Simon Geschke ist seinem Traum, das Bergtrikot nach Paris zu bringen, einen Schritt nähergekommen, erlebt aber eine Achterbahn der Gefühle.
Geschke meldet sich zu Wort
Der 36-Jährige sammelte auf der 17.Etappe von Saint-Gaudens nach Peyragudes erneut sechs wichtige Zähler im Kampf um das gepunktete Trikot und liegt nun 12 Zähler vor Jonas Vingegaard, der nach 129,7 harten Kilometern auf der zweiten Pyrenäenetappe auf Rang zwei kletterte. (BERICHT: So schreibt Geschke Tour-Geschichte)
Damit kommt es zu einer für Geschke schwierigen Situation. Für den Dänen - und Tadej Pogacar, der in der Bergwertung mit 46 Punkten auf Rang drei liegt - spielt die Bergwertung eine untergeordnete Rolle. Er könnte aber im Duell mit dem Slowenen gezwungen sein, Bergpunkte zu sammeln und so „aus Versehen“ an Geschke noch vorbeiziehen. (SERVICE: Gesamtwertung der Tour de France)
Für Geschke könnte damit der Col d‘Aubisque zum Schicksalsberg im Kampf um das Bergtrikot werden. Der 1.709m hohe Berg ist die erste Wertung der 18. Etappe von Lourdes nach Hautacam und belohnt den ersten Fahrer als HC. Kategorie mit 20 Punkten.
Sollte sich der Freiburger diese Wertung schnappen, wäre er schon fast mit dem gepunkteten Trikot in Paris angekommen. (BERICHT: So schreibt Geschke Tour-Geschichte)
Zur 17. Etappe meldete sich Geschke am Abend noch via Instagram zu Wort und bedankte sich bei dem Team, das ihn im Kampf um das gepunktete Trikot unterstützt hat. Mit seiner eigenen Leistung haderte er. „Ich hatte gehofft, mehr Punkte zu bekommen“, zog er Bilanz, richtete seinen Blick aber direkt auf die dritte und letzte Pyrenäenetappe: „Das wird sich wohl alles morgen entscheiden.“
Pogacar attackiert Vingegaard
Im Kampf um das Gelbe Trikot lieferte sich der Fahrer von Jumbo-Visma auf der 17. Etappe den erwarteten Fight mit Pogacar.
Vor allem in der Endphase wurde es ein Duell der beiden Ausnahmefahrer - mit Vorteilen für Pogacar (UAE Team Emirates). Mit seinem Helfer, dem US-Amerikaner Brandon Mcnulty, attackierte der Slowene seinen Kontrahenten, der aber am Hinterrad Pogacars klebte und ihm keinen Raum gab. (SERVICE: Bergwertung der Tour de France)
Rund 300m vor dem Ziel attackierte Pogacar nochmal. Die beiden lieferten sich einen Sprint um den Etappensieg, den der Slowene für sich entscheiden konnte. Dank der Zeitgutschrift konnte der Pogacar vier Sekunden wettmachen und liegt nun 2:18 Minuten hinter dem Gelben Trikot.
Nach dem Sieg betonte Pogacar bei Eurosport, wie wichtig der Sieg war. „Ich wusste, dass ich gewinnen muss. Es gab keine andere Option. Ich bin einfach nur glücklich“, erklärte er und fügte kampflustig hinzu: „Ich bin immer optimistisch. Morgen ist ein neuer Tag und wir werden es wieder probieren.“
Dabei sprach er seinem durch Corona, Verletzung und Zeitlimit stark dezimierten Team eine großes Kompliment aus. „Wir waren nur noch zu viert. Aber wie wir das gemacht haben, es war unglaublich. Wir konnte nicht mehr machen.“
Für Pogacar war es nach dem Triumph am Grand Colombier (2020), den Siegen am Col du Portet und Luz Ardiden im vergangenen Jahr und seinem Erfolg an der Super Planche des Belles Filles in diesem Jahr am Mittwoch der fünfte Tageserfolg bei einer Tour-Bergankunft und der neunte Etappensieg bei der Großen Schleife insgesamt. Beim dritten und letzten Pyrenäen-Showdown am Donnerstag nach Hautacam muss sich Pogacar aber mehr einfallen lassen, um dem insgesamt sehr stark und souverän wirkenden Vingegaard noch ernsthaft gefährlich zu werden.
Geschke mit technischem Defekt
Geschke hatte mit dem Ausgang der Etappe nichts mehr zu tun. Bei Kilometer 86 stoppte den Freiburger ein technischer Defekt, weswegen er aus der Spitzengruppe ausscheiden musste und in der Folge nicht mehr um weitere Punkte kämpfen konnte. Durch das Duell zwischen Vingegaard und Pogacar um die Gesamtführung konnten aber auch keine direkten Konkurrenten Geschkes mehr punkten. (NEWS: Alles zur Tour de France 2022)
Ebenfalls stark im Kampf um das Bergtrikot zeigte sich der Italiener Giulio Ciccone. Der Fahrer von Trek-Segafredo liegt mit 41 Punkten auf Rang vier.
Stark zeigte sich am Mittwoch auch Thibaut Pinot (Groupama-FDJ). Der Franzose gewann zwei Bergwertungen und holte sich insgesamt 15 Punkte. Lohn ist Rang acht in der Bergwertung (31 Punkte).
Eine Entscheidung ist an diesem Tag jedoch bereits gefallen. Wout van Aert ist das Grüne Trikot - sollte der Belgier in Paris ankommen - selbst rechnerisch nicht mehr zu nehmen. (NEWS: Erste Tour-Entscheidung gefallen!)
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mit Sport Informationsdienst SID