mehr einfallen: „Ich musste einfach sehr anders fahren“, räumt er ein, nur um sich dann selbst zu korrigieren: „Oder ich bin nicht so anders gefahren, wie ich es hätte sollen. Das war schwierig für mich, in den Kopf zu kriegen. Ich bin die ganze Zeit so gefahren, wie das ganze Jahr. Aber die letzten paar Wochenenden haben die Reifen einen anderen Fahrstil benötigt.“
McLaren-Teamchef: Kein fehlendes Selbstvertrauen
Alles wie immer und doch ganz anders? Bleibt die Frage: Warum?
Piastri rudert weiter verbal ums Thema herum: „Es ist schwierig, das zu sagen. Das Auto wurde seit einiger Zeit nicht verändert, es hat nichts mit dem Auto zu tun. Aber wenn man sieht, wie unterschiedlich die Pace in den letzten Rennen war, dann hat Lando es wohl einfacher geschafft, mit dem Stil zurechtzukommen. Ich muss versuchen, das wieder unter Kontrolle zu bekommen.“
Fest steht: Während Norris scheinbar mühelos mit der Reifencharakteristik - oder was auch immer - zurechtkommt, kämpft Piastri um jede Zehntelsekunde, jeden Drift, jeden Scheitelpunkt. Mit fehlendem Selbstvertrauen des Mannes im Cockpit habe das allerdings nichts zu tun, sagt McLaren-Teamchef Andrea Stella.
„Mehr als das Selbstvertrauen sind es die Bedingungen, die wir hier in Mexiko haben“, erklärt er. „Oscar muss seinen Fahrstil etwas anpassen. Wir haben ein paar neue Werkzeuge zu seinem Werkzeugkasten hinzugefügt. Er lernt sehr schnell, in solchen Bedingungen zu fahren.“
Abwärtsspirale macht was mit Piastri
Das Problem: Die Abwärtsspirale der letzten Rennen macht was mit Piastri. Oder besser: Hat es bereits getan. Immer wieder geistern Gerüchte über eine mögliche Benachteiligung des Australiers durchs Fahrerlager.
Manager Mark Webber hing in Mexiko fast pausenlos am Telefon. Sein Trauma, bei Red Bull als Nummer zwei von Sebastian Vettel abgestempelt zu werden, macht er gefühlt gerade noch einmal durch.
Und ganz sicher stellt auch er sich die Frage aller Fragen: Bekommt mein Fahrer das gleiche Material wie McLaren-Liebling Lando Norris?
Für Webber und Piastri wird es in den verbleibenden vier Rennen darauf ankommen, diese Gespenster zu vertreiben und zu alter Form zurückzufinden, damit beide am Ende des Jahres von sich behaupten können: „Nicht schlecht für eine Nummer zwei.“