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"Lachhaft": Hat es die ARD bei der Tour de France mit Lipowitz übertrieben?

Kritik an der ARD wegen Lipowitz

Der von Florian Lipowitz verursachte Hype beschert dem Sender die besten Tour-de-France-Quoten seit langem - aber auch teils scharfe Vorwürfe, zu viel Fokus auf den Deutschen gelenkt zu haben.
Die Tour de France 2025 ist beendet. Tadej Pogacar sichert sich den verdienten Sieg der Tour, Florian Lipowitz beschert Deutschland das erste Podium seit 2006.
Der von Florian Lipowitz verursachte Hype beschert dem Sender die besten Tour-de-France-Quoten seit langem - aber auch teils scharfe Vorwürfe, zu viel Fokus auf den Deutschen gelenkt zu haben.

Der starke Auftritt von Radprofi Florian Lipowitz bei der Tour de France hat der ARD die erfolgreichsten TV-Quoten seit Jahren beschert - aber auch einige kontroverse Reaktionen, was die Berichterstattung über den deutschen Shootingstar angeht.

In den klassischen und sozialen Medien gab es wiederholt Kritik, dass der Sender den Hype um Lipowitz zu weit getrieben hätte - die von der ARD nicht unbeantwortet blieb.

„Lachhaft“: ARD bekommt Kritik wegen Lipowitz-Hype ab

„Seit der ersten Etappe der Tour de France wird in den Übertragungen so von Lipowitz geschwärmt, dass man, wenn man für jede Schwärmerei einen Euro bekommen hätte, sich jetzt wohl ein Ticket für ein ‚Exklusives Wochenende mit Jan Ullrich‘ kaufen könnte, das im September veranstaltet wird (Kosten: 5100 Euro pro Person)“, spottete die Frankfurter Allgemeine Zeitung in einem am Samstag veröffentlichten Kommentar.

Der Autor der FAZ wunderte sich besonders über einen Beitrag auf dem Instagram-Account der Sportschau, der betitelt war als „Einfach Maschinowitz!“ - das sei „nicht zum Lachen, sondern lachhaft“: „So war einem – so verständlich es ist, dass ein deutscher Sender einen deutscher Fahrer hervorhebt (und Lipowitz‘ Leistung war hervorhebenswert) – das Lachen dann doch schnell vergangen. Weil sich Etappe für Etappe der Eindruck verfestigte, dass auch die Journalisten nur noch Darsteller sind."

Diverse Wortmeldungen von Zuschauern in sozialen Medien wie X und Bluesky hatten einen ähnlichen Tenor, die ARD stand dabei eher im Fokus als das ebenfalls übertragende Eurosport. Teilweise wurde den Senderverantwortlichen auch vorgeworfen, Lipowitz‘ Erfolg zu gefährden, indem er durch zu viel persönliche Aufmerksamkeit unnötig den Erwartungsdruck auf ihn erhöht hätte.

ARD gab im Tour-Podcast Kontra

Schon in der Mitte der Tour hatte die ARD in ihrem Podcast Tourfunk zu dem Vorwurf Stellung genommen - und sich dagegen verwahrt.

„Wir kriegen viel Post von euch, manche von euch sagen: Wir machen einen zu großen Hype um Florian Lipowitz“, stellte Moderator Moritz Cassalette fest - und verwies darauf, dass es der Job der Journalisten sei, den Fokus darauf zu lenken, wenn ein deutscher Fahrer beim größten Radrennen der Welt ums Podium kämpfe.

„Wir gehen sehr behutsam und respektvoll mit ihm um“, fügte Cassalette hinzu: „Aber es ist auch nicht unsere Aufgabe als Journalisten, schützende Hände über ihn zu legen. Er ist Gegenstand unserer Berichterstattung, Top-Sportler. Wir müssen uns manchmal etwas bremsen, nicht zu viel von ihm zu erwarten, aber mir ist wichtig zu sagen: Wir machen hier unseren Job und natürlich ist es jetzt ein Hype - aber den verursacht er selber.“

Der mit Cassalette am Mikrofon sitzende Michael Antwerpes ergänzte: „Wir hypen ihn ja auch nicht hoch, wir ordnen es ja ein.“

Beste TV-Quoten seit 2015

Sicher ist: Dem Zuschauerinteresse an der Tour hat der Hype um Lipowitz nicht geschadet. Während der dreiwöchigen Live-Übertragung erreichte der öffentlich-rechtliche Sender einen Marktanteil von durchschnittlich 13,5 Prozent. Diese ist nach ARD-Angaben der beste Wert seit 2015.

Die 14. Etappe am Samstag, 19. Juli, von Pau nach Luchon-Superbagnéres erreichte mit 1,82 Millionen Zuschauerinnen und Zuschauern und bis zu 27,8 Prozent Marktanteil die besten Zahlen. Im Schnitt lag die Sehbeteiligung bei 1,23 Millionen.

„Die Begeisterung rund um die diesjährige Tour de France der Männer war überwältigend - ein klares Zeichen für das wachsende Tour-Fieber in Deutschland. Einen großen Anteil daran hat sicherlich Senkrechtstarter Florian Lipowitz, aber ebenso unsere vielseitige Berichterstattung auf allen Ausspielwegen“, sagte Martin Grasmück, Intendant des Saarländischen Rundfunks, der für die ARD federführend die Berichterstattung verantwortet.

Lipowitz hatte die Tour hinter Gesamtsieger Tadej Pogacar (Slowenien) und dem Dänen Jonas Vingegaard auf dem dritten Platz abgeschlossen.

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Mit Sport-Informations-Dienst (SID)