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Tour-de-France-Epos wird zum Psychokrieg: "Sie müssen die Blutung jetzt stoppen"

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Tour-de-France-Epos wird zum Psychokrieg: "Sie müssen die Blutung jetzt stoppen"

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Tour-Epos: „Müssen Blutung stoppen“

Nachdem Tadej Pogacar Titelverteidiger Jonas Vingegaard erneut Sekunden abgenommen hat, sonnt er sich in der Rolle des Jägers. Vingegaard bleibt cool und verweist auf einen Vorteil, den er noch hat. Falsche Gelassenheit? Die Szene streitet.
Im Frühjahr war Tadej Pogacar der haushohe Favorit auf den Sieg der diesjährigen Tour de France. Doch Jonas Vingegaard hat aktuell gute Chancen, seinen Vorjahreserfolg zu wiederholen.
mhoffmann
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Tadej Pogacar hat im Gigantenduell den nächsten Nadelstich im Gigantenduell der Tour de France gesetzt. Ist er dabei, Titelverteidiger Jonas Vingegaard zu zermürben? Oder kann es der Däne im Gelben Trikot cool hinnehmen?

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Unmittelbar nach der 9. Etappe der Tour am am mythischen Puy de Dome ist ein Kampf um die Deutungshoheit der Geschehnisse entbrannt. Während Pogacar sich genüsslich in der Rolle des Jägers sonnt, kontert Vingegaard mit demonstrativer Gelassenheit.

Berechtigte oder falsche Gelassenheit? Wer spielt das Psychospiel besser? Innerhalb der Szene gehen die Meinungen auseinander. Vingegaard und sein Team Jumbo-Visma bekommen einmal mehr einige Warnrufe zu hören - unter anderem auch einmal mehr von Lance Armstrong.

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Vingegaard und Pogacar ringen um Deutungshoheit

Mit 17 Sekunden Vorsprung geht Vingegaard in den heutigen Ruhetag in Clermont-Ferrand, acht Sekunden hat der Slowene Pogacar vom Rennstall UAE Emirates bei der atmosphärischen Rückkehr der Tour an den erloschenen Vulkan allerdings aufgeholt.

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„Es ist kein wirklicher Sieg, aber dennoch ein kleiner“, sagte Pogacar hinterher: „Als ich beschleunigte, sah ich Jonas Schatten auf der Straße, er war direkt hinter mir und versuchte, mein Tempo zu halten. Ich drückte weiter in die Pedale, drückte ein wenig härter.“

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Der zweimalige Tour-Champion hatte nach eigenen Angaben das Gefühl, den Puy de Dome „hochzufliegen“ und holte sich damit einmal mehr Rückenwind, nachdem er Vingegaard schon am Tourmalet 34 Sekunden abgenommen hatte - und damit alle verstummen ließ, die vorher glaubten, dass er noch unter den Folgen seines Handbruchs im Frühjahr leiden würde,

Vingegaard wiederum hakte den erneuten Zeitverlust schnell ab: „Das war echt hart heute, ich hatte nicht meinen besten Tag. Tadej war am Ende stärker, deswegen hat er sich das verdient“, sagte er - und richtete den Blick nach vorn: „Es kommen noch Etappen, die mir mehr liegen. Die vergangenen Profile waren mehr auf ihn zugeschnitten als auf mich. Deswegen musste ich da einfach so wenig verlieren, wie es geht. Aber ich freue mich schon auf die Alpen.“

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Armstrong: „Sie müssen die Blutung jetzt stoppen“

Mit Blick auf das vergangene Jahr hat Vingegaard einen Punkt: Der Schlüssel zu seinem Sieg war da sein Angriff am Col de Granon, mit dem er Pogacar fast drei Minuten abnahm, was letztlich mehr ins Gewicht fiel als die Sekunden, die er an anderen Tagen verloren hatte.

Trotzdem vernimmt Vingegaard nun Mahnungen, Pogacars aktuellen Lauf nicht auf die leichte Schulter zu nehmen - und Mutmaßungen, dass dieser an Vingegaards Psyche gehen könnte.

„Das sind zwei in Folge für Pogacar“, meinte der Armstrong in seinem Podcast The Move. Der US-Amerikaner, der vor dem Einsturz seines Doping-Systems Rekordsieger der Tour war, befand: „Wenn ich Jumbo wäre, wenn ich Vingegaard wäre: Der Trend geht in die falsche Richtung. Die Sekunden sind nichts, aber es ist eine mentale Sache. Mister Momentum ist nicht auf deiner Seite, Sie müssen diese Blutung jetzt stoppen.“

Was für Vingegaard mental eine Zusatzbelastung sei: „Er wird auf der Pressekonferenz 50 Fragen zu dem Thema gestellt bekommen und diese Perspektive wird da überwiegen. Das wird Mist für ihn sein.“

Tadej Pogacar (l.) sitzt Jonas Vingegaard im Gelben Trikot im Nacken
Tadej Pogacar (l.) sitzt Jonas Vingegaard im Gelben Trikot im Nacken

Voigt sieht „absolute Pattsituation“

Eine etwas andere Einschätzung gab bei Eurosport Bernhard Eisel, der Sportliche Leiter von Bora Hansgrohe ab: Er lobte Vingegaard für die Art und Weise, wie er Pogacars Angriffen bislang standhielt: „Er bleibt am Ball.“ Eisel warf dafür kritische Fragen in Richtung von Vingegaards Team aus, das sich aus seiner Sicht verzetteln könnte beim Versuch, sowohl den Gesamtsieg für Vingegaard als auch Etappen- und Sprintsiege für Wout van Aert zu erzielen: „Sie brennen die Kerze an beiden Seiten an.“

Ein völlig offenes Rennen sieht derweil Eisels Experten-Kollege Jens Voigt, der „ein perfektes Unentschieden“ und eine „absolute Pattsituation“ zwischen Vingegaard und Pogacar.

Am Dienstag geht die Tour de France mit der eher mittelschweren Etappe zwischen Vulcania und Issoire weiter, wo Vingegaard und Pogacar sich taktisch zurückhalten könnten. Den nächsten großen Showdown dürfte es spätestens am Freitag geben, wenn noch vor den ersten Alpen-Etappen der Anstieg am Grand Colombier im Juragebirge ansteht.