Gelingt Max Verstappen in der Formel 1 tatsächlich noch der große WM-Coup? Der Niederländer hat beim letzten Saisonrennen in Abu Dhabi tatsächlich noch Chancen, seinen fünften Weltmeistertitel in Folge zu gewinnen.
Formel 1: Bleibt Verstappen nur noch die Hamilton-Taktik?
Rettet Verstappen nur noch eine Taktik?
Für das Rennen am Sonntag (ab 14 Uhr im LIVETICKER) holte sich Verstappen mit der Pole zumindest die bestmögliche Ausgangsposition. Gelingt ein guter Start, kann er das Rennen von vorne fahren und so einen ersten Schritt zum sehr wahrscheinlich notwendigen Sieg machen.
Aber: Ein Sieg alleine reicht dem Niederländer nicht zum WM-Titel. Sein ärgster Rivale und aktueller WM-Führender Lando Norris darf selbst bei einem Erfolg Verstappens maximal Vierter werden.
Die besten Karten hat also weiter McLaren-Pilot Norris, der zwölf Punkte Vorsprung auf Verstappen hat. Piastri liegt mit 16 Punkten Rückstand ebenfalls noch in Lauerstellung.
Russell sicher: Verstappen wird Feld einbremsen
Damit scheint es so, als wenn der Niederländer eine Titelverteidigung nicht mehr in der eigenen Hand hat. Aber ist das auch wirklich so? Mit einer ganz speziellen Taktik könnte er nämlich doch aktiv mit dafür sorgen, dass es für seinen Rivalen zumindest deutlich schwerer wird.
Denn behauptet Verstappen die Führung nach dem Start, könnte er bewusst ein wenig langsamer fahren, um die McLaren nicht mit ihm davonfahren zu lassen. Dadurch würde er anderen Autos die Chance geben, Norris und Piastri anzugreifen.
Von solch einem Vorgehen geht auch Mercedes-Pilot George Russell aus, der zum Nutznießer werden könnte.
„Unter normalen Umständen haben wir nicht das Tempo. Aber wenn die erste Runde in derselben Reihenfolge endet, in der wir gestartet sind, kann ich mir natürlich nicht vorstellen, dass Max einfach davonfährt“, sagte Russell bei Sky. Er glaube, dass sich dadurch „eine Chance ergeben“ könne.
Der WM-Kampf sei ihm dabei erstmal egal. Er werde natürlich „nichts Unüberlegtes versuchen“, verspricht er, „aber ich werde keine Chancen ungenutzt lassen“.
Einmischung in WM-Kampf? „Ich werde mein eigenes Ding machen“
Wird also ausgerechnet sein Landsmann Russell zum Partycrasher von Lando Norris? Jener Russell, dem sonst nicht das beste Verhältnis mit Verstappen nachgesagt wird.
Geht es nach Mercedes-Teamchef Toto Wolff, könnte das Podium für seinen Schützling durchaus möglich sein - zumal schon im Qualifying deutlich mehr möglich gewesen wäre.
„Ich glaube, auf eine Runde hätte er schon P2 fahren können“, sagte Wolff: „Aber am Ende hat er es dann nicht hingekriegt.“ Hätte sich der Mercedes-Pilot vor die beiden McLaren geschoben, wäre die Ausgangslage für das Rennen noch spannender gewesen.
Doch auch so glaubt Russell weiter an seine Podest-Chance: „Ich möchte auf dem Podium landen, die Saison erfolgreich abschließen, und ich werde nicht besser oder schlechter schlafen, egal, wer morgen die Meisterschaft gewinnt. Ich werde mein eigenes Ding machen.“
Eine andere Hilfe für Verstappen lauert auf Rang 5, Charles Leclerc. Der Ferrari-Pilot ist anders als Russell ein Freund des Niederländers und würde dem aktuellen Weltmeister sicher nur zu gerne helfen, wenn ihm das ebenfalls einen Platzgewinn einbringt.
Formel 1: Macht Verstappen es wie Hamilton?
Russell ist übrigens nicht der einzige, der glaubt, dass Verstappen versuchen wird, die Konkurrenz extra auszubremsen. „Die beste Chance für Max ist wahrscheinlich, das ganze Feld aufzuhalten“, sagte Nico Rosberg und ergänzte grinsend: „Wie 2016. Ich kenne das sehr gut.“
Damals hatte Lewis Hamilton mit einer ähnlichen Taktik versucht, Rosberg noch den WM-Titel zu entreißen. Als Führender (Rosberg lag auf Rang zwei) fuhr der Brite extra langsam, in der Hoffnung, dass sein Teamkollege noch von der Konkurrenz wie Sebastian Vettel im Ferrari überholt werden würde.
Die Ausgangsposition war damals vergleichbar. Der Deutsche hätte noch auf den vierten Platz rutschen müssen, damit Hamilton noch Weltmeister wird. Damals kamen tatsächlich einige Fahrer nah an Rosberg dran. Doch der blieb cool, fuhr auf Rang zwei über die Ziellinie und wurde Weltmeister.
Große Chancen rechnet er Verstappen aber auch mit dieser Taktik nicht aus. „Die Strecke ist anders. Seit meiner Zeit wurden zwei Kurven verändert“, erklärte Rosberg: „Es ist jetzt viel schwieriger, die Leute aufzuhalten, weil man kann einfacher überholen.“
Verstappen müsse „eine Meisterleistung bringen“, um die Taktik umzusetzen.
Hilft Piastri seinem Teamkollegen oder doch Verstappen?
Geht es nach Rosbergs Experten-Kollegen Ralf Schumacher, müsse dagegen speziell Teamkollege Oscar Piastri trotz der eigenen WM-Chance (16 Punkte Rückstand) Norris helfen.
„Piastri muss jetzt für Norris fahren, der Käse ist jetzt gegessen“, sagte er nach dem Qualifying: „Stell dir mal vor, die fighten und kollidieren. Der muss auf jeden Fall Lando covern und muss gucken, dass da auch nichts bei den Boxenstopps passiert.“
Bisher hatte McLaren seine Fahrer einfach fahren lassen und auch gefährliche Duelle der beiden zugelassen. Am Sonntag wird Piastri Norris aber wohl kaum angreifen dürfen.
Schumacher geht sogar noch einen Schritt weiter: „Wenn sie Max Verstappen nicht überholen können, ist auch klar, muss er (Piastri) dann die Lücke generieren, dass da gar nichts passiert.“ Der Australier müsse „zur Not die anderen noch bremsen“.
Norris will sich nicht mit Verstappen-Spielchen beschäftigen
Mit möglichen taktischen Spielchen der Konkurrenz will sich der WM-Führende Norris erstmal nicht beschäftigen. „Es hat keinen Sinn, zu viel darüber nachzudenken“, sagte er bei Sky.
„Ich werde mich mit meinen Jungs und Mädels zusammensetzen und überlegen, wie wir uns am besten auf morgen vorbereiten und für alle Eventualitäten wappnen können“, erklärte Norris.
Zunächst sei sein Ziel eh, einfach das Rennen zu gewinnen, auch wenn er wisse: „Es wird kein einfaches Rennen werden, wahrscheinlich das komplizierteste, das ich je gefahren bin“.
Trotzdem versuche er, so cool wie möglich zu bleiben. „Ich muss kein Risiko eingehen und hoffe, dass ich das zu meinem Vorteil nutzen kann“, kündigt er an.
Sein Kontrahent Verstappen wird alles dafür geben, dass das Rennen für Lando Norris möglichst unentspannt wird.