Der alte Mann kann es noch - und wie!
Das Olympia-Wunder des alten Hundes
Während bei den DSV-Adlern nach dem Olympia-Wettbewerb der Skispringer von der Normalschanze die Köpfe tief hingen, war die Miene im österreichischen Lager eine ganz andere. (News: Alle aktuellen Infos zu Olympia 2022)
Völlig überraschend hatte Manuel Fettner am Sonntag die Silbermedaille gewonnen.
Dank der Bestweite im zweiten Durchgang sprang der 36-Jährige von Rang fünf auf den zweiten Platz vor und bescherte Österreich die erste Olympia-Medaille von der kleinen Schanze seit Gregor Schlierenzauer 2010 (Bronze).
„Unglaublich geil“: Fettners Comeback
Fettners Coup grenzt dabei an ein Wunder.
Der laut ORF zweitälteste Medaillengewinner bei olympischen Skisprungwettbewerben nach Noriaki Kasai stand in seiner über 20-jährigen Karriere im Weltcup erst drei Mal auf dem Podest. (Daten: Der Zeitplan zu Olympia 2022)
Der Team-Weltmeister von 2013 hatte die Saison 2019/2020 frühzeitig ohne Weltcuppunkt beendet, war zwischenzeitlich aus dem ÖSV-Kader geflogen und kämpfte sich über den Continental Cup zurück in die Weltspitze. Was für ein Comeback!
„Ich bin ehrlich gesagt ziemlich sprachlos und weiß nicht, wie ich ein Interview geben soll. Unglaublich geil. Jetzt ist es eine komplette Achterbahnfahrt“, sagte Fettner im ORF: „Das bedeutet mir sehr viel, ich bin einfach nur überglücklich und möchte es genießen“,
ÖSV-Teamkollegen feiern Fettner
Der 36-Jährige, der sein Olympia-Ticket erst spät gelöst hatte, ergänzte: „Es war ein sehr cooler Weg, auch mit diesen Downs. Wenn es mir nicht so viel Spaß gemacht hätte, hätte ich schon längst den Hut drauf gehaut.“
Es gehe eben „nicht immer nur um Podestplätze oder Medaillen, sondern in erster Linie hat mir der Sport getaugt und ich habe auch gemerkt, dass ich noch leistungsfähig bin.“
Österreichs nominell bester Skispringer Stefan Kraft, der Zehnter wurde, zeigte sich von „Fetti“, wie der Routinier bezeichnet wird, begeistert. (Daten: Alle Ergebnisse zu Olympia 2022)
„Alter Hund von einem anderen Stern“
„Unglaublich, ich freue mich für ihn fast mehr, als wenn ich selber eine Medaille gewonnen hätte“, sagte Kraft. „Ich habe eine Riesenfreude, der alte Hund ist unglaublich.“
Fettners zweiter Sprung sei „von einem anderen Stern“ gewesen: „Wenn du eine Medaille holen willst, muss einfach alles passen. Das tut auf jeden Fall den ganzen österreichischen Skispringern gut.“
Auch Daniel Huber, Sieger des vierten Springens Vierschanzentournee in Bischofshofen und am Sonntag 13., lobte „den alten Mann. Vor den Spielen hat ihn keiner so richtig auf der Rechnung gehabt, aber seit er da ist, springt er wie von einem anderen Stern.“
Bier aus der Heimat für Fettner?
Fettner habe „so einen langen Weg hinter sich, ich freue mich unendlich für ihn. Solange einer von uns auf dem Stockerl steht, passt alles.“ (Service: Der Medaillenspiegel)
Ein Ex-Kollege Fettners gerät nun unter Druck. Martin Koch, lange selbst im Weltcup aktiv und inzwischen als ORF-Experte beschäftigt, hatte angekündigt: „Wenn er eine Medaille holt, fliege ich nach China und gratuliere persönlich.“
Fettner reagierte im ORF darauf: „Martin, bring mir ein Bier mit. Trinken wir eins.“