Eine Saison mit vielen Höhen und nur wenigen Tiefen - doch für Rad-Star Remco Evenepoel war es schlicht zu wenig.
"Manchmal nicht zu ertragen": Rad-Star überraschend ehrlich
Ehrliche Worte! Rad-Star gibt Einblick
Der Belgier, der in der Weltrangliste der UCI auf Platz vier rangiert, blickt sehr selbstkritisch auf die vergangene Saison zurück.
Er betrachte die Saison „nicht als komplett gelungen“, sagte der 23-Jährige im Interview mit der belgischen Tageszeitung Het Laatste Nieuws.
Evenepoel: „Mir fehlt ein Podiumsplatz bei einer Grand Tour“
Seine Begründung: „Mir fehlt ein Podiumsplatz bei einer Grand Tour. Deswegen gebe ich meiner Saison keine 10 von 10 Punkten. Ich würde sie eher mit 8,5 oder 9 Punkten beurteilen“, resümierte der Star des Teams Soudal Quick-Step, um den es in den vergangenen Wochen viele Spekulationen gab.
Im Jahr zuvor hatte er noch die Vuelta gewonnen, dazu das renommierte Eintagesrennen Lüttich-Bastogne-Lüttich und die Straßen-Weltmeisterschaft. In diesem Jahr siegte er zwar unter anderem auch bei Lüttich-Bastogne-Lüttich, wurde Weltmeister im Einzelzeitfahren und gewann drei Etappen der Vuelta, doch in den entscheidenden Momenten war für den Belgier der Wurm drin.
Beim Giro d‘Italia musste Evenepoel wegen einer Corona-Infektion aufgeben. Besonders bitter: Zu diesem Zeitpunkt trug er als Gesamtführender das Rosa Trikot. Auch bei der Vuelta lief es zunächst gut - doch an der berüchtigten Bergankunft am Tourmalet brach er völlig ein - und verlor rund eine halbe Stunde auf die drei Dominatoren der Rundfahrt aus dem Jumbo-Team, Sepp Kuss, Jonas Vingegaard und Primoz Roglic, die am Ende die Plätze eins bis drei besetzten.
„Es gibt auch noch ein Leben neben den Rennen“
„Es hätte ohne die Corona-Infektion beim Giro oder mit einer etwas besseren Vuelta-Vorbereitung noch besser laufen können“, glaubt Evenepoel rückblickend. Doch er gesteht auch: „Wir werden es nie genau wissen. Aber ich denke schon.“ Er habe Werte getreten, die er während seines Vuelta-Sieges 2022 nie erreicht hatte.
Für die kommende Saison zieht der 23-Jährige seine ganz eigenen Lehren: Zum einen brauche er eine gute Vorbereitung. „Ich brauche nicht viele Wettkämpfe, sondern kann mich auch mit gezieltem Training in Rennform bringen. Die einzige Bedingung ist, dass alles zu 100 Prozent passen muss, nicht nur zu 95 Prozent“, sagt er.
Zudem gab er offen zu, dass der Radsport nicht alles bestimmen dürfe: „Es gibt auch noch ein Leben neben den Rennen - mit meiner Frau, der Familie und Freunden. Ich war 2023 nicht genug daheim.“ In einer solchen Saison werde einem klar, „dass man diese hektische Taktung nicht für die nächsten drei Jahre durchhalten kann“.
Zudem hatte ihm in diesem Jahr die Diskussion um eine mögliche Fusion seines Teams mit dem Jumbo-Rennstall zugesetzt: „Das hat für viel Druck gesorgt, manchmal war es nicht zu ertragen.“
2024 will Evenepoel dann zum ersten Mal bei der Tour de France an den Start gehen. Dafür wird er nicht beim Giro d‘Italia mitfahren. Der Wegfall der Italien-Rundfahrt ermöglicht ihm eine längere Vorbereitung auf das größte aller Radrennen. Ein Platz auf dem Podium dürfte er auch in Paris anpeilen.