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"Es ist ein Albtraum!" Hamilton wird deutlich

„Ich lebe mit einem Albtraum“

Lewis Hamilton erlebt in Brasilien ein weiteres rabenschwarzes Wochenende. Der Ferrari-Pilot selbst spricht von einem Albtraum. In Italien gibt es sogar erste Gerüchte über die Suche nach einem Nachfolger.
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Lewis Hamilton erlebt in Brasilien ein weiteres rabenschwarzes Wochenende. Der Ferrari-Pilot selbst spricht von einem Albtraum. In Italien gibt es sogar erste Gerüchte über die Suche nach einem Nachfolger.

Auch die Rückkehr an jenen Ort, an dem Lewis Hamilton vor 17 Jahren mit dem ersten WM-Titel seinen damals größten Triumph feierte, half nicht. Für den Ferrari-Piloten verlief auch das Wochenende rund um den Großen Preis von Brasilien desaströs.

„Es ist ein Albtraum. Ich lebe schon seit einer Weile damit“, sagte der siebenmalige Weltmeister bei Sky. Der Wechsel zu Ferrari und das Fahren „für dieses großartige Team“ sei für ihn ein Traum gewesen - doch dieser Traum wich inzwischen „dem Albtraum der Ergebnisse, die wir erzielt haben“.

Kurz-Interview nach Brasilien-Debakel

In Redelaune fühlte sich Hamilton dabei nicht, das komplette Interview dauerte gerade einmal 35 Sekunden. Zu schmerzhaft war wohl noch die Erinnerung an das, was sich an diesem Wochenende in Interlagos wieder abgespielt hatte.

Dabei war, nachdem sich der 40-Jährige vom enttäuschenden Rang elf im Sprint-Qualifying im folgenden Kurzrennen auf Rang sieben gesteigert hatte, Hoffnung auf Besserung gekeimt. Doch diese hielt nur wenige Stunden, denn ein ernüchterndes Aus in Q2 folgte kurz darauf im Qualifying.

Sein 13. Platz war besonders enttäuschend, da Teamkollege Charles Leclerc seinen Boliden auf Rang drei stellte. Damit baute Leclerc seinen Vorsprung im Qualifying-Duell mit Hamilton auf 16:5 aus.

Ein bitterer Zwischenstand für den einzigen Fahrer der F1-Historie, der in seiner Karriere über 100 Pole Positions einfuhr.

Hamilton stellt Ferrari-Negativrekord auf

Dass bei Ferrari noch keine weitere Pole hinzukam, kann nur bedingt Hamilton angelastet werden. Auch Leclerc schaffte in dieser Saison einzig in Ungarn den ersten Platz im Qualifying, zu schnell sind die McLaren, zu außergewöhnlich Max Verstappen auf einer Runde.

Doch Hamilton hat mit 21 Rennen ohne Podestplatz (Sprintrennen zählen nicht dazu) auch einen Negativrekord aufgestellt. Denn so lange hat noch kein Pilot für sein erstes Podest mit der Scuderia gebraucht. Und berücksichtigt man, dass Leclerc allein in dieser Saison fünf Podestplätze einfuhr, wäre auch für den Briten mehr möglich gewesen.

Was vor Jahren noch fast undenkbar war, leistet sich Hamilton in dieser Saison immer wieder Patzer und Aussetzer, die ihn bessere Rennen kosten. So auch wieder in Brasilien.

Pech hatte er dabei noch unmittelbar nach dem Start, als es zu einer Berührung mit dem Williams von Carlos Sainz gekommen war, wodurch Hamilton nicht nur Plätze, sondern sein Ferrari auch den Frontflügel verlor. „Ich weiß nicht wirklich, was in Kurve 1 passiert ist, aber offensichtlich ist es nicht gut, getroffen zu werden. Und danach war das Auto einfach kaputt“, erklärte Hamilton später.

Formel 1: Hamilton sauer auf Rennleitung

Das war es aber noch nicht mit der turbulenten Anfangsrunde für Hamilton, denn auf der Zielgeraden fuhr er beim Überholversuch für seine Verhältnisse ungewöhnlich plump dem Alpine-Piloten Franco Colapinto ins Heck.

Die Rennleitung brummte ihm dafür eine Fünf-Sekunden-Strafe auf, was Hamilton so gar nicht nachvollziehen konnte. „Diese Typen (die Stewards, Anm. d. Red.) sind ein Witz. Ein kompletter Witz. Das Auto hat sich in mich reinbewegt, ich habe nur den Flügel berührt", schimpfte Hamilton am Funk. Auch nach dem Rennen schwor er, dass Colapintos Auto sich gleichzeitig mit seinem bewegt hätte.

Für Sky-Experte Ralf Schumacher war die Schuldfrage dennoch klar: „Fehler von Hamilton, er hat den Abstand nicht richtig eingeschätzt. Im Moment passieren ihm lauter solche Fehler, mit denen er sein ganzes Wochenende kaputtmacht.“

Sein hartes Urteil zu dem Rennen, welches Hamilton nach 37 Runden aufgeben musste: „Ein weiteres rabenschwarzes Wochenende für ihn, an dem er einfach zu viele Fehler macht.“

Gerüchte in Italien über möglichen Nachfolger

Allzu viele darf sich Hamilton wohl nicht mehr leisten, denn es mehren sich die Gerüchte aus Italien, dass er inzwischen auch um seine Zukunft fährt. Als möglicher Nachfolger wird aktuell vor allem Ex-Ferrari-Schützling Oliver Bearman gehandelt. Der Haas-Rookie hatte in Mexiko mit Platz vier geglänzt.

Zwar wird die Scuderia einer Legende wie Hamilton kaum vorzeitig das Cockpit wegnehmen oder ihn aus dem Vertrag herauskaufen - doch die Italiener sollen bereits an die Zeit nach dessen Vertragsende denken.

Nur wann ist das? Viele gingen bisher von 2026 aus. Hamiltons jüngste Aussagen deuten aber darauf hin, dass dies nicht korrekt ist.

„Ich habe einen ziemlich langen Vertrag“, sagte Hamilton vor dem Brasilien-Wochenende, ehe er weiter ausführte: „Normalerweise, wenn man einen Vertrag macht, beginnt man erst im Jahr davor über eine Verlängerung zu reden. Davon bin ich im Moment noch ziemlich weit entfernt.“

Hamilton hofft auf große Wende

Weit entfernt ist Hamilton im Moment allerdings auch von seinem achten WM-Titel, mit dem er alleiniger Formel-1-Rekordweltmeister wäre und Michael Schumacher hinter sich lassen würde. Die großen Änderungen im Reglement ab der Saison 2026 könnten vieles auf den Kopf stellen.

„Ich weiß, dass im Hintergrund alle so hart arbeiten, wie es nur geht, um sicherzustellen, dass wir nächstes Jahr mit dem richtigen Fuß starten. Ich habe keine Ahnung, wo wir stehen werden, aber ich hoffe auf das Beste“, blickt auch Hamilton hoffnungsvoll voraus.

Bis dahin übt er sich in Durchhalteparolen: „Morgen werde ich wieder aufstehen. Ich trainiere weiter und arbeite weiter mit dem Team.“ Und wer weiß, womöglich wird der Einsatz in dieser Saison sogar noch mit dem Ende der Podest-Durststrecke belohnt.